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PORTRAIT/007: Hal Foster, Zeichner von "Tarzan" und "Prinz Eisenherz" (SB)


Harold Rudolph Foster


Harold Rudolph Foster gilt unbestritten als einer der Zeichner, die Comic-Geschichte gemacht haben. Unter dem Namen "Hal" Foster zeichnete er gleich zwei Serien, die zu Weltruhm gelangten, "Tarzan" nach dem Roman von Edgar Rice Burroughs und seine eigene Erfindung, die Rittersaga "Prince Valiant", die bei uns als "Prinz Eisenherz" bekannt geworden ist. Bemerkenswert ist auch der Lebenslauf Hal Fosters, der mitunter recht abenteuerlich anmutet und ihm bei der Ausgestaltung seiner Geschichten so manchesmal als Anhaltspunkt gedient haben mag.

Harold Foster wurde am 16. August 1892 in Halifax, Kanada, geboren. Halifax, das auf der Halbinsel Neuschottland liegt, ist umgeben von Meer und wilder Natur. Kein Wunder also, daß schon der zehnjährige Junge in seinem kleinen Boot vor der Küste kreuzte, zumal zu seinen Vorfahren einige Seefahrer zählten. Im Alter von 14 Jahren verdiente er sich sein erstes Geld als Fallensteller in den Wäldern seiner Heimat. Noch im selben Jahr zog er mit seiner Familie weiter in den Westen. Neben der Schule und seiner Arbeit als Zeitungsjunge begann er Boxunterricht zu nehmen. Er war in diesem Sport bald so erfolgreich, daß er auch an professionellen Boxkämpfen teilnahm.

Mit 18 Jahren, im Jahre 1910, brach Hal Foster die Schule ab, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Seiner ersten Tätigkeit in einem Büro blieb er allerdings nicht lange treu; er ging kurzerhand für einige Tage auf Entenjagd und erklärte seinem wutschnaubenden Chef hinterher, das sei ihm eben wichtiger gewesen. Hal Foster stand nun auf der Straße und mußte sich eine neue Arbeit suchen. Da er schon immer gerne gezeichnet hatte, bewarb er sich um eine Stelle als Reklamezeichner bei einem Versandhaus. Er bekam den Job und blieb, bis man ihn während der schweren Wirtschaftkrise 1913 entließ.

Mit knapp 21 Jahren schlug Harold Foster sich nun als freier Mitarbeiter durch und zeichnete für verschiedene Zeitungen. Etwa zu dieser Zeit lernte er auch seine spätere Ehefrau kennen. Er heiratete und bekam zwei Söhne. Um seine Familie versorgen zu können, arbeitete Foster als Jagdführer in weitabgelegenen Gebieten von Ontario und Manitoba. Aus dieser Zeit behielt er eine Ladung Schrotkugeln in den Beinen, die ihm ein angetrunkener Trapper verpaßt hatte. 1917 steckte Harold Foster sich einen vielversprechenden Goldclaim ab, der ihm unter Umständen großen Reichtum eingebracht hätte. Drei Jahre später jedoch, Foster war inzwischen 28 Jahre alt, wurde ihm der Claim wieder abgejagt.

Nach diesem Ereignis kehrte Harold Foster der Wildnis den Rücken, um nun endgültig eine Laufbahn als Zeichner einzuschlagen. 1921 reiste die ganze Familie mit dem Fahrrad ins 1000 Kilometer entfernte Chikago. Dort studierte Foster am Art Institute und an der National Academy of Design. Nach dem Abschluß seines Studiums wurde er innerhalb kürzester Zeit ein gefragter Grafiker und Illustrator. Er arbeitete für Verlage und in der Werbung.

1928 erhielt Hal Foster das Angebot, den damals ausgesprochen erfolgreichen Roman "Tarzan of the Apes" (Tarzan von den Affen) von Edgar Rice Burroughs, von dem bereits eine Reihe von Fortsetzungen erschienen war, als Bildergeschichte für Tageszeitungen zu bearbeiten. Die erste Folge des "Tarzan"-Comics erschien am 7. Januar 1929, am selben Tag wie die Comic-Serie "Buck Rogers". Für die Comic-Geschichte war dieses Datum insofern bedeutungsvoll, als es sich bei diesen beiden Serien um die ersten Abenteuer-Comics überhaupt handelte. Sie sind somit die Urahnen aller Comics dieses Genres.

Die erste "Tarzan"-Serie, die sofort ein voller Erfolg wurde, bestand aus 60 Streifen zu jeweils fünf Bildern mit einem darunter geschriebenen Text. Sprechblasen und zahlreiche andere Stilmittel des Comics wie Geschwindigkeitslinien, Lautworte oder die Verwendung von graphischen Symbolen ("Sterne vor den Augen", "Schweißtropfen" etc.) gab es bei "Tarzan" nicht. Diesen Stil behielt Harold Foster auch später bei seinem Ritterepos "Prinz Eisenherz" bei.

Nach den ersten 60 Strips gab Hal Foster "Tarzan" zunächst an den Zeichner Rex Maxon ab, der allerdings weitaus weniger gut beim Publikum ankam - sein Stil wirkte recht steif und hölzern. Man bot Foster einen sehr guten Vertrag, und er übernahm die Serie noch einmal für einige Zeit. Er zeichnete nun für die Sonntagsbeilagen der Tageszeitungen, die sogenannten "Sonntagsseiten".

Harold Foster war es jedoch nach einiger Zeit endgültig leid, ständig einen Helden zu zeichnen, den er nicht selbst erfunden hatte. Außerdem schwebte ihm schon länger die Idee eines Ritter-Comics vor. Um sie publik zu machen, baute er daher in eines seiner "Tarzan"-Abenteuer eine Horde von Wikingern ein - und hatte damit prompt Erfolg: King Features Syndicate, ein Pressedienst, der sich auf Comics spezialisiert hatte, zeigte Interesse an dem Thema. 1936 gab Hal Foster die "Tarzan"-Serie endgültig an seinen Nachfolger Burne Hogarth ab, der sie ausgesprochen erfolgreich bis 1950 weiterführte.

Hal Foster widmete sich von nun an ausschließlich der Serie "Prince Valiant", die sein Lebenswerk werden sollte. Am 13. Februar 1937 erschien die erste Folge der Serie, die, von ihrer ersten Stunde an ein großer Erfolg, als einer der graphischen Höhepunkte in der Comic-Geschichte gilt. Schon allein vom Umfang her - von "Prinz Eisenherz" erschienen mehr als 2250 Folgen, 1700 davon hat Harold Foster selbst gezeichnet - wird sich kaum ein anderes Comic-Epos mit dieser Serie messen können; wenn man erst einmal die bis in die kleinsten Einzelheiten ausgefeilten, detaillierten, dabei aber dennoch immer lebendigen und graphisch einfach gelungenen Zeichnungen genauer studiert hat, wird man von dem großen Können dieses Zeichners um so mehr beeindruckt sein.

Die für einen Comic ungewöhnliche Form der Bildgestaltung, die Hal Foster einmal wählte und dann konsequent beibehielt, scheint auf den ersten Blick mehr Illustration als Comic zu sein. Gerade diese Form jedoch, in der der Text als erläuternder Block die realistisch gezeichnete Bildergeschichte ergänzt, verleiht der "Sage vom Singenden Schwert" wie die Erzählung von dem jungen Prinzen aus Thule auch genannt wird, einen besonders überzeugenden Anstrich von Authentizität.

Harold Foster zeichnete "Prinz Eisenherz" bis 1971. Danach gab er sie an John Cullen Murphy ab, der bereits im Jahr zuvor sein Assistent geworden war. Foster fertigte aber bis zu seinem Tod im Jahre 1981 weiterhin die Textvorlagen an.

20. Dezember 2006