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BERICHT/036: Stipendienprogramm - Kulturpraktiken in Pietismus und Aufklärung (idw)


Franckesche Stiftungen zu Halle - 25.02.2009

Erschließen - Übersetzen - Verstehen - Anwenden.

Kulturpraktiken in Pietismus und Aufklärung


Seit dem Jahr 2000 fördert die Fritz Thyssen Stiftung ein interdisziplinäres kulturwissenschaftliches Stipendienprogramm in den Franckeschen Stiftungen zu Halle, um WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland die Möglichkeit zu geben, die herausragenden Bibliotheks- und Archivbestände für ihre Arbeit im Bereich der Pietismus- und Aufklärungsforschung zu nutzen. Unter dem Thema "Erschließen - Übersetzen - Verstehen - Anwenden. Kulturpraktiken in Pietismus und Aufklärung" stellen die StipendiatInnen der vergangenen Jahre am 3. und 4. März im Rahmen einer internationalen Tagung in Halle ihre Forschungsergebnisse vor.

Das Thema der Tagung setzt den in den gegenwärtigen kulturwissenschaftlich-methodologischen Diskussionen erprobten Begriff der Kulturpraktiken zentral: Das weite Feld von Aufklärung und Pietismus wird nicht in klassisch ideengeschichtlicher Manier von seiner theoretischen Dimension her, sondern vom Konkreten des Machens und Handelns, der Praxis auf unterschiedlichen Feldern und in unterschiedlichen Ausprägungen her untersucht, und zugleich und darüber hinaus werden dabei die von den StipendiatInnen geübten Arbeitstechniken in den unterschiedlichen von ihnen vertretenen Disziplinen reflektiert.

Zudem befördert diese ortsbezogene Zusammenschau von Forschungsthemen und -feldern die wechselseitige Erhellung von Aufklärung und Pietismus. Damit stärkt sie grundsätzlich die inhaltliche Verzahnung und methodische (Selbst-)Reflexion von Aufklärungs- und Pietismusforschung und liefert zugleich konkrete Impulse für die insbesondere in Halle angestrebte interdisziplinäre Forschung zur "Halleschen Konstellation", die im Unterschied zu den Bemühungen vergangener Zeiten nicht mehr so sehr das Trennende zwischen Pietismus und Aufklärung akzentuiert, sondern diese gerade in ihrer steten, engen und durchaus konfliktuösen Bezogenheit aufeinander in den Blick nimmt. Die "Hallesche Konstellation" konnte deshalb - nicht nur in ideengeschichtlicher Hinsicht - Modellcharakter gewinnen, weil sich beide Strömungen in actu formierten und profilierten und diesen Prozess selbst unter den besonderen Bedingungen einer verstärkten Selbst- und Fremdbeobachtung reflektierten.

Dank der großzügigen Förderung durch die Fritz Thyssen Stiftungen können drei wissenschaftlich arbeitende Institutionen mit Sitz auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen - das Studienzentrum August Hermann Francke mit Archiv und Bibliothek der Franckeschen Stiftungen, das Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie das Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Verbindung mit den Franckeschen Stiftungen - seit neun Jahren eine Reihe von Stipendien vergeben und betreuen. Insofern verfolgt die Tagung mehrere Ziele: Sie versteht sich als ein Ausweis für die in den vergangenen Jahren im Rahmen des Fritz Thyssen-Stipendienprogramms geleistete Arbeit, sie will mit der Leitkategorie der Kulturpraktik einen neuen methodischen Ansatz innerhalb bibliotheks- und archivbasierter Quellenforschungen ausloten und darüber Aufklärungs- und Pietismusforschung synergetisch zusammenführen, zum einen mit der lokal- und regionalgeschichtlichen Fokussierung auf die "Hallesche Konstellation", zum andern mit dem Blick auf die europäischen und außereuropäischen Wirkungen und Rezeptionen sowohl des Pietismus als auch der Aufklärung.

Weitere Informationen unter:
http://www.francke-halle.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1109


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Franckesche Stiftungen zu Halle, Friederike Lippold, 25.02.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2009