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FILM/601: "Felidae" - Düsterer Katzenkrimi für Erwachsene (SB)


Seiner Zeit voraus ...

"Felidae" - Düsterer Katzenkrimi für Erwachsene


Er war seiner Zeit voraus und wahrscheinlich deshalb an den Kinokassen auch nur mäßig erfolgreich: "Felidae" (lat. = Katze), der Film zu dem 1989 erschienen gleichnamigen Katzenkrimi von Akif Pirinçci, der 1994 in die deutschen Kinos kam. "Felidae" wurde - ein neuer Trend im Bereich Zeichentrick, den auch Disney seinerzeit mit den Filmen "Aladdin" und "Der König der Löwen" in Ansätzen verfolgte - für Erwachsene konzipiert. In diesem Film treten keine niedlichen Kätzchen mit großäugigen Gesichtern im Kindchenschema auf, die verschmust ihren Besitzern um die Beine streichen, nein, ein knallharter Krimi wurde hier verfilmt, dessen verwickelte Story ihrem Genre alle Ehre macht.

Der sympathische Francis, ein aufgeweckter und intelligenter Kater, ist mit seinem etwas trotteligen Besitzer Gustav in eine neue Wohnung gezogen, die in einer baufälligen alten Villa liegt. Die Villa ist Francis von Anfang an unheimlich, er spürt, daß hier einst furchtbare Dinge geschehen sein müssen. Gleich zu Beginn macht er Bekanntschaft mit Blaubart, einem verkrüppelten alten Streuner, der Francis einen "kalten Sack" zeigt - schon die vierte tote Katze, die er grausam zugerichtet im Revier gefunden hat. Blaubart vermutet, daß ein katzenhassender "Dosenöffner", wie er die Menschen verächtlich nennt, die Morde auf dem Gewissen hat, doch die Perfektion, in der der tödliche Nackenbiß ausgeführt wurde, meint Francis, läßt nur den Schluß zu, daß der Täter in den eigenen Reihen zu finden ist.

Die beiden tun sich zusammen, um die Fälle von Katzenmord aufzuklären. Blaubart weiht Francis in alles ein, was er bisher herausgefunden hat und macht ihn mit Pascal bekannt, einem älteren Kater, der sich ebenfalls mit der Aufklärung der Morde beschäftigt. Heimlich benutzt er den Computer seines Besitzers, um Informationen zu sammeln und auszuwerten. Francis ist zunächst schwer beeindruckt, spürt aber bald, daß irgendein düsteres Geheimnis Pascal umgibt. Auch im Revier fallen ihm merkwürdige und beunruhigende Dinge auf, wie zum Beispiel die Tatsache, daß es hier auffällig viele verkrüppelte Katzen gibt.

Eher zufällig, bei einer nächtlichen Rattenjagd, entdeckt Francis im Keller der unheimlichen Villa das alte Tagebuch eines Wissenschaftlers, welches ihm so mancherlei Aufschluß bietet. So erfährt er zum Beispiel, daß in diesem Gebäude vor etwa zehn Jahren grausame Tierversuche mit Katzen angestellt wurden - hier lag also der Grund für seine instinktive Abneigung gegen dieses Haus. Eine der Versuchskatzen schien für die Wissenschaftler etwas Besonderes darzustellen: Das arme Tier, anscheinend eine Mutation, war das einzige Lebewesen, bei dem der "Klebstoff", den man entwickeln wollte, um Wunden problemlos heilen zu können, funktionierte. Wieder und wieder wurde es unter unendlichen Leiden operiert.

Über das weitere Schicksal seines Artgenossen kann Francis zunächst nichts in Erfahrung bringen, denn die Tagebuchaufzeichnungen des anscheinend im Laufe der Monate wahnsinnig gewordenen Wissenschaftlers brechen irgendwann ab. Doch was haben die Morde der jüngsten Zeit mit den damaligen Ereignissen zu tun? Für Francis steht fest, daß es eine Verbindung geben muß ...


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Die Figuren für Felidae, die bis dahin teuerste in Deutschland hergestellte Zeichentrickproduktion, wurden im klassischen Einzelbildverfahren hergestellt, das sich immer noch am besten eignet, um die komplexen Bewegungsabläufe von Lebewesen darzustellen. Computeranimationen wurden nur zur Unterstützung von bestimmten Szenen eingesetzt, wenn beispielsweise als Special Effect ein Schneesturm übergeblendet werden mußte, denn nach Meinung der Filmemacher von der Trickcompany des Regisseurs Michael Schaak eignen sich zwar für die Bewegung von technischen Gegenständen wie etwa Autos, die sich in einem starren Schema bewegen, doch um die geschmeidigen Bewegungsabläufe der Felidae-Katzen darzustellen, genügte diese Technik den Ansprüchen nicht.

Besonderer Wert wurde auch darauf gelegt, die einzelnen Katzen-Charaktere differenziert auszuarbeiten, denn der Zuschauer sollte sich die Darsteller gut einprägen können. In klassischer Manier flächig gezeichnet, bewegen sie sich vor den mit weichen Konturen und Farbverläufen aufwendig gestalteten Hintergründen und heben sich dadurch gut von der Umgebung ab. Da die graphische Gestaltung der Thematik angepaßt ist, bekommt der Film eine besondere Atmosphäre. Sie ist ernster, düsterer und bedrohlicher als man es von einem gewöhnlichen Zeichentrickfilm her kennt.

Wer also "Felidae" noch nicht gesehen haben sollte, für den lohnt sich der Film, für den man den Roman nicht unbedingt kennen muß. Nur Kinder sollte man an dem Vergnügen nicht teilhaben lassen; die zum Teil recht grausamen Szenen sollte man ihnen nicht antun.

16. Oktober 2008