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BUCHTIP/1174: Neue Bücher aus der Wissenschaft, August 2009 (Volkswagenstiftung)


VolkswagenStiftung - Presseinformation vom 21.08.2009

Neue Bücher aus der Wissenschaft

VolkswagenStiftung informiert über Publikationen aus der Förderung


Die im Folgenden vorgestellten Publikationen sind im Zuge von Projekten entstanden, die von der VolkswagenStiftung gefördert wurden. Aus einer Vielzahl an Veröffentlichungen haben wir die folgenden sieben ausgewählt, die - so hoffen wir - für einen breiten Leserkreis von Interesse sind. Neben einer Kurzbeschreibung finden Sie einen Hinweis auf den jeweiligen Verlag; dort kann ein Rezensionsexemplar (deren Zahl allerdings begrenzt ist) angefordert werden.

1. Hörisch, Jochen: Bedeutsamkeit. Über den Zusammenhang von Zeit, Sinn und Medien.
München: Hanser Verlag, 2009, 416 S., ISBN 978-3-446-23072-9

Menschen suchen hinter den Dingen, die sie umgeben, und den Ereignissen, in die sie verstrickt sind, eine Bedeutung. Die Fähigkeit, Sinn und Bedeutung zu erschließen, steht am Anfang jeder Kultur. Jochen Hörischs Studie über den Zusammenhang von Zeitlichkeit und Bedeutsamkeit handelt von den Ursprüngen und fundamentalen Voraussetzungen unserer kulturellen Existenz. Indem er Fragen der Philosophie mit der Interpretation großer Kunst und einer Analyse moderner Medien verbindet, legt der Literatur- und Medienwissenschaftler mit diesem Buch eine Grundlagenarbeit für die Geisteswissenschaften vor. Die VolkswagenStiftung hat die Veröffentlichung im Rahmen ihrer Förderinitiative "Pro Geisteswissenschaften" gefördert.

Der Autor: Professor Dr. Jochen Hörisch lehrt Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim.


2. Stachel, Peter; Ther, Philipp (Hrsg.): Wie europäisch ist die Oper?
Die Geschichte des Musiktheaters als Zugang zu einer kulturellen Topographie Europas.
Köln: Böhlau Verlag, 2009, 226 S., ISBN 978-3-486-58800-2

Die Oper gehört zu jenen Formen kultureller Praxis, die sich in der Moderne über ganz Europa ausgebreitet hat. Während sie im 18. Jahrhundert auf wenige Residenz- und Hauptstädte wie zum Beispiel Wien beschränkt und von Höfen dominiert war, leistete sich im Laufe des 19. Jahrhunderts jede größere Stadt ein öffentliches Theater, in dem Opern und Operetten gespielt wurden. Das Musiktheater ist daher ein besonders fruchtbarer Zugang, um zu einer europäischen Kulturgeschichte beizutragen, die auch die östliche Hälfte des Kontinents erfasst. Ziel des Buches ist es, zu einem Verständnis der Oper als einem europäischen Kulturphänomen beizutragen, wobei insbesondere Wechselwirkungen und Kommunikationsprozesse hervorgehoben werden und auch der östliche Teil Europas und seine Ränder berücksichtigt werden. Die VolkswagenStiftung hat die Untersuchung in Ihrer Initiative "Einheit in der Vielfalt? Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten Europas" gefördert.

Zu den Herausgebern: Univ.-Doz. Dr. Peter Stachel ist Mitglied der Kommission für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Professor Dr. Philipp Ther lehrt Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts am European University Institute in Florenz.


3. Horstkotte, Silke: Nachbilder.
Fotografie und Gedächtnis in der deutschen Gegenwartsliteratur.
Köln: Böhlau Verlag, 2009, 326 S., ISBN 978-3-412-20321-4

Zahlreiche Gegenwartsautoren fügen Fotografien in ihre Texte ein, die mehr sind als bloße Illustrationen. Sie dienen als Gedächtniszeugen, die mit den Texten vielschichtig verwoben werden. Das bekannteste Beispiel bilden die Werke W. G. Sebalds, doch auch Autoren wie Monika Maron, Stephan Wackwitz, Ulla Hahn, Kurt Drawert oder Marcel Beyer repräsentieren die Erinnerung an Krieg und Holocaust mit Hilfe fotografischer Bilder. In detaillierten Textanalysen und Bildbetrachtungen untersucht Dr. Silke Horstkotte, wie Fotos den Transfer von Erinnerungen zwischen den Generationen ermöglichen und inwieweit diese etwa durch Respekt beziehungsweise durch Grenzverletzungen bestimmt sind. Die VolkswagenStiftung hat diese Studie in ihrem "Tandem-Programm" gefördert.

Die Autorin: Dr. Silke Horstkotte ist Privatdozentin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Leipzig.


4. Schneider, Wolfgang (Hrsg.): Entwicklung von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter.
Befunde der Münchner Längsschnittstudie LOGIK.
Weinheim: Beltz Verlag, 2008, 230 S., ISBN 978-3-621-27605-4

Bleiben schüchterne Kinder ihr Leben lang gehemmt? Wird aus dem Schulhof-Schläger ein späterer Gefängnisinsasse? Landet ein intelligenter Grundschüler an der Universität? Die Münchner Längsschnittstudie LOGIK (Longitudinalstudie zur Genese individueller Kompetenzen) gibt fundierte Auskunft. In der komplexen Studie wurden junge Menschen ab dem vierten Lebensjahr zwei Jahrzehnte lang begleitet - und zwar in vielen wichtigen Bereichen: von der Entwicklung motorischer Fähigkeiten über Moralentwicklung, Entwicklung sozialer Kompetenzen und eines Selbstkonzepts bis hin zu Schriftspracherwerb, wissenschaftlichem und mathematischem Denken. Die Studie wurde von Professor Franz E. Weinert, dem ehemaligen und inzwischen verstorbenen Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychologische Forschung in München, und seinem wissenschaftlichen Team Anfang der 1980er Jahre vorbereitet und im Jahr 1984 begonnen. Im Jahr 2004 wurde die von der VolkswagenStiftung über viele Jahre geförderte LOGIK-Studie abgeschlossen. Für Lehrer, Psychologen und interessierte Eltern liefert die Zusammenfassung dieser großen Längsschnittstudie endlich harte Fakten, an denen sich Mythen und Allgemeinplätze über Entwicklungsverläufe von Kindern messen lassen müssen.

Der Herausgeber: Professor Dr. Wolfgang Schneider ist Lehrstuhlinhaber am Institut für Psychologie IV der Universität Würzburg.


5. Henkel, Regina: Corporate Fashion. Uniformen in Unternehmen.
Berlin: Edition Ebersbach, 2008, 300 S., ISBN 978-3-86915-001-7

Mehr und mehr Unternehmen statten ihre Belegschaften ganz oder teilweise mit Uniformen aus, der sogenannten Corporate Fashion. Corporate Fashion ist als Phänomen eng mit dem Dienstleistungssektor verbunden. Vor allem dort, wo Arbeitsleistung nicht in einem materiellen Produkt sichtbar wird und sich erst durch den menschlichen Kontakt zum Kunden vollzieht, erhält das Unternehmen mit dem Einsatz einer Corporate Fashion eine dingfeste Gestalt. Was aber sind die konkreten Ziele einer Corporate Fashion, welchen Nutzen erhoffen sich die Unternehmen von ihr? Wie werden angesichts geltender Individualisierungsnormen Uniformierungspraktiken durchgesetzt, und wie nehmen die Betroffenen diese wahr? Corporate Fashion als eine besondere Form der verordneten Uniform verbindet ökonomische Aspekte mit ihrer kulturellen Dimension. Diesen Fragen, denen sich bislang weder die kulturwissenschaftliche Bekleidungsforschung noch die wirtschaftlichen Fächer gestellt haben, geht die vorliegende empirische Untersuchung nach. Am Beispiel von drei großen deutschen Unternehmen verknüpft sie dabei kulturwissenschaftliche Perspektiven mit dem wirtschaftlichen Kontext. Dieses Buch enstand im Zuge eines von der VolkswagenStiftung geförderten Projektes in der Initiative "Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften".

Die Autorin: Dr. Regina Henkel arbeitet inzwischen als Mode- und Wirtschaftsredakteurin bei der Fachzeitschrift Sportswear International.


6. Elke Bruns; Johann Köppel; Dörte Ohlhorst; Susanne Schön:
Die Innovationsbiographie der Windenergie. Absichten und Wirkungen von Steuerungsimpulsen.
Berlin: Lit-Verlag, 2008, 256 S., ISBN 978-3-8258-1625-4

Die Entwicklung der Windenergienutzung in Deutschland gilt als eine Erfolgsstory. Einst Nischentechnologie für eine alternative Energieversorgung, entwickelte sie sich in den 1990er Jahren zu einem relevanten Wirtschaftszweig. Nun soll die Offshore-Windenergienutzung maßgeblich zum Erreichen der nationalen Klimaschutzziele beitragen. Ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam arbeitete jetzt die sich über mehrere Phasen hinweg stark verändernden Akteurskonstellationen heraus und fragte nach treibenden Kräften und der Wirkungsweise staatlicher Steuerung. Das sich so allmählich zusammensetzende Bild einer "Innovationsbiographie" in Deutschland wird mit den Entwicklungen in Dänemark, Schweden und Großbritannien verglichen; Absichten und Wirkungen werden einander gegenüber gestellt. Die vorliegende Studie wurde von der VolkswagenStiftung in ihrer Förderinitiative "Innovationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft" gefördert.

Zu den Autoren: Dr.-Ing. Elke Bruns arbeitet am Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der Technischen Universität Berlin. Professor Dr. Johann Köppel lehrt ebenfalls am Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der Technischen Universität Berlin. Diplompolitologin Dörte Ohlhorst ist am Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin tätig, ebenso wie Dr. Susanne Schön.


7. Begemann, Christian; Herrmann, Britta; Neumeyer, Harald (Hrsg.):
Dracula Unbound. Kulturwissenschaftliche Lektüren des Vampirs.
Freiburg im Breisgau: Rombach Verlag. 2008, 433 S., ISBN 978-3-7930-9537-8

Der Vampirismus gehört zu den wenigen genuinen Mythen, die die Moderne hervorgebracht hat. Vampirgeschichten sind keineswegs nur Produkte einer anspruchslosen Unterhaltungsindustrie, sondern Schauplatz komplexer kultureller Verhandlungen zwischen den Künsten, der Medizin, Psychologie, Theologie und Philosophie, zwischen sozialen und politischen Diskursen. Als Ausdruck eines "wilden Denkens" geben sie daher in vielerlei Hinsicht Aufschluss über das Selbstverständnis der Moderne, ihre Problemstellungen, Faszinationspotenziale und Ängste. Dieses Werk ist das Ergebnis eines von der VolkswagenStiftung geförderten interdisziplinären Symposiums. Es enthält siebzehn Beiträge aus kultursemiologischer, gendertheoretischer, medizin- und psychologiegeschichtlicher sowie literatur- und medientheoretischer Perspektive.

Zu den Herausgebern: Dr. Christian Begemann lehrt und forscht als Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität München. Dr. Britta Herrmann arbeitet als wissenschaftliche Assistentin im Fach Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth. Dr. Harald Neumeyer ist Akademischer Rat im Fach Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth.



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Quelle:
Pressemitteilung vom 21. August 209
VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Telefon: 0511 8381 - 380
E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
Internet: www.volkswagenstiftung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2009