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ANTIQUARIAT/108: "Megalex" von Alexandro Jodorowsky und Fred Beltran (SB)


Alexandro Jodorowsky, Fred Beltran


Megalex

Band 2 "Der mißgestaltete Engel"



Megalex - das große Gesetz - herrscht auf dem gigantischen Stadtplaneten der Königin Marea. Hier sind alle natürlichen Lebensweisen, eingeschlossen der Vermehrung von Menschen oder Pflanzen, verboten. Reglementiert ist auch die Lebensdauer seiner Bewohner entsprechend ihrer sozialen Funktion. So dürfen, wohl aus der Befürchtung heraus, sie könnten anfangen eigenständig zu denken, Polizisten nur 400 Tage lang leben, gemeine Stadtbewohner 40 Jahre, Adlige 400 Jahre und die Königin 4000 Jahre lang. Ernährt wird die Bevölkerung mit künstlichem Manna, das von großen Versorgungsschiffen über der Stadt abgeworfen wird. Unterbrochen wird die Stadtlandschaft nur an zwei Orten: An dem einen befinden sich die Reste eines primitiven Urwaldes, der andere ist der violett gefärbte "Tote Ozean". Von einigen Rebellen, "Verweigerer" genannt, wird diese künstliche Ordnung erbittert bekämpft.

Nachdem der erste Band die dramatische Flucht eines im Reagenzglas gezeugten Polizisten schilderte, der wegen seines abnormem Riesenwuches eigentlich sofort vernichtet werden sollte, setzt der Folgeband nun seine Geschichte fort. "Anomalie", wie er mangels eines besseren Namens zunächst genannt wird, wird von den Verweigerern aufgenommen und lernt ihre Lebensweise kennen. Bevor allerdings seine Kontrollkralle entfernt werden kann, die ihn nach Ablauf seiner ihm zugemessenen 40 Tage unweigerlich töten wird, muß es ihm gelingen, seine negativen Schaltkreise zu besiegen, die in Konflikt zu seinem realen Bewußtsein stehen - eine schmerzhafte Auseinandersetzung beginnt ...

Mit "Megalex" entwarf der Autor und Filmemacher Alexandro Jodorowsky, der u.a. die Szenarien zu "John Difool", "Die Meta-Barone" und "Die Techno-Väter" schrieb, eine moderne SF-Saga, die, laut Ankündigung, "mit einem düsteren Gesellschaftsentwurf, einer spannenden Erzählweise und beinharten Action-Sequenzen aufwartet". Die Grafik stammt von dem Computer-Künstler Fred Beltran, der auch schon an "Die Techno-Väter" mitwirkte.

Wer abgedrehte Geschichten liebt und bereit ist, dafür den einen oder anderen unvorhersehbaren Gedankensprung mitzumachen, wird an "Megalex" seinen Spaß haben. Doch auch wenn man sich mit dem computergenerierten Zeichenstil anzufreunden vermag, der hier wohl auch bewußt eingesetzt wurde, um den besagten düsteren Gesellschaftsentwurf stimmungsvoll in Szene zu setzen, machen die perfekt bis in jede Rundung ausgestalteten Figuren, die, von der zartgebauten Widerständlerin bis zum hünenhaften Recken, allesamt schwerelos auf Zehenspitzen dahinzuschweben scheinen, ihre mangelnde Körperhaftigkeit, über die auch kein zeichnerisches Detail hinwegzutäuschen vermag, umso auffälliger deutlich.

Leider sind bisher nur zwei Bände der Reihe erschienen (1999 und 2002), nach nunmehr sechs Jahren Pause kann man inzwischen wohl kaum noch damit rechnen, daß "Megalex" jemals fortgesetzt wird.

12. Dezember 2008


Megalex (2) "Der mißgestaltete Engel"
Alexandro Jodorowsky, Fred Beltran
Carlsen Verlag, Hamburg, Juli 2002
56 S., Softcover, farbig, 10,- Euro
ISBN 3-551-76321-6
Megalex (1) "Die Anomalie" ISBN 3-551-74451-3