Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

ALBEN/122: "Adam - Das Leben beginnt um 6:40" (SB)


Brian Basset


Adam - Das Leben beginnt um 6:40



"Laura, kannst du bitte heute Abend zum Elternabend gehen?
Ich bin platt."

"Tja, ich auch. Ich arbeite hart, weißt du."

"Ich bin müder. Wir können darum Fingerhakeln."

"Ich bin dabei."

"Ha! Ich habe gewonnen! Genieße den Elternabend!"

"Häh! Ich dachte, wir hakeln, um zu sehen, wer müder ist!!? ...
Ich war so kaputt, daß ich nicht mal meine Finger krümmen konnte."


Adam ist Hausmann. Während seine Frau tagsüber ihrem Beruf nachgeht, kümmert er sich um Haushalt und Kinder - kein leichter Job, wie jeder bestätigen kann, der selbst in dieser Position ist. Adams Alltag besteht aus Windelnwaschen, Essen kochen, abwaschen, einkaufen, Kinder hüten etc. Daß er eigentlich ein Schlaffi und zudem ziemlich faul ist, läßt sich mit den mannigfaltigen Tätigkeiten, die Haushalt und Kindererziehung so mit sich bringen, kaum vereinbaren. In der Folge ist Adam in der Hauptsache müde, was denn auch in den vielen Geschichten (siehe Beispiel oben) Thema ist.

Adams Bemühungen, trotz häuslicher Pflichten Anteil am kulturellen Geschehen zu nehmen, stranden häufig schon im Vorfeld. So beschließt die von ihm gegründete Literaturgruppe lieber Videos zu besprechen, da keiner Zeit hat, ein Buch zu lesen. Ihr erstes Video ist "Terminator I". Auf Lauras Einwand: "'Terminator I' war niemals ein Buch!" entgegnet Adam lahm: "Wir sind der Meinung, es ist vergriffen". Ansonsten kann man Adam dabei beobachten, wie er mit einem Berg von Einkaufstüten bepackt ("So! Jetzt muß ich nicht ein zweites Mal laufen!") am Türschloß fummelt, was natürlich in einem Riesenchaos endet, da er es mangels freier Sicht an der Tür des Nachbarhauses probiert hat, beim Training auf dem Heimrad - mit Helm, denn er möchte nicht noch einmal die Stehlampe auf den Kopf bekommen, die seine quirligen Sprößlinge beim Toben umgerissen haben, oder beim nächtlichen Schlemmen in der Küche, nachdem er seinem Töchterchen eine Gutenacht-Geschichte vorgelesen hat, in der sich alles um Essen drehte.

Die flockig-locker gezeichneten "Adam"-Strips von Brian Basset sind ohne Zweifel professionell, nett anzusehen und rufen durchaus den einen oder anderen Schmunzler hervor, insgesamt fehlt ihnen aber - wie den Protagonisten auch - der rechte Schwung. Ein wenig zu alltäglich und banal muten die Dialoge mitunter an, etwa wenn Laura ihren Mann fragt: "Adam, warum ißt du die kalten Reste vom Chop-Suey direkt aus der Schachtel?" - "Hä? Es schmeckt besser so. Genauso wie Kuchen am besten schmeckt, wenn man ihn Stückchen für Stückchen nachts direkt aus dem Kühlschank ißt." Ihre Erkenntnis: "Mann bin ich naiv. Ich dachte, du wolltest nur keinen Teller schmutzig machen." ist zwar folgerichtig, aber leider zu nah am öden Alltag.


Erstveröffentlichung am 15. April 2005

12. Dezember 2006


Adam - Das Leben beginnt um 6:40
Brian Basset
Achterbahn, Kiel 2004
128 Seiten, sw., 21,5 x 21,5 cm, Softcover, 10,- Euro
ISBN 3-89982-237-4