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MELDUNG/183: Erklärung der Vielen - starkes Netzwerk für die Freiheit der Kunst (Kampnagel)


Kampnagel - Internationales Zentrum für schönere Künste
Pressemitteilung vom 9. November 2018

Hamburger Erklärung der Vielen

114 Kulturinstitutionen bilden als Erstunterzeichnende ein starkes Netzwerk für die Freiheit der Kunst


Die ERKLÄRUNG DER VIELEN wird am 9. November 2018 zeitgleich in Hamburg, Berlin, Düsseldorf und Dresden veröffentlicht und ist eine bundesweite Kampagne von Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden, die sich gemeinsam für eine offene, diverse Gesellschaft und gegen Rassismus, Ausgrenzung und den Einfluss rechter Populisten aussprechen und einsetzen.

In Hamburg gehören insgesamt 114 Institutionen, Verbände, Vereine und Kulturschaffende zu den Erstunterzeichnern dieser Erklärung, mit der sie sich vor allem zum Handeln verpflichten.

Kampnagel Intendantin Amelie Deuflhard sagt in ihrem Statement zur Veröffentlichung der Hamburger Erklärung der Vielen:

"Es genügt nicht, sich gegen rechts zu positionieren. Wir müssen mit eigenen pluralen Positionen die Offensive übernehmen und sollten die Politik nicht alleine den Politikern überlassen. Kampnagel arbeitet mit Künstler*innen aus vielen Ländern, in denen die Kunstfreiheit beschränkt wird. Gerade Künstler*innen haben die Fähigkeit und Möglichkeit unbequem zu sein, Kritik zu üben, gängige Positionen zu hinterfragen und Visionen für eine gerechtere und zukunftsfähige Welt zu entwickeln.
Das Netzwerk, das wir gemeinsam gegründet haben, wird heute zu arbeiten beginnen und Tag für Tag größer werden. Wir verpflichten uns zum Handeln und dazu, unsere eigene Arbeit politisch zu überprüfen mit der Frage: Was kann jede einzelne Institution tun, um Ideen für eine demokratische Gesellschaft im 21. Jahrhundert zu entwickeln?"


Hamburger Erklärung der Vielen
Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt

In Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Kunstschaffende. Als Kulturschaffende in Deutschland tragen wir deshalb eine besondere Verantwortung.

Heute begreifen wir die Kunst- und Kultureinrichtungen als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden - aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten!

Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteur*innen dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte und nationalistische Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur.

Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Kulturschaffenden, mit allen Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden.

Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sind Alltag. Die extreme Rechte ist ein Symptom davon. Dieses Bündnis will nicht nur Symptome bekämpfen, sondern in die Tiefe wirken. Wir setzen uns deswegen mit den eigenen Strukturen auseinander und stellen diese zur Verhandlung. Wir müssen die Kunst- und Kulturräume sowie unsere Gesellschaft öffnen, damit wir wirklich Viele werden!

Wir als Unterzeichnende der Hamburger Theater, Kunst- und Kultureinrichtungen und ihrer Interessensverbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung. Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!

• Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über Strategien, die die Gesellschaft der Vielen angreifen. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische fortzuentwickeln.

• Wir, die Unterzeichnenden, bieten kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda.

• Wir, die Unterzeichnenden, wehren die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

• Wir, die Unterzeichnenden, verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch rechte Ideologien immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden

Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!


ERKLÄRUNG DER VIELEN
Die Erklärung der Vielen ist eine bundesweite Kampagne des in Berlin gegründeten Vereins Die Vielen e.V., die am 09. November 2018 startet und sich bundesweit in Aktionen, Veranstaltungen und Diskussionen artikulieren wird. Ziel ist es, den Austausch der Kulturinstitutionen und Aktiven in der Kulturlandschaft zu intensivieren und damit lokale und überregionale selbst aktive Netzwerke anzuregen. Gemeinsam werden sich die Unterzeichnenden und Unterstützer*innen mit zahlreichen weiteren Initiativen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Organisationen gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung und für eine gerechte, offene und solidarische Gesellschaft einsetzen.


Hamburger Erklärung der Vielen (PDF): http://www.kampnagel.de/media/file/Service/Hamburger_Erkla%CC%88rung_Informationen.pdf

Liste der Erstunterzeichnenden aus Hamburg (Stand: 09.11.18 9 Uhr) (PDF):
http://www.kampnagel.de/media/file/Service/dieVIELEN_Erstunterzeichner_innenHamburg_Stand0911.pdf

Weiter Informationen:
http://www.kampnagel.de/de/service/kontakt/hamburger-erklaerung-der-vielen/

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Quelle:
Kampnagel Hamburg
Jarrestr. 20, 22303 Hamburg
Telefon: +49 (0)40 270 949 0, Fax: +49 (0)40 270 949 11
E-Mail: mail@kampnagel.de
Internet: www.kampnagel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2018

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