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SPRACHE/701: Vergleichbarkeit von Fremdsprachentests (idw)


Universität Leipzig - 25.06.2010

Vergleichbarkeit von Fremdsprachentests


Eine internationale Konferenz an der Universität Leipzig beschäftigt sich erstmalig mit der Vergleichbarkeit von Sprachkompetenzrichtlinien und Fremdsprachentests. Ziel sind die kritische Hinterfragung bestehender Tests sowie die Verabschiedung von Richtlinien für die Entwicklung und Evaluation neuer Bewertungsskalen und Testverfahren.

Zeit: 30.06.2010
Ort: Villa Tillmanns
Wächterstrasse 30

Renommierte Wissenschaftler und führende Vertreter wichtiger Regierungsbehörden aus Amerika und Europa kommen an der Universität Leipzig zur ACTFL-CEFR Alignment Conference zusammen, um die Vergleichbarkeit von Sprachtests und die zugrunde liegenden Sprachniveauskalen in Europa und Amerika zu prüfen und Richtlinien für die Entwicklung einheitlicher Tests aufzustellen. Damit soll nicht nur eine leichtere und zuverlässigere Einschätzung der eigenen Kenntnisse durch die Fremdsprachenerlerner ermöglicht werden, sondern zugleich die allgemeine Anerkennung der Tests in den einzelnen Ländern gewährleistet werden.

Fragestellungen dabei sind: Sind die Tests und. Sprachniveauskalen überhaupt vergleichbar? Wie können sie sich gegenseitig ergänzen? Welche konkreten theoretischen und praktischen Schritte müssen in die Wege geleitet werden, um sie vergleichbar zu machen?

Die Konferenz wird geleitet von Prof. Dr. Erwin Tschirner vom Herder-Institut der Universität Leipzig. Er erklärt: "Wir sind davon überzeugt, dass diese Standort bestimmende und richtungweisende Konferenz einen Meilenstein in der transatlantischen Sprachenpolitik darstellen wird."


Hintergrund:

Ein internationalisierter Arbeitsmarkt ermöglicht die Europa- und weltweite Ausschreibung und Besetzung von Stellen in fast allen Bereichen von Wirtschaft und Wissenschaft. Eine vernetzte Welt und die gestiegene Mobilität machen das Erlernen von Fremdsprachen zusätzlich essentiell. Sei es, um im eigenen Land mit fremdsprachigen Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten, für die Korrespondenz mit dem Ausland oder für die immer üblicher werdenden Auslandsaufenthalte. Zudem erwirbt man mit Fremdsprachen weit mehr als nur Vokabeln und Grammatikwissen - Fremdsprachenerwerb impliziert die Beschäftigung mit anderen Kulturen, fördert Toleranz, ermöglicht wichtige Perspektivwechsel sowie die Integration in andere Kulturkreise und Sprachgemeinschaften.

Mit dem gestiegenen Fremdsprachenbedarf ist auch die Nachfrage nach verlässlichen Sprachtests gewachsen. Diese geben dem Fremdsprachenlerner zum einen Auskunft darüber, in welchem Bereich der fremden Sprache (Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben) er bereits besonders gut ist und wo es noch Lücken zu schließen gilt. Zum anderen sind sie mindestens ebenso wichtig, um potentiellen Arbeitgebern mit einem testbasierten Zertifikat das Sprachniveau des Bewerbers nachweisen zu können.

Testverfahren bemühen sich, diesen komplexen Anforderungen zu entsprechen. In Europa und Nordamerika beruhen diese allerdings auf zwei jeweils unterschiedlichen Sprachniveauskalen. In Europa nutzt man den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen. In ihm wird exakt beschrieben, was man für ein Niveau können muss. In den USA nutzt man das System der ACTFL Proficiency Guidelines. Um die Zuverlässigkeit der Skalen und der entsprechenden Testverfahren zu gewährleisten, wurde für die Entwicklung beider Sprachstandsskalen umfangreicher Forschungsaufwand betrieben.

Beide Systeme bestehen autonom nebeneinander und eine Zusammenarbeit fand bisher nicht statt, so dass mögliche Synergieeffekte bislang weitestgehend ungenutzt blieben. Das heißt konkret: Absolviert man in Europa einen Sprachtest und dieser bestätigt beispielsweise das Sprachniveau B2 in der Fremdsprache Französisch, so kann es sein, dass dieser Nachweis für eine Bewerbung um einen Arbeits- oder Studienplatz in den USA nicht zählt. Vielmehr wird ein Test nach den ACTFL Richtlinien gefordert - oder umgekehrt. Sprachlerner müssen im Zweifelsfall beide Tests bestehen. Für sie bedeutet das neben dem zeitlichen Aufwand auch erhebliche finanzielle Belastungen.

Die Konferenz wird finanziert durch das Transatlantik-Programm der Bundesrepublik Deutschland mit Mitteln aus dem European Recovery Program (ERP) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, der American Association of Teachers of German (AATG), dem American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL), dem Gesamtverband Moderne Fremdsprachen (GMF) sowie der Universität Leipzig.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution232


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Dr. Bärbel Adams, 25.06.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2010