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ANTIQUARIAT/087: "Die Potamoks" von Joann Sfar und José Luis Munuera (SB)


Joann Sfar, José Luis Munuera


Die Potamoks

Band 1 "Terra Incognita"



Der von einem bunt gemischten Völkchen bewohnte Archipel Eurysthe wird vom Geyron regiert, einer Art demokratisch gewähltem Rat, dem drei der Ältesten des Archipels vorstehen. Die Eurystheer leben in völliger Abgeschiedenheit vom Rest der Welt um sie herum. Die Seeleute befahren zwar die Küstengebiete um die Inseln herum, haben sich aber noch nie auf das weite Meer hinausgewagt. Da die Eurystheer ein friedliebendes Volk sind und keinerlei Eroberungsgelüste hegen, hat dies auch noch nie jemanden gestört. Bei jedem Neumond tritt der Geyron zusammen, um sich über die neuesten Erkenntnisse in den wissenschaftlichen Disziplinen ins Bild setzen zu lassen.


Vor dieser ehrwürdigen Versammlung trägt Professor Plubius Plutus sein Anliegen vor. Er leitet ein kleines Laboratorium, in dem er die Forschungen seines Vorgängers und Lehrmeisters, des verstorbenen Carlos Lamarck weiterführt. Während dieser nachwies, daß der Mensch ein Nachkomme eines Vorfahren der Affen ist, kam Plutus weiter zu der Auffassung, daß sich auch aus anderen Tierarten intelligentes Leben entwickelt haben könnte. Daher beantragt er die Ausrüstung für eine Expedition, um seine Hypothese zu überprüfen. Die Ratsherren sind zunächst sehr skeptisch, lassen sich schließlich aber doch von den Ausführungen des Professors überzeugen.

Leider sind sie in Fragen der Finanzierung und Ausrüstung des geplanten Schiffes nicht so großzügig wie erhofft und auch nicht bereit, die von Plutus ausbedungenen dreißig kriegserprobten und bewaffneten Männer für dieses gewagte Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Lediglich zehn Insassen des Asyls von Hermes darf der Professor mit auf die Reise nehmen. Nachdem es noch innerhalb der Anstaltsmauern zu einigen Zwischenfällen mit der "an sich harmlosen", vom Anstaltsleiter persönlich zusammengestellten Gruppe kommt, darf Plubius sich wenigstens den Ersatz für die dabei zu Tode gekommenen vier Männer selbst aussuchen. Seine Wahl fällt auf den alten Guru Silas und seine Schüler Yoram und Aulis, die man wegen Ketzerei dort eingesperrt hatte, sowie Kommandant Saturn, den ehemaligen Anführer der Bogenschützen von Eurysthe.

Endlich unterwegs, treffen Plutus und seine Mannschaft auf ein fremdes Schiff. Es ist von so gigantischen Ausmaßen, daß es sie schlicht und einfach über den Haufen fährt. Nur durch eine glückliche Fügung - und die Kunst des Gurus Silas - gelingt es den Leuten des Professors, heil an Bord zu gelangen. Die Freude des Profesors über die Entdeckung einer neuen Zivilisation findet ein jähes Ende, als er und seine Leute erfahren, mit wem sie es zu tun haben: Sie befinden sich auf einem Kriegsschiff des Herrschers von Ägypten, unterwegs im Auftrag, die unbekannte Welt zu erforschen, zu unterwerfen und zu kolonisieren.

Plutus und seine Leute werden als Gefangene in ein Verließ gesperrt, doch es gelingt den beiden pfiffigen Zauberschülern, unbemerkt zu entkommen und das Schiff zu erkunden. Dabei entdecken sie andere, entfernt menschenähnliche Wesen, die dort als Sklaven mißbraucht werden. Ihrem Aussehen nach stammen sie von Schweinen ab - die Theorie des Professors ist hiermit bestätigt. Plutus und seine Leute brechen aus ihrem Gefängnis aus und befreien die "Potamoks", wie der Professor sie nennt...

Ein abgedrehtes Szenario in ebensolcher Optik - die "Potamoks" sind bestimmt nicht nach jedermanns Geschmack, zumal es dort spätestens ab dem Moment, wo die Schweineabkömmlinge ins Spiel kommen, ausgesprochen blutrünstig zugeht. Auch sollte man sich von logischen Brüchen und Ungereimtheiten nicht allzu sehr stören lassen.


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JOANN SFAR wurde 1971 in Nizza geboren. Er studierte u.a. Philosophie und Malerei. Seine ersten Veröffentlichungen kamen in dem von der französischen Künstlervereinigung L'Association herausgebrachten Magazin "Lapin" heraus. 1996 entstand seine erste Albenreihe. Die "Potamoks" waren sein erstes Projekt, bei dem er für einen anderen Zeichner die Texte schrieb.

JOSÉ LUIS MUNUERA kam 1972 in Südspanien zu Welt. Ein Studium der angewandten Kunst brach er nach fünf Jahren ab, weil ihn die Lehrinhalte nicht befriedigten; er sah seine großen Vorbilder eher in Giraud oder Uderzo als in klassischen Künstlern. Mit den "Potamoks", seinem Debüt in der Comic-Szene, erfüllte sich Munuera den lang gehegten Wunsch, einmal ein Album bei einem der großen französischen Verlage herauszubringen.

17. Juni 2008


Die Potamoks
von Joann Sfar und José Luis Munuera
Carlsen Verlag, Hamburg, 1997-1998
jeweils 48 Seiten, Softcover, farbig
damaliger Preis 18,90 DM (Band 1 und 2) bzw. 19,90 DM (Band 3)
Band 1 "Terra Incognita" ISBN 3-551-73101-2
Band 2 "Die schwarzen Witwen" ISBN3-551-73102-0
Band 3 "Die Wüste und wir" ISBN 3-551-73103-9