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ANTIQUARIAT/069: "Raubtiere" von Jean Dufaux und Enrico Marini (SB)


Jean Dufaux, Enrico Marini


Raubtiere - Jäger der Nacht



"Es ist lange her, da wurde in einer dürren Gegend mit blutroter Erde eine wichtige Versammlung einberufen. Sie fand im Schloß von Esparaglias statt. Dort trafen sich die Herren des Landes mit unser aller Meister, Don Miguel y Certa. Dieser hatte darauf gedrungen, all seine Verbündeten zu versammeln, um ihnen eine unerhörte Botschaft zu verkünden, die auf immer den Lauf unseres Schicksals verändern sollte. Don Miguel sprach lange ..."

Viele Jahre hindurch regierten sie die Stadt und es herrschte Ordnung - ihre Ordnung - bis die Raubtiere kamen. In blutrotes Leder gekleidet, streifen Bruder und Schwester durch die Nacht. Im Bund mit der Macht der Vergangenheit befinden sie sich, im Unterschied zu den bisherigen Herren der Stadt, im Vollbesitz ihrer Kräfte. Und so verzeichnet die eigentlich unsterbliche Rasse ihre ersten Toten. Jeder einzelne von ihnen kam durch eine Nadel zu Tode, die hinter dem rechten Ohr eingestochen wurde - dort, wo als Zeichen ihrer Degeneration und Schwäche eine Zyste zu sehen ist.

Lieutenant Vicky Lenore, die zusammen mit ihrem Kollegen Benito Spiaggi den mysteriösen Zysten-Morden nachgeht, wird tiefer in die Ereignisse verstrickt, als ihr lieb ist. Nicht nur ihr Vorgesetzter Jack Figges und ihr Polizeikollege und heimlicher Geliebter Barnes, sogar ihr eigener Bruder, der sie, wie sie viel zu spät merkt, hinterhältig verrät, hat ebenfalls eine Zyste hinter dem Ohr ...

Im zweiten Album der Reihe, in das wir beispielhaft einen Blick werfen wollen, erfährt man mehr über die Hintergründe, die einst zur Spaltung der Vampirrasse führten. Während die meisten sich auf jener schicksalhaften Versammlung für das Tageslicht und die weltliche Macht entschieden und damit - damals noch ohne es zu wissen - ihre schleichende Degeneration in Kauf nahmen, kehrte Don Molina sich von seinen Brüdern und Schwestern ab und zog es vor, der ungezügelten Wildheit und der Dunkelheit treu zu bleiben. Bevor er wegen seines Entschlusses von den anderen gerichtet wurde, gelang es ihm, seine Kinder Drago und Camilla in Sicherheit zu bringen. Sie sind es nun, die mit allen ursprünglichen Fähigkeiten ausgestattet, ihre degenerierten Artgenossen für den Mord an ihren Eltern richten.


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Nach "Gipsy" und "Der Skorpion" startete im Juni 2002 mit "Raubtiere - Jäger der Nacht" die dritte Serie des Zeichners Enrico Marini auf dem deutschen Markt. Der Fantasy-Thriller nach einem Szenario von Jean Dufaux (u.a. "Das verlorene Land" mit Rosinski) spielt im New York unserer Tage und vereint, wie auch Marinis andere Serien, spannende Action mit Mystik und okkulten Geheimnissen. Auch wenn Marini stets mit den gleichen Akteuren zu arbeiten scheint, die sich nur andere Kostüme anziehen, spielen die durchweg von bekannten Szenaristen konzipierten Geschichten ("Gipsy" - Thierry Smolderen, "Der Skorpion" - Stéphen Desberg) in sehr unterschiedlichen Milieus und ziehen den Leser stets in ihren Bann. So wie man den atmosphärisch dichten, in Aquarelltechnik gearbeiteten Bildern den erfahrenen Comiczeichner ansieht, merkt man der Geschichte der versierten Szenaristen an. Jean Dufaux versteht es geschickt, einzelne Erzählstränge aufzunehmen, sie teilweise zu verknüpfen, einige aber auch - als Köder für den Leser, der, begierig nach weiteren Informationen, kaum das Erscheinen des nächsten Bandes erwarten kann - erst einmal beiseite zu lassen.

Bisher sind vier Bände der Serie erschienen.

5. Februar 2008


Raubtiere - Jäger der Nacht
56 Seiten, Softcover, farbig, Großformat, 12,- Euro
Carlsen Verlag, Hamburg, ab August 2002
Band 1 ISBN 978-3-551-76331 0
Band 2 ISBN 978-3-551-76332 7
Band 3 ISBN 978-3-551-76333 4
Band 4 ISBN 978-3-551-76334 1