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BERICHT/049: "schreib" - Zeitschrift für junge Literatur (Portal/Uni Potsdam)


Portal - Die Potsdamer Universitätszeitung 4-5/2006

schreibt!

Die Zeitschrift für junge Literatur der Universität
Potsdam erscheint demnächst zum zehnten Mal


Der Kreis der Autoren und Interessenten werde allmählich größer, sagt Kerstin Raatz, Herausgeberin von "schreib", der Zeitschrift für junge Literatur an der Universität Potsdam. Es gäbe mehr Texteinsendungen, die Lesungen seien besser besucht, nur um die Finanzierung der nächsten Ausgabe, die am Ende des Sommersemesters erscheinen soll, ist ihr ein wenig bange. Die Gelder vom Fachschaftsrat Germanistik, mit deren Hilfe die Jubiläumsausgabe finanziert werden soll, seien nicht mehr so üppig, sagt sie. Einstweilen sammelt sie Texte und sucht einen Grafiker, der das zehnte Heft gestaltet. Trotz des Jubiläums soll die Ausgabe nichts Besonderes werden, vielleicht wird sie farbige Illustrationen haben oder einen Publikumspreis ausloben.


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Das erste "schreib-Heft" erschien im Jahre 2001. Es sah tatsächlich aus wie ein Schreib- oder Notizheft, schlicht, fast schmucklos; die neun bisher erschienen Ausgaben sind ein Sammelsurium von über insgesamt 80 Autoren und Künstler. Texte von Kerstin Raatz, die Deutsche und Englische Literatur studiert, konnte man schon in der dritten Ausgabe lesen, als Herausgeberin fungiert sie seit anderthalb Jahren. Verändert hat sich das Literaturjournal kaum. Immer noch ist es klar und übersichtlich, die Auflage beträgt momentan 200 Stück. Im anderen Format zeigt es auf der Titel- und Rückseite jetzt Fotografien von Orten, wo Texte entstehen oder gemacht werden. Früher kamen die Illustrationen von mehreren Künstlern, jetzt hat man sich auf einen einzigen festgelegt, der dem jeweiligen Heft seine grafische Handschrift leiht. Immerhin will ein treuer Leser in den letzten Ausgaben weniger Düsternis, Weltschmerz und Wolkenschwere wahrgenommen haben.

"Ich bin immer wieder überrascht, wie mutig manche sind, indem sie teilweise sehr persönliche Texte einfach an die entsprechende E-Mail-Adresse schicken, ohne eigentlich genauer zu wissen, wer das liest und was damit passiert", sagt Kerstin Raatz. Manche würden nur einmal etwas schicken, andere immer wieder. Es existiere ein Autorenstamm, der sich mal erweitere, mal verringere. Acht Leute bilden den harten "schreib-Kern", alle sind zugleich auch Autoren. Zwei Jurys, eine für Lyrik, eine für Prosa, treffen die Textauswahl; Leute, die schon länger dabei und selbst Autoren sind und die in der Mehrzahl durch ihr Studium mit Literatur zu tun haben. 120 Seiten A12 einzeilig geschriebene Texte mussten die Juroren für das aktuelle Heft lesen und sich einigen, welche davon den Weg da hinein finden. "Es gab dünne, dann wieder dickere Hefte. Wir richten uns nach dem, was kommt. Für die Auswahl sind erkennbares Handwerk oder die Textidee wichtige Qualitätskriterien. Das Gefühl, eine neue Geschichte zu lesen, muss sich herstellen. Manches ist nicht perfekt, wie auch? Wir wollen ja Autoren und deren Entwicklung fördern, ihnen ein Podium und ein Feedback ermöglichen. Was wir für druckenswert halten, ist kein Richterspruch. Und ablehnen tun wir immer mit dem Hinweis, dass wir vielleicht für die richtigen Texte nur die falschen Leser sind." Mit der Auswahl ihrer Kollegen ist Kerstin Raatz meistens einverstanden. Sie kümmert sich um Finanzierung, Werbung, Textaquise, Organisation der Lesungen, Layout und Verkauf. Überblickt sie ihre "schreib-Zeit", beobachtet sie, dass aus losen Kontakten engere Freundschaften wurden. Genau da knüpft sie an und intensiviert die Autorenbetreuung, hält regelmäßigen Kontakt, versucht, sie untereinander stärker zu vernetzen. Die Lesungen, zu denen mittlerweile zwischen 30 und 50 Zuhörer kommen, bietet dafür eine gute Gelegenheit. Mit dem Studentischen Kulturzentrum in den Elfleinhöfen scheint dafür auch der passende Ort gefunden. "Lest doch, was ihr wollt!" lautet das Motto der Lesung im Mai. Autoren aus den letzten Jahren sollten dann "eigene, fremde oder vielleicht auch solche Texte lesen, die wir abgelehnt haben." Natürlich sei es schade, wenn Hefte zum Preis von zwei Euro nicht verkauft würde, zur Resignation aber bestünde kein Anlass. Gerade die Lesungen, sagt sie, bereiteten ihr wegen der Atmosphäre zunehmend Freude.

Es gibt neue Kontakte und Kooperationen mit anderen, auch überregionalen Literaturprojekten. Bei der Brandenburgischen Literaturnacht waren "schreib-Autoren" präsent. Auch die Unterstützung von einzelnen Personen oder Abteilungen, allen voran das Audiovisuelle Zentrum der Universität Potsdam, sei ermutigend. Mehr Ausgaben aber seien nicht geplant. "Als Uni- Projekt sind wir an den Rhythmus der Uni gebunden. Am Semesteranfang suchen wir die Texte, am Ende erscheint das Heft und dann findet eine Lesung statt, die das neue Heft vorstellt. Mehr ist nebenbei auch nicht zu schaffen."

tp


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Quelle:
Portal - Die Potsdamer Universitätszeitung Nr. 4-5/ 2006 , Seite 46
Herausgeber:
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