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STECKBRIEF/013: Mutt & Jeff - Der erste Daily Strip


Mutt & Jeff - Der erste Daily Strip


Während man heutzutage unter einem "Zeitungsstrip" schwarzweiße, einzeilige Kurz- oder Fortsetzungsgeschichten in drei bis vier Bildern versteht, sahen die ersten Vertreter dieser Gattung noch ganz anders aus: Es handelte sich dabei um ganz- oder halbseitige Comics, die, meist in Farbe, einmal in der Woche in einer gesonderten Beilage erschienen. Diese Form hat sich bis heute in den Wochenendbeilagen der US-Zeitungen erhalten.

1904 erschien bereits ein Schwarzweiß-Strip namens "A. Piker Clerk", der aber schon nach wenigen Wochen wieder eingestellt wurde. Erst mit der auf Anhieb ausgesprochen beliebten und von Anfang an täglich erscheinenden Serie "Mr. A. Mutt Starts In to Play the Races" begannen die schwarzweißen "Daily Strips" sich durchzusetzen.

Nicht unwesentlich zum großen Erfolg der erstmals am 15. November 1907 im San Francisco Chronicle erschienenen Serie trug sicherlich die Tatsache bei, daß die im Pferderennmilieu spielende Serie zur Verbreitung von Renntips diente - was wohl auch der eigentliche Grund für ihr tägliches Erscheinen war. Zeichner Bud Fisher, selbst leidenschaftlicher Anhänger von Pferderennen, gab seine Tips über die Namen der Pferde weiter.

In den ersten Monaten agierte Titelfigur Mutt, ein großer, dürrer, etwas heruntergekommen wirkender Typ, der sinnfälligerweise leidenschaftlicher Wetter bei Pferderennen war, noch alleine, bis ihm Bud Fisher am 27. März 1908 seinen Kumpel Jeff zur Seite stellte, einen etwas verschrobenen, gutmütigen Dicken, der der festen Überzeugung war, für den Boxsport geboren zu sein. Die beiden waren von nun an unzertrennlich und gingen durch dick und dünn. Doch erst am 15. September 1915, als Fisher zu einem anderen Zeitungssydikat wechselte, benannte er die Serie in "Mutt und Jeff" um.

Die Serie löste sich schon bald vom Rennbahnmilieu und die beiden Protagonisten gingen fortan den verschiedensten Beschäftigungen nach, blieben dabei aber immer recht unkonventionelle Typen. Unter anderem wurden sie Schnapsschmuggler oder brachten zwischenzeitlich ein eigenes Skandalblättchen heraus. Auch ihre Teilnahme am ersten Weltkrieg als Kriegskorrespondenten war für die damalige Comic-Landschaft recht ungewöhnlich, da der Krieg in den meisten anderen Strip-Serien ausgespart blieb. Mit einfachen, aber zündenden Gags und einer gewollt paradoxen Komik war "Mutt and Jeff" bis weit in die 20er Jahre hinein eine der beliebtesten amerikanischen Serien.

Eigentlich schon etwas eher, endgültig aber nach dem Zweiten Weltkrieg, verflachte die Serie unter Bud Fishers Nachfolgern mehr und mehr zum reinen Familienstrip.


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Bud Fisher wurde unter dem Namen Harry Conway am 3. April 1885 in Chicago geboren. Nach der Schule studierte er zunächst, verließ die Universität aber, um als Illustrator zu arbeiten. Für den San Francisco Chronicle schuf er die Serienfigur A. Mutt, mit der er zunächst in den Tageszeitungen der Hearst-Gruppe großen Erfolg hatte. Nachdem sein Vertrag abgelaufen war, wechselte er 1915 zum Wheeler Syndicate. Hier bekam er ein für die damalige Zeit gigantisches Honorar von 1000 Dollar pro Woche für seine Arbeit. Nach einem weiteren Wechsel zum Bell Syndicate im Jahr 1921 erhöhte sich diese Summe sogar auf mehr als 4000 Dollar. Mit diesem Einkommen war Fisher wahrscheinlich der bestverdienendste Comic-Zeichner seiner Zeit.

Obwohl die Strips weiterhin von ihm signiert wurden, zeichneten seit 1919 Billy Liverpool und ab 1934 Al Smith die Serie. Von Bud Fisher sagt man, daß er selbst es späterhin vorzog, soviel Zeit wie möglich in seinem eigenen Rennpferdestall zu verbringen, den er sich nach 1915 zugelegt hatte. Fisher starb am 7. September 1954.