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STECKBRIEF/032: Das Phantom - Der erste maskierte Held (SB)


Das Phantom

Der erste maskierte Held


Im Jahr 1536 wird vor der Küste Westafrikas ein Handelsschiff von Seeräubern überfallen. Als einziger überlebt Jimmy Wells, der Sohn des Kapitäns, das Massaker. Am Grab seines Vaters beschließt er, sein Leben künftig in den Dienst des Guten zu stellen. Fortan kämpft er ruhelos und verbissen gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Grausamkeit. Da er unerkannt bleiben möchte, kleidet er sich in seiner unheimlichen Festung, der mitten im Dschungel von Bengali gelegenen Totenkopfhöhle "Skull Haven", in ein lila-schwarzes Kostüm und setzt eine schwarze Augenmaske auf. Eine Legende ist geboren: Das Phantom. Sein Markenzeichen ist das Totenkopfstigma, das er mittels eines Ringes in den Gesichtern seiner Gegner hinterläßt. Nur die Pygmäen vom Stamm der Bandar, bei denen Jimmy lebt, kennen sein Geheimnis und unterstützen ihn bei seinen Aktionen.

Nach Jimmy Wells Tod setzt sein Sohn dessen Lebenswerk fort und danach dessen Sohn - so geschieht es seit 400 Jahren. Kein Wunder, daß die Eingeborenen glauben, das Phantom sei unsterblich, weshalb sie es auch "Wandelnder Geist" nennen. Angst und Schrecken gehen unter den Bösewichtern dieses Landes um, wenn das Phantom mitsamt seinen Gefährten, dem gezähmten Wolf Devil und dem weißen Pferd Hero, auf der Bildfläche erscheint.

Der jüngste Nachfahre des legendären Helden hat in Oxford studiert, wäre beinahe Boxweltmeister geworden und ist in seiner langen Laufbahn gegen zahlreiche Gegner angetreten, u.a. hat er international operierende Spionage-Ringe auffliegen lassen und im Zweiten Weltkrieg gegen die Japaner gekämpft. Für gewöhnlich lebt er jedoch inmitten seiner treuen Bandar in einem fiktiven Gebiet des indonesischen Dschungels. Bisweilen verläßt er diese Breiten, um sich mit seiner Lebensgefährtin Diana Palmer, einer Amateur-Forscherin und Rot-Kreuz-Schwester, zu treffen, die er während seines ersten Abenteuers kennenlernte. Von Zeit zu Zeit kommt sie ihn im Dschungel besuchen, um an der Seite des Phantoms ihren Urlaub zu verbringen. Nach jahrelanger Verlobungszeit heirateten die beiden 1977.


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"Das Phantom" des Szenaristen Lee Falk, der sich bereits durch den Zauberer "Mandrake" einen Namen gemacht hatte, debütierte am 17.2.1936 in verschiedenen Zeitungen des King-Feature-Syndicates und läutete eine neue Comic-Ära ein: die der maskierten Helden. "Er war zweifelsohne der Erste. Batman kam drei oder vier Jahre später. Und er wurde von dem Phantom beeinflußt", meint Lee Falk zu diesem Thema. Falk selber glaubte übrigens nicht daran, daß sein Held sich lange behaupten würde: "Als ich das Phantom startete, dachte ich, daß er sich vielleicht einige Wochen lang halten würde. Er war ein seltsames Konzept. Eine Art maskierte Figur mit Kapuze, wie ein Henker aus dem Mittelalter." Doch der, wie Lee Falk ihn scherzhaft nannte, "Tarzan mit College-Abschluß", wurde schon bald im Gegenteil so populär wie nur wenige Comic-Figuren ihrer Zeit. Die Strip-Serie mit dem nach antiken Helden wie Herkules und Thor kreierten "Wandelnden Geist" wurde in ihren besten Zeiten von rund 500 Zeitungen in 40 Ländern publiziert.

Nachdem Falk im ersten Jahr die Abenteuer des Phantoms selber gezeichnet hatte, übergab er die Serie danach an Ray Moore, der sie bis 1946 gestaltete. Der nächste Phantom-Zeichner war Wilson McCoy, er wurde 1961 an Sy Barry abgelöst. Barry verstand es, den maskierten Helden in eine moderne Comic-Serie umzuwandeln. Seit 1994 zeichnet George Olesen die Abenteuer des langlebigen Helden, der sich auch in Deutschland großer Beliebtheit erfreut. Phantom-Comics erschienen hierzulande in diversen Zeitungen, von 1952 bis 1955 auch in der Serie "Phantom-Hefte" des Aller-Verlages. Weite Verbreitung erfuhr die 238 Hefte umfassende Phantom-Serie aus dem Bastei-Verlag, die von 1974-1983 erschien. Einen Nachdruck der Aller-Serie brachte der Hethke-Verlag zwischen 1992 und 1996 heraus.

26. August 2008