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SPRACHE/751: Russlanddeutsche Dialekte vom Zarenreich bis Putin (idw)


Institut für Deutsche Sprache - 28.06.2011

Schnaken, plaudern, reden, verzählen - Russlanddeutsche Dialekte vom Zarenreich bis Putin


Die erste und bisher einzige systematische, wissenschaftlich fundierte Darstellung zu Herkunft und Charakteristik der russlanddeutschen Mundarten wurde kürzlich von Nina Berend, Leiterin des Projekts "Migrationslinguistik" am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim www.ids-mannheim.de , mit dem "Russlanddeutschen Dialektbuch" vorgelegt.

In der Bundesrepublik Deutschland leben 3 Mio. Russlanddeutsche und deren Nachkommen. Die sprachlichen Wurzeln dieser Bevölkerungsgruppe sind die russlanddeutschen Dialekte. In der ehemaligen Sowjetunion waren die meisten dialektgeographischen Gebiete Deutschlands bzw. des deutschsprachigen Raums vertreten: Es existierten dort sowohl niederdeutsche als auch mittel- und oberdeutsche Dialekte. Das Interesse an diesen Dialekten ist groß, doch existierten bisher keine einschlägigen Publikationen. Diese Lücke wurde nun geschlossen:

Das "Russlanddeutsche Dialektbuch" von Nina Berend, Leiterin des Projekts "Migrationslinguistik" am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim www.ids-mannheim.de , ist die erste und bisher einzige systematische, wissenschaftlich fundierte Darstellung zu Herkunft und Charakteristik der russlanddeutschen Mundarten. Sie erläutert dem Leser die verschiedenen Sprachtypen und ihre Herkunftslandschaft anhand von Karten, Sprachbeispielen, Glossaren und Kommentaren.

Vom Zarenreich bis Putin folgt die Autorin dem Schicksal der russland-deutschen Dialekte. Sie reist in die entlegensten Winkel der ehemaligen Sowjetunion, in die kleinen und großen Sprachinseln, besucht Wolhyniendeutsche und Mennoniten im Norden, Schwaben in Kasachstan, Bayern und Pfälzer im Altai-Gebiet und entdeckt überall quicklebendige Mundarten, eine reiche, vielfältige, für die Außenwelt noch weitgehend verschlossene Dialektlandschaft, deren besonderer Reiz das Neben- und Miteinander des Ursprünglichen, Mitgebrachten und des in den russischen Weiten Neuentwickelten und Hinzugekommenen ausmacht. Einen allgemeinen und gleichzeitig detaillierten Einblick in die heute weitgehend verschwundenen deutschen Sprachinselgebiete Russlands und deren Mundarten gibt diese Studie von Nina Berend.

Interessant ist die Untersuchung nicht nur für die in Deutschland lebenden Personen russlanddeutscher Herkunft, sondern für alle, die hier erstmals detaillierte Informationen zu einer in Deutschland so gut wie unbekannten Exil-Sprachlandschaft gewinnen können: Mundart-Interessierte, Lehrer und Ausbildende, die mit russlanddeutschen Kindern und Jugendlichen arbeiten, Hochschullehrer, Sprach- und Dialektwissenschaftler.

Literaturhinweis:
Nina Berend (2011): Russlanddeutsches Dialektbuch. Die Herkunft, Entstehung und Vielfalt einer ehemals blühenden Sprachlandschaft weit außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachgebiets. Halle (Saale): Projekte Verlag. 275 Seiten, 51 Abbildungen, 50 Tondateien.


Das Institut für Deutsche Sprache www.ids-mannheim.de ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Es gehört zu den 87 außeruniversitären Forschungs- und Serviceeinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen unter:
http://www.ids-mannheim.de/prag/migration.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution115


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Institut für Deutsche Sprache, Dr. Annette Trabold, 28.06.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2011