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STECKBRIEF/035: Jimmy, das Gummipferd - Multifunktionales Wundertier (SB)


Jimmy, das Gummipferd

"Ein Gummi-Maultier Senor, ist das neueste aus den USA, läuft, springt und tut alles, was Sie wollen."

(Aus dem ersten Streifen der "Jimmy"-Geschichten)


Jimmy ist ein lebendes, aufblasbares weißes Gummipferd, das als Freund und ständiger Begleiter des argentinischen Gauchos Julio während seiner beinahe 25 Jahre währenden Erscheinungszeit (1953-1977) in der Kinderbeilage des "Stern" eine ganze Reihe phantastischer und zuweilen recht seltsamer Abenteuer erlebte. Jimmys Besonderheit, daß er zwar ein echtes Pferd mit dessen typischen Eigenschaften und Bedürfnissen ist, zugleich jedoch auch auf engsten Raum zusammenlegbar und somit leicht zu transportieren oder zweckentfremdet etwa als Segel eingesetzt werden kann, machte dieses Wundertier zu einer Quelle von Überraschungen, zumal der Autor phantastische, bisweilen sogar surrealistisch anmutende Szenarien bevorzugte, die in vielen Zügen an Fantasy- oder SF-Literatur erinnern und in der sich Märchen, Mythen und Cowboy-Geschichten mit exotischen Schauplätzen, Zeitreisen und aktuellen zeitgeschichtlichen Anspielungen mischen.

Dank seines Pferdes kann der in der Gegend von Aqua-Pulque beheimatete, rundlich-gemütliche Julio, der kulinarischen Genüssen nicht abhold ist, zugleich jedoch auch voller Tatkraft steckt und jederzeit bereit ist, anderen zu helfen, so manche knifflige Situation bewältigen. Gerät er beispielsweise auf hoher See in einen Sturm, kriecht er in sein Gummipferd hinein und läßt sich so geschützt übers Wasser treiben. Aber auch ansonsten ist Julio nie um eine Idee verlegen, egal, ob es die Rettung einer Häuptlingstochter, die Bergung eines alten Seeräuberschatzes oder eine Hungersnot geht.

In ihrer Anfangszeit bestanden Jimmy und Julio hauptsächlich kurze, abgeschlossene Abenteuer, die das Freundespaar zumeist in der heimatlichen Pampa zeigten. Erst ihre späteren, phantastischen Reisen gediehen zu längeren Fortsetzungsgeschichten.

Ersonnen wurden Jimmy und Julio von dem in Hamburg geborenen Zeichner Roland Kohlsaat (1913-78). Im Anschluß an eine kunstgewerbliche Ausbildung arbeitete er zunächst als Maler. Nach dem Kriegsdienst kehrte er nach Norddeutschland zurück und war nun in erster Linie als Zeichner für die Presse tätig. Neben "Jimmy, das Gummipferd", der als einer der eigenwilligsten Strips in deutscher Sprache gilt, sind von ihm auch Charaktere wie "Plisch & Wisch" bekannt. Nach eigener Aussage folgte Kohlsaat Anregungen, die er der Geschichte "Cisco Kid" von José Luis Salinas entnahm, einer Western-Serie, die zu Beginn der 50er Jahre in der Bundesrepublik zu den beliebtesten Import-Comics zählte. In erster Linie übernahm Kohlsaat das lateinamerikaniche Ambiente der Schauplätze und Figuren. Zeichnerisch und inhaltlich ging er jedoch andere Wege.

3. September 2008