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INTERVIEW/020: Leibniz-Sozietät - der Wissenschaft geschuldet ... Dr. Herbert Wöltge im Gespräch (SB)


Fragen zu den Forschungslandschaften in Deutschland am Beispiel der Leibniz-Sozietät

Interview mit Dr. Herbert Wöltge am 24. März 2014 in Berlin



Die heutige Forschungslandschaft der Bundesrepublik Deutschland ist das Resultat eines historischen Prozesses. Ob es sich um ein einzelnes Institut handelt, das wie ein endemisches Pflänzchen einen Nischenplatz einnimmt, oder um eine bundesweite Forschungsgemeinschaft, die sich ubiquitär an sehr verschiedenen Standorten angesiedelt hat, jedes Gewächs hat seine Herkunft, ist das Ergebnis seines gesellschaftlichen Umfelds.

In Anbetracht der hierzulande vergleichsweise üppig sprießenden und blühenden Pracht der Forschungslandschaft, die von Staats wegen oder von privat ständig mit Nährstoffen und Wasser versorgt und für die stets ein Platz auf der Sonnenseite des Lebens freigehalten wird, geraten diejenigen Wissenschaftseinrichtungen, die im Schatten ihr Dasein fristen oder deren Existenz irgendwann geendet hat und die dann nur noch als Nährwert für andere dienen, also die Marginalisierten und Verlierer, die jedoch ebenfalls zur Forschungslandschaft dazu gehören, allzu leicht in Vergessenheit.

Die globalen Krisen indes zeigen, daß der Mensch nicht klug beraten ist, wenn er, ganz allgemein gesprochen, fortwährend auf die Gewinner setzt, deren Siegeszug maßgeblich dazu beiträgt, daß die Erdatmosphäre heißer wird, die Ozeane versauern, die Böden degradieren und die Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Was also liegt näher, als unter dem Arbeitstitel "Fragen zu den Forschungslandschaften in Deutschland" neben der Leibniz-Gemeinschaft [1] und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften [2] auch den Blick auf jene Einrichtung zu lenken, deren Geschichte vermeintlich zu Ende geschrieben wurde und über deren letzten wehrhaften Restbestände eines Tages gewiß die "biologische Ausdünnung", wie es ihr schon mal beschieden wurde, das Richtschwert senken wird, die Leibniz-Sozietät [3].

Außenansicht - Foto: Bundesarchiv, Bild 183-S97609, Gustav Köhler, freigegeben als CC-BY-SA-3.0 Deutschland via Wikimedia Commons

Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin - Akademie der Wissenschaften der DDR, 9. Juni 1950
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-S97609, Gustav Köhler, freigegeben als CC-BY-SA-3.0 Deutschland via Wikimedia Commons

Die Gemeinsamkeit der hier genannten, sehr unterschiedlichen Institutionen besteht nicht nur darin, daß sich alle drei in die Tradition des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) stellen, sondern auch in ihrer mindestens partiellen Herkunft in die der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW). 1946 wurde die von Leibniz her kommende Preußische Akademie der Wissenschaften als Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW) wiedereröffnet. Sie nannte sich ab 1972 Akademie der Wissenschaften der DDR und endete 1992. Zu dieser mit Abstand bedeutendsten Forschungseinrichtung der DDR gehörten eine Gelehrtensozietät und 59 Institute, bzw. Einrichtungen, an denen mehr als 22.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigt waren.

Ein erheblicher Teil von ihnen und ihren Instituten wurde nach 1990 in die Leibniz-Gemeinschaft (damals: "Blaue-Liste"-Institute) aufgenommen. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften wurde zwar erst 1992 durch einen Staatsvertrag zwischen den Bundesländern Berlin und Brandenburg gegründet, hat aber die meisten Langzeit-Forschungsunternehmen und die Bestände der AdW - Bibliothek, Archiv, Stiftungen, Sammlungen - übernommen und sieht sich in der Tradition der im Jahr 1700 von Leibniz gegründeten Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften.

In der "Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin", die am 15. April 1993 als Verein gegründet wurde, haben sich anfangs vor allem Mitglieder der AdW-Gelehrtensozietät zusammengefunden, deren Forschungseinrichtungen im Zuge der Angliederung der DDR an die BRD "abgewickelt" wurden, und andere, die aus welchen Gründen auch immer institutionell nicht untergekommen waren.

Einer von ihnen ist Dr. Herbert Wöltge, langjähriger Pressesprecher der Akademie der Wissenschaften und Gründungsmitglied der Leibniz-Sozietät. Er zählt zu denen, die sich mit der schwierigen Zeit des Übergangs befaßt und dies in mehreren Aufsätzen niedergeschrieben haben. [4] Am 24. März besuchte der Schattenblick den 80jährigen und sprach mit ihm über die Zeit der Wende, die Gründung der Sozietät und Pläne für die Zukunft. Bei diesem ausführlichen Interview geht es weder darum, eine feuilletonistische Rubrik im Stil von "Was wurde eigentlich aus ...?" zu bedienen noch um einen bloßen geschichtlichen Rückblick zu dem Zweck, die DDR endgültig zu Grabe zu tragen, noch um die Kultivierung nostalgischer Empfindungen für ein vergangenes Gesellschaftssystem.

Was aber könnte heute noch, beinahe ein Vierteljahrhundert nach ihrer Auflösung, an einer Wissenschaftsakademie der Deutschen Demokratischen Republik interessieren? Was ist es wert, sich mit einer Zeit zu befassen, in der die größte Forschungseinrichtung eines ganzen Landes aufgelöst wurde, und dabei auch oder gerade in einer Zeit, in der Nachrichten eine in Stunden zu bemessende Halbwertszeit haben, nicht die Mühe zu scheuen, Detailfragen nachzuspüren?

"Gibt es etwas, das mit der Abwicklung der AdW weggefallen und in Vergessenheit geraten, aber bis heute in der Forschungslandschaft durch nichts ersetzt worden ist?" fragte der Schattenblick im Vorgespräch zum eigentlichen Interview, als sich Dr. Wöltge zu unserem Anliegen erkundigte. "Und wenn da nichts ist?" lautete seine Erwiderung. "Dann ist auch das eine Antwort", wurde ihm beschieden, in der Gewißheit, daß es unbenommen davon bleibt, die Frage aufrechtzuerhalten.

Dr. Wöltge beim Interview - Foto: © 2014 by Schattenblick

"Damit war ein Institutionenmodell der Wissenschaft verschwunden, das es in Deutschland noch nicht gegeben hatte und das es vermutlich auch nicht mehr geben wird: das Modell einer Forschungsakademie." (Dr. Herbert Wöltge)
Foto: © 2014 by Schattenblick

Das politische Umfeld: die Wende

Schattenblick (SB): Die politischen Vorgänge in der Zeit der Wende sind allgemein bekannt, nicht aber, was das für die Wissenschaft bedeutet hat. Könnten Sie dazu etwas sagen?

Dr. Herbert Wöltge (HW): Im Verlauf der gesamtstaatlichen Vereinigungsbestrebungen war ziemlich bald klar, daß die Bundesrepublik eine andere Auffassung von Forschungspolitik besaß als die DDR. Von Herbst 1989 an bestand zunächst eine bestimmte Meinungsbildungszeit, als alle von der Entwicklung überrascht wurden, auch die westdeutsche Wissenschaftspolitik mit ihren Einrichtungen wie dem Wissenschaftsrat und den großen Wissenschaftsorganisationen. Diese Phase dauerte ungefähr bis März, April 1990, dann hatte man sich zu einer einheitlichen Meinung durchgerungen, die lautete: Wir brauchen keine gesonderten Institutionen der Wissenschaft in den neuen Bundesländern; wir wollen das alles genau so haben wie bei uns in der alten Bundesrepublik und werden die wissenschaftlichen Institutionen in unser System einpassen.

Ungeachtet dessen war man zu dieser Zeit an der Akademie noch immer heftig damit befaßt, sich zu demokratisieren und eine neue Leitung zu legitimieren. Die Regierung Lothar de Maizières, die im März 1990 in die Regierungsgewalt kam, hatte ja so gut wie kaum eine feste Meinung, wie das nun alles werden soll, und überließ alle Entscheidungen anderen Institutionen. Selbst noch im Juli 1990 erteilte sie den Auftrag, daß für die Akademie der Wissenschaften der DDR eine neue Satzung ausgearbeitet und neue Gremien eingerichtet werden sollten, also zu einer Zeit, als längst entschieden war, daß die Geschichte eigentlich einen ganz anderen Verlauf nehmen würde.

Wir wußten bald ganz genau, daß die Akademie von den Instituten getrennt werden würde, so daß auf der einen Seite die Gelehrtengesellschaft mit ihren gewählten Akademiemitgliedern und auf der anderen Seite die Forschungsgemeinschaft, die alle wissenschaftlichen Institute und Einrichtungen umfaßte, übrig blieben. Diese Forschungsgemeinschaft wurde mit der Unterzeichnung des Einigungsvertrags am 3. Oktober 1990 aufgelöst. Die Institute gingen an die Länder.

Damit war ein Institutionenmodell der Wissenschaft verschwunden, das es in Deutschland noch nicht gegeben hatte und das es vermutlich auch nicht mehr geben wird: das Modell einer Forschungsakademie. Es waren zwar schon in den 1920er Jahren in Deutschland Bestrebungen aufgekommen, eine Forschungsakademie einzurichten, aber das Vorhaben war aus verschiedenen Gründen immer wieder gescheitert. Aufgegriffen wurde dieser Gedanken aber woanders, in der Sowjetunion, die ihre Akademien etwa in diesem Sinne ausrichtete. Wir haben vieles davon dann nach 1945 übernommen, aber anders aufgebaut als das in der Sowjetunion gemacht wurde, wir hatten ja andere Traditionen, und das war eigentlich ganz ertragreich. Dieses angeblich "sowjetische Modell" der Akademieentwicklung, das also ursprünglich aus Deutschland stammt, paßte aber nicht mit der westdeutschen Forschungslandschaft - mit der Max-Planck-Gesellschaft, mit der Fraunhofer-Gesellschaft, mit der universitären Forschung und der Blauen Liste - zusammen. Es war eben alles etwas anders, als man es im Westen gewohnt war.

Wir hatten damals den Vorschlag unterbreitet, eine vierte Säule der außeruniversitären Forschung zu errichten. Die sollte aus einer Akademie als Gelehrtengesellschaft mit Instituten bestehen, wobei die Institute - das war dann der Versuch eines Kompromisses - sortiert waren in Grundlagenforschung oder angewandte Forschung. Aber eine solche Säule wurde von den Wissenschaftspolitikern in der Bundesrepublik abgelehnt, und so kam es dann, daß mit dem Einigungsvertrag die Akademie als Gelehrtengesellschaft zwar erhalten blieb, die Institute jedoch aufgelöst und den Ländern überantwortet wurden.

Der Präsident der Akademie, das war damals Horst Klinkmann [5], hat drastisch gesagt, es sei nicht ausgeschlossen, daß die Länder damit gar nicht viel anfangen können, weil sie neu gebildet sind und weder über Kapazitäten noch Etats noch Erfahrungen verfügen. Sie könnten etwa gleich aus den Leipziger Instituten "Käse-Fabriken" machen, und niemand könnte das verhindern. Das war so die Befürchtung damals, und das hat dann der Einigungsvertrag zementiert.

SB: Womit hat man die Ablehnung des Vorschlags, eine vierte Säule zu bilden, begründet - lag es am Geld?

HW: Nein, nein, nicht am Geld. Wie gesagt, es paßte nicht in die Struktur der westdeutschen Wissenschaftslandschaft. Deshalb wurde es von vornherein schon abgelehnt. Dabei wußten die westdeutschen Wissenschaftspolitiker gar nicht, was hier in der Wissenschaft eigentlich los war. Sie waren hochgradig überrascht vom Stand der Forschung an vielen Einrichtungen. Der damalige Präsident der Max-Planck-Gesellschaft hat diesen schönen Satz geprägt, daß die Wissenschaftslandschaft hier eine Wüste sei. Wir haben dann reagiert, ein bißchen schwach, und gesagt: Nein, wir haben auch Oasen in der Wüste! (lacht)

Eine Rolle spielte dabei natürlich auch das Konkurrenzdenken. Beispielsweise hatten wir am Rostocker Institut von Prof. Klinkmann eine Arbeitsgruppe, in der Mediziner, Biologen, Physiker und Techniker zusammenarbeiteten, das war viel weiter entwickelt als an anderen Einrichtungen, aber die Gruppe wurde aufgelöst.

Chemielabor mit aufwendiger Einrichtung - Foto: Bundesarchiv, Bild 183-61821-0002, Wittig; Quaschinsky, Hans-Günter, freigegeben als CC-BY-SA-3.0 Deutschland via Wikimedia Commons

Auch so eine "Oase": "Döbereiner Institut" für anorganische Chemie der Friedrich-Schiller-Universität - Forschungsstelle für Komplexchemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die chemisch-technische Assistentin Hildegard Mey und der Diplom-Chemiker Hubert Müller bei der Arbeit, 26. Januar 1959.
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-61821-0002, Wittig; Quaschinsky, Hans-Günter, freigegeben als CC-BY-SA-3.0 Deutschland via Wikimedia Commons

SB: Solche Beispiele gab es anscheinend häufiger, offenbar auch im Wissenschaftsbereich.

HW: Ja, darüber ließe sich viel sagen. Verhängnisvoll war dabei vor allem auch die Tätigkeit der Ehrenkommissionen, die die damals üblichen Personalüberprüfungen der Haltung von Wissenschaftlern vorgenommen haben. Manches war absurd. Zum Beispiel wurde von Herrn Klinkmann behauptet, er wäre für die studentische Ausbildung nicht geeignet. Also ein Mann, den man in der Wissenschaft nicht weiter vorstellen muß, er war ein Weltspitzenmann. Und so verhielt es sich auch an anderen Orten. So wurden auch die Institute vielfach behandelt.

Dann kommt noch eines hinzu: Wir hatten natürlich auch an der Akademie ab Herbst '89 eine starke basisdemokratische Strömung. Diese Entwicklung, die die ganze DDR seit dem Sommer jenes Jahres erfaßt hatte, hat sich natürlich auch an der Akademie und den Instituten bemerkbar gemacht. Man wollte weg von der staatlichen Bevormundung, weg vom Zentralismus, was auch immer das gewesen sein mag, und man wollte neue Strukturen mit demokratischer Legitimation schaffen. Die alten Forschungsbereichsleiter und Institutsdirektoren wurden als diejenigen betrachtet, die an dem ganzen Schlamassel Mitschuld haben, die sollten sich nun rechtfertigen, und das schaukelte sich ganz schön hoch. Im Oktober begann diese Entwicklung Organisationsform anzunehmen. Da entstand eine Initiativgruppe dieser Kräfte aus den verschiedensten Instituten, die es besser machen wollten und die sich dann auch stark gegen das Präsidium und andere Leitungsorgane wandten.

Die Auseinandersetzung richtete sich noch nicht gegen die Gelehrtengesellschaft. Bis in den November '89 hinein wurde nur die Akademieleitung angegriffen. Noch im Oktober hatte sich die Gelehrtengesellschaft, die ja nur einmal im Monat tagte, hierzu nicht allzuviel geäußert. Aber im November kam es dann im Plenum zu außerordentlich heftigen Auseinandersetzungen, wo dann schon klar war, daß das, was draußen diskutiert wurde, genau auch das Thema war, das innen diskutiert wurde.

Dabei ging es anfangs nicht oder nur am wenigsten um wissenschaftliche oder wissenschaftsstrukturelle Probleme der Institutionen und um die Frage, ob man die verändern soll und wie. Sondern da ging es stark um Abrechnung mit den politisch Verantwortlichen, um die Ablösung der Leiter, die an der Akademie wissenschaftspolitisch agierten. Der Zorn richtete sich also gegen den Präsidenten Scheler [6] und die Mitglieder des Präsidiums.

Dann entwickelte sich die Sache aber bald so, daß die verschiedenen Gruppen sich zusammenfanden, als es darum ging, ein neues Statut für die Akademie auszuarbeiten. Das wurde dann zum Angelpunkt der anstehenden Fragen. Initiativgruppe, Gelehrtengesellschaft und Präsidium bildeten dafür Arbeitsgruppen, deren Tätigkeit sich ungefähr bis Ende Januar 1990 hinzog. Da war man dann guten Mutes, hatte ein Statut zustande gebracht, der Runde Tisch [7] nahm seine Arbeit auf. Aber Ende Januar, Anfang Februar ging die Politik bereits ganz andere Wege, als man dort in den Gruppen gedacht hatte. Die Politik ging schon nicht mehr in Richtung "Wir sind das Volk!", sondern in "Wir sind ein Volk!" Und dann sprach Modrow [8] - wieder anders und viel weitergehend - Anfang Februar von "Deutschland einig Vaterland".

Das war natürlich eine völlig andere Situation, auch für die Akademie. Mich hat im Januar 1990 ein Journalistenkollege aus Westberlin gefragt, der natürlich sein Ohr auch überall hatte: "Ist Ihnen denn eigentlich klar oder wissen Sie etwas davon, ob diese Akademie nicht schon auf dem Schreibtisch des Bundesministeriums gestorben ist?" Für mich war das ein erstes Anzeichen, daß da im Hintergrund irgendwas lief, was ich nicht überblicken konnte. Kaum einer an der Akademie hat das überblickt. Wir kannten damals auch nicht das Gefüge, die Struktur der Wissenschaftspolitik in der Bundesrepublik, bestehend aus den Bundesministerien, den Ländern und den Wissenschaftsorganisationen, also der heiligen Allianz.

SB: Wie finanzierte sich die Akademie in der Zeit der Wende?

HW: Es hatte sich bemerkbar gemacht, daß die Akademie ökonomisch nicht selbstständig war. Etwa die Hälfte der Mittel, die sie hätte haben müssen, fiel für 1990 weg. Es war unsicher, was vom Haushalt überhaupt zur Verfügung stand. Die Institute, die durch Verträge an Forschungsmittel seitens der Industrie gebunden waren - heute spricht man von Drittmitteln -, erhielten nichts mehr, denn die Industrie brach zusammen. Dadurch wurden die Verträge gegenstandslos. Daraufhin setzten natürlich an den Instituten Auflösungserscheinungen ein und sie suchten sich Partner im Westen, fanden sie auch, es war ein unkontrollierbarer Prozess. Die Max-Planck-Gesellschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft hatten dann schon ziemlich rasch herausgefunden, welche Einrichtungen sie haben wollten. Die Rede war ja auch lange noch von Kooperation und Zusammenarbeit, nicht von Einpassung.

Die Gründung der Leibniz-Sozietät

SB: Welche Rolle spielten die Basisdemokraten damals?

HW: Den Basisdemokraten war zu verdanken, daß die Strukturen der Akademie sich änderten, daß alle Leitungen an den Instituten der Akademie neu gewählt wurden. Wahrscheinlich war das der Grund, weswegen die Wissenschaftsorganisationen noch abgewartet hatten. Aber als sie dann gesehen haben, daß mehr als 50 Prozent der alten Leiter wiedergewählt wurden und als Wissenschaftler an der Spitze der Institute stehen sollten, wurde das Klima ein bißchen rauher. Als dann im März 1990 die CDU-Koalition die Wahl gewann, war natürlich klar, daß nicht mehr so viel Rücksicht genommen werden mußte, auch nicht auf die Basisdemokraten.

Im Januar haben dann die verschiedenen Ausschüsse einen Statutenentwurf vorgelegt, wie es weitergehen sollte. Der wurde allen Mitarbeitern der Akademie als Diskussionsmaterial zur Verfügung gestellt und dann vom Runden Tisch bestätigt.

Die neue Satzung wurde zunächst als provisorisches Reglement vom Konsilium akzeptiert, als eine Verhaltensrichtlinie, damit man überhaupt ein Gerüst hatte, womit man arbeiten konnte. Aber amtlicherseits bestätigt worden ist sie nicht. Die Regierung Modrow hat das noch offen gehalten, die Regierung de Maizière nicht mehr. In dieser Zeit haben wir die Wahl eines Präsidenten organisiert. Es ist einmalig, daß ein Akademiepräsident von 24.000 Mitarbeitern gewählt wurde - natürlich nicht direkt, sondern nach einem Mandatsprinzip - und das wurde dann Prof. Klinkmann. Er war der erste gewählte Präsident einer Akademie in Deutschland überhaupt. Das gab es woanders sowieso nicht, Präsidentenwahlen waren nie Sache der Mitarbeiter.

Die Basisdemokraten waren im Runden Tisch stark vertreten, er entstand auf ihre Initiative hin, und sie haben dort auch ihre Haltung artikuliert. Einige waren mit den Ergebnissen nicht zufrieden und wollten noch weiter gehen als die Beschlüsse des Runden Tischs. Aber sie konnten sich nicht durchsetzen, und ganz am Ende sagte eine daran beteiligte Professorin: "Es war alles umsonst. Wir haben für den Papierkorb gearbeitet."

Von dem Ergebnis des Rundes Tischs der AdW ist praktisch nichts übriggeblieben, und, wenn man das noch weiter verallgemeinern will, man kann sagen, daß das Modell Forschungsakademie in Verbindung mit einer Gelehrtengesellschaft am 3. Oktober 1990 gestorben ist und nicht wieder aufgelegt wurde. Es gab keine Akademie-Institute mehr. Das war der Ausgangspunkt für die Gründung der Leibniz-Sozietät.

Laut Artikel 38 Einigungsvertrag [9] wurde die "Gelehrtensozietät" der Akademie der Wissenschaften dem Land Berlin übereignet. Es sollte entscheiden, wie diese Sozietät weitergeführt wird. Daraufhin erklärte die damals zuständige Senatorin, es müsse auch die Nullvariante erlaubt sein. Die Sozietät solle gar nicht weitergeführt werden, denn dort seien alles "die Alten". Es ging also nicht um die Wissenschaft, sondern um diese Institution, die als eine aus der DDR überkommene so nicht weitergeführt werden sollte.

SB: War denn auch diese Option im Einigungsvertrag vorgesehen?

HW: Die Nullvariante - nein. Juristisch war das immer etwas umstritten, worauf ich jetzt nicht im Detail eingehen will, nur so viel: Im Anhang zum Einigungsvertrag wurde aufgeführt, welche Gesetze, Verordnungen und Regelungen der DDR außer Kraft gesetzt werden. Und da wurde außer Kraft gesetzt die Verordnung des Ministerrates der DDR vom Ende Juni '90 über die Akademie der Wissenschaften, so daß sie ihren Rechtsstatus verloren hat. Es bestand also einerseits die Forderung zur Weiterführung, und im Anhang stand etwas anderes.

Das Problem hat uns dann zwei Jahre lang beschäftigt. Das Plenum selber, also die Gelehrtengesellschaft, die eigentliche Gelehrtensozietät, die war der Meinung, wir machen erstmal alle einfach weiter. Wir sind ja nicht aufgelöst, wir haben ja durch den Einigungsvertrag die Möglichkeit, weiterzuexistieren, und so hat das Plenum seine bis dahin üblichen wissenschaftlichen Sitzungen weitergeführt. Man trat also jeden Monat zusammen, behandelte jeweils ein wissenschaftliches Thema, zu dem ein Referent einen Vortrag hielt, die Klassen arbeiteten weiter, doch allmählich wurde die Luft dünner. Zudem wurden politische Auseinandersetzungen auch innerhalb des Plenums weiter geführt.

Nach zwei Jahren sagte die Senatsverwaltung: nun wollen wir auch die Gelehrtengesellschaft nicht mehr haben. Sie hat den Arbeitsstab nicht mehr bezahlt und hat die Räume nicht mehr zur Verfügung gestellt. Senator Erhardt [10], der große Abwickler der Ostberliner Wissenschaft, schickte an alle Sozietätsmitglieder einen Brief, in dem stand, wir haben jetzt eine neue Akademie gegründet, damit sind Sie jetzt keine Mitglieder mehr. [11] Gegen diesen Verwaltungsbrief haben zwar viele protestiert, da gibt es eine Reihe von schönen, sehr energischen Antwortbriefen, aber das hat alles nichts genutzt. Und dann kam der Leibniz-Tag.

Diese große Festveranstaltung mit dem Bericht des Präsidenten und anderen Programmpunkten wurde jedes Jahr im Sommer zum Ende der Saison abgehalten. Wir hatten den Leibniz-Tag auch in den Jahren '91 und '92 weitergeführt. 1992, auf dem ersten Leibniz-Tag nach dem Brief des Senators, haben alle nur gedacht: Jetzt ist Schluß, endgültig Ende. Doch einige haben sich dann zusammengefunden und gesagt: Wer jetzt möchte, wir machen weiter. Daraus ist die Leibniz-Sozietät entstanden.

Kundgebung von mehreren hundert Teilnehmenden, von denen einige Plakate und Banner mit Parolen tragen - Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1989-1209-009, Klaus Oberst, freigegeben als CC-BY-SA-3.0 Deutschland via Wikimedia Commons

Kundgebung der "Initiativgruppe Wissenschaft" der Akademie der Wissenschaften unter dem Motto "Vorausdenken und Handeln - damit es eine Zukunft gibt" im Lustgarten, Berlin, 9. Dezember 1989.
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1989-1209-009, Klaus Oberst, freigegeben als CC-BY-SA-3.0 Deutschland via Wikimedia Commons

SB: Wie kamen sie auf den Begriff Leibniz? War das für Sie sofort klar, daß das unter diesem Namen weitergeführt werden sollte?

HW: Der Gründer der Akademie war ja Leibniz, und wir hatten bereits jedes Jahr diesen Leibniz-Tag gemacht. Außerdem hatten wir eine renommierte Leibniz-Arbeitsstelle. Wir haben also auf Tradition geachtet, und die wollten wir damit weiterführen. Da man uns durch den Einigungsvertrag schon als Sozietät bezeichnet hat, war es nur logisch, daß man sagte: Na ja, wir sind jetzt nicht mehr Akademie, aber wir sind Leibniz-Sozietät.

Von September '92 bis April '93 fand der Konsolidierungsprozeß statt, bei dem die juristischen Grundlagen geschaffen wurden - immer bei Fortsetzung der wissenschaftlichen Veranstaltungen zu gleicher Zeit. Am 15. April 1993 war die Gründungsveranstaltung. Seitdem gibt es die Leibniz-Sozietät.

SB: In der heutigen Bundesrepublik existiert kein Modell, das der Forschungsakademie von damals entspricht?

HW: Ich kenne keines. Nein.

SB: In der Gelehrtengesellschaft und Institute zusammengehen?

HW: Nein. Das wurde zwar immer als ein gutes und erfolgreiches, vielleicht auch zukunftsträchtiges Modell angesehen, aber man muß berücksichtigen: die "DDR-Akademie" war die Akademie eines ganzen Landes und nicht eines Landesteiles. Die Akademien in der Bundesrepublik sind einzelnen Bundesländern zugeordnet. Die eine oder andere einzelne Akademie hat natürlich auch Forschungsanteile, aber an der Akademie der DDR war die Forschung sehr breit angelegt. Es waren praktisch alle wesentlichen Wissenschaftsrichtungen in ihr vertreten, und das kann keine andere Akademie aufweisen.

SB: Wissen Sie, ob es im Ausland Entsprechungen zur Akademie der Wissenschaften der DDR gab?

HW: Ich habe nie eine vergleichende Akademieforschung betrieben, aber was ich bisher davon gehört habe, hat jede Akademie ihre Besonderheiten. Gemeinsamkeiten der AdW gab es zu der sowjetischen Akademie und zu den Akademien in den einzelnen Sowjetrepubliken. Zu denen besaßen wir vielfach gute Verbindungen, aber das war was anderes.

SB: Würden Sie sagen, daß sich die Forschungseinrichtungen und die Gelehrtengesellschaft tatsächlich eng ausgetauscht haben und die Gemeinsamkeit der Institution nicht nur formal bestand?

HW: Ja, sicher, die waren unter einer einheitlichen Verwaltung zusammengefaßt, da war natürlich manches möglich, was heute nicht möglich ist. Es war natürlich auch manches möglich, was heute nicht erstrebenswert ist. Das sind ja die unterschiedlichen Aspekte, die da immer eine Rolle spielen.

Aber etwas anderes ist wichtig: Das Wissenschaftssystem der DDR war recht vielfältig mit seinen Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstituten. Und in den Klassen und im Plenum der Gelehrtengesellschaft kamen immer die führenden Leute des ganzen Landes zusammen. Die haben da zwar wenig Wissenschaftspolitik betrieben, weil sie ja kein exekutives Organ waren, sondern bestenfalls ein beratendes - und die Parteiführung hat wenig Gebrauch davon gemacht, sich beraten zu lassen -, aber sie haben sich dort ausgetauscht, sie haben Meinungen gebildet. Da saßen also die Leute von den Instituten der Akademie neben den Leuten aus dem Hochschulbereich neben den von der Insel Riems [12] und anderen kleineren Instituten. Es gab keine andere Einrichtung, die diesen Meinungsaustausch und auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Gremien ersetzt hätte.

Zum Schluß bestanden an der Akademie zwölf Klassen wie zum Beispiel Mathematik, Biowissenschaften, Technikwissenschaften, Philosophie und Geschichte, Sprachwissenschaften und so weiter. Dort trafen sich die führenden Gelehrten des Landes. Das ist ein Vorteil, den man damals aber zu wenig genutzt hatte. Erst hinterher merkte man, wie nützlich solche Treffen waren.

SB: Wo traf sich die Leibniz-Sozietät, nachdem sie sich konstituiert hatte?

HW: Wir hatten es am Anfang schwer, da wir ja nichts mehr hatten: Kein Büro, keinen Raum, keine Forschungsmittel, nicht einmal ein Telefon. Als erstes haben wir in den Räumen eines zuvor gegründeten Clubs in der Leipziger Straße in Berlin Unterschlupf gefunden. Damals gab es ein Sozioprojekt zur Förderung von Akademikern und Künstlern, die nicht mehr wußten, wo sie hinsollten. Ein bißchen Heimatlose-Einfangen. Dort hielten wir unsere ersten Tagungen ab, doch wurde es bald zu klein. Daraufhin sind wir mit der Plenarveranstaltung in die Berliner Stadtbibliothek ausgewichen. Die Sitzungen der Leitungsgremien - wir hatten ja dann einen Vorstand - fanden vorwiegend in Privatwohnungen statt.

Die meisten Sachen, die zur Organisation dieser kleinen Gesellschaft gehörten, waren Privatinitiativen - mit privaten Produktionsmitteln, um es so zu sagen. Die Sozietät hatte kein Geld, um sich auch nur einen Computer anzuschaffen. Jeder hat gegeben, was er eben hatte. Das war natürlich nichts für jeden. Viele waren erstmal geschockt durch die Ereignisse, sie waren ja praktisch mittel- und arbeitslos und waren in eine andere Umgebung hineingestoßen.

Es gab auch eine andere Schwierigkeit. Wenn in der Sozietät ein früherer Institutsdirektor war, dann hatte der gelernt, wie man ein Institut leitet. Aber er hat nicht gelernt, wie man als, sagen wir mal, so eine Sache in Selbstausbeutung organisiert. Er war auch ohne sein gewohntes Hinterland und hatte niemanden mehr, den er fragen konnte, keine Assistenten, keine Sekretärin und so weiter. Er mußte in die Niederungen herabsteigen, das mußte erst gelernt werden. Es war also eine schwierige Anfangszeit, und alle hatten ihre Schwierigkeiten, mit dem unbekannten Vereinsrecht klarzukommen. Aber das haben wir dann auch einigermaßen hingekriegt und eine eigene Infrastruktur auf privater Basis aufgebaut. Ich sehe mich heute noch im Garten von Wolfgang Eichhorn [13], dem Schatzmeister, mit der Familie hundert Briefe mit Einladungen zukleben. (lacht)

SB: Und die Mittel für die verschiedenen Dinge kamen dann von privater Hand?

HW: Von den Mitgliedern. Den größten Teil haben wir von den Mitgliedsbeiträgen beglichen, die aber nicht für alle Unkosten gereicht hätten. Wir konnten uns auch auf Zuwendungen stützen, etwa von Präsident Rapoport [14] und von anderen Mitgliedern. Später haben wir auch Spenden von der Stiftung der Freunde der Sozietät erhalten, aber alles insgesamt in sehr bescheidenem Rahmen.

SB: Erhalten Sie heute öffentliche Mittel aus Berlin?

HW: Das ist vorbei. [Anm. d. SB-Red.: Dies gilt inzwischen nicht mehr. Siehe Fußnote 15]

SB: Sind die Zuwendungen in diesem Jahr eingestellt worden?

HW: Nein, der Antrag wurde als nicht genügend zurückgewiesen. Man muß ja immer einen Antrag für ein Projekt einreichen und das dann begründen. Wir wählen natürlich Projekte aus mit Themen, über die unsere Mitglieder, die da mit einbezogen sind, ein hohes Fachwissen verfügen und praktische Erkenntnisse mit einbringen können. Wir brauchen auch keine eigene Forschung zu betreiben, das bringen schon die Mitglieder mit. Ich habe den Verdacht, daß wir die Spielregeln nicht beherrschen, um eine solche Begründung richtig zu formulieren. Neulich habe ich einen Vortrag von einem Kollegen gehört, der beschrieben hat, welche Formen und Schärfe die Jagd auf Drittmittel inzwischen angenommen hat. Da können wir wohl nicht mithalten.

Wie soll es weitergehen?

SB: Welche Bestrebungen gab es in der Vergangenheit, die Sozietät abzuschaffen, und gibt es sie heute noch oder ist es mittlerweile doch so, daß man sie weiterlaufen lassen will?

HW: Anfangs gab es erhebliche politische Einwände gegen die Sozietät. Frau Monika Grütters [16] die heute Ministerin ist, war damals Pressechefin von Senator Erhardt, und hat versucht, die Leibniz-Sozietät auch politisch ein bißchen zu verketzern. Sie hat dann im Abgeordnetenhaus etwas gesagt wie, das sind eben die Betonköpfe von damals. Zu der Zeit wurde gerade eine Debatte im Abgeordnetenhaus gegen den Senator Thomas Flierl [17] geführt, der Anfang des Jahrhunderts von den Linken als Wissenschaftssenator nominiert war.

Außerdem habe ich mal ein schönes Zitat ausgebuddelt von dem Herrn Thieme, einem Hochschulrechtler aus Hamburg, den der Berliner Senat als Gutachter zu folgender Überlegung herangezogen hat: Ist es denkbar, daß man, um dieser Kalamität mit der Sozietät, die durch den Einigungsvertrag eine gewisse Belastung war, zu entgehen, an der Sozietät und an der DDR-Akademie vorbei die Preußische Akademie wieder ins Leben ruft? Das sollte der Thieme, der ein Vertrauter von Senator Erhardt und seiner Vorgängerin, der Senatorin Riedmüller-Seel [18] war, beantworten, was er dann auch getan hat. [19] Als er einmal gefragt wurde, was sie denn nun mit diesem Gebilde da machen, hat er sinngemäß geantwortet: Man läßt sie jetzt weitermurksen und einschlafen, und dann wird man sehen, was man weitermacht. Laßt sie totlaufen. [20] Nun ist sie nicht totgelaufen, diese Geschichte.

Die Aversion des wissenschaftlichen Establishments gegen die Sozietät, die weitgehend politische, aber auch wissenschaftspolitische Ursachen hatte, ist eigentlich mit den Jahren verschwunden. Sie ist nicht beseitigt, aber sie ist nun unauffällig geworden. Man handhabt das nach dem Motto: Mal sehen, vielleicht wird ja doch was aus denen. Es ist keine wohlwollende Begleitung, sondern eine Duldung. So sehe ich das jedenfalls heute. Sie sind natürlich erstaunt, daß diese Sozietät sich nicht von selber beseitigt hat, wie es der Wunsch des damaligen Vorsitzenden des Wissenschaftsrates, Dieter Simon [21], war, der mir mal in einem Pressegespräch sagte: Das sind ja gute Leute, aber die haben doch keine Zukunft mehr. Und die haben einen großen Fehler gemacht, indem sie andauernd neue Leute zugewählt haben.

Das heißt mit anderen Worten, wir haben den Weg nicht beschritten, der für uns vorgesehen war und von dem früher schon mal jemand gesagt hat: Wir warten die biologische Ausdünnung ab, dann werden sie irgendwann von selbst verschwinden.

So ist es ja bei anderen auch passiert. Ein Teil der Vereine, die nach der Wende in den neunziger Jahren entstanden sind und keine Unterstützung erfahren haben, sind als Folge der Überalterung des Personals verschwunden. Das sind nicht wenige gewesen, aber das ist ein Extrakapitel.

SB: Und wie sieht es in der Hinsicht bei der Leibniz-Sozietät aus?

HW: Die allgemeine Feststellung, die man treffen muß, lautet: Wir sind zu alt, haben zu wenig junge Gelehrte und einen zu geringen Anteil an Frauen.

SB: Wie will man das Problem lösen und die Idee der Gelehrtensozietät weiterverfolgen?

HW: Es gibt Probleme, auf die hat die Sozietät im Moment keine Antwort. Das ist eines, das dazu gehört. Natürlich nehmen wir immer wieder jüngere Leute auf. Jung sind bei uns die, die mit 65 anfangen. Das wird wohl noch eine Weile so weitergehen. Aber die Zukunftsaussicht besagt, daß wir uns dazu was Neues einfallen lassen müssen. Da sind wir eben noch nicht so weit. Ich bin da ja immer etwas kritischer, als es ein Präsident sein darf, und ich meine, daß das die entscheidende Frage sein wird.

Es ist ja nicht so, daß die Alten das nicht bringen würden. Die Behauptung, daß die alle ausgebrannt sind, stimmt so nicht. Aber mit den jungen Leuten kommen natürlich neue Ergebnisse der Wissenschaft rein. Neue Gedanken, neue strukturelle Vorstellungen von Wissenschaften, neue Richtungen, die draußen existieren und die natürlich bei der Generation, die in der Sozietät dominierend ist, nicht vorhanden sein können. Das ist das eigentliche Problem, ein institutionell-wissenschaftspolitisches Problem, dem wir uns irgendwann stellen müssen.

Beim Interview am 24. März 2014 in seinem Haus in Berlin - Foto: © 2014 by Schattenblick

Der Präsident der Leibniz-Sozietät, Prof. Dr. Gerhard Banse, erklärt im Gespräch mit dem Schattenblick die Vorzüge der früheren problemorientierten Forschung gegenüber den Folgen eines rein projektbezogenen beruflichen Werdegangs in der heutigen Generation von Wissenschaftlern
Foto: © 2014 by Schattenblick

Ich habe die Mitgliedschaft in der Leibniz-Sozietät einmal unter dem Gesichtspunkt von drei Generationen beschrieben [22]: Einmal die Generation der ursprünglichen Mitglieder der Akademie der Wissenschaften. Die haben dann neue Mitglieder dazugewählt. Sie haben in den neunziger Jahren die "vagabundierenden" übrigen Spitzenwissenschaftler der DDR eingefangen und auch welche aus dem Westen dazugenommen, beispielsweise Elmar Altvater [23]. Das war die zweite Generation. Die war nicht mehr mit dem Akademiegeschäft verbunden, also nicht mehr mit der Gelehrtengesellschaft der AdW. Die kamen alle hinterher. Aber es waren zum größten Teil Leute, die wußten, was die Akademie ist, die vielleicht Abteilungsleiter an einem Akademieinstitut waren oder die eigentlich hätten Akademiemitglied sein müssen, aber es aus verschiedenen Gründen nicht geworden sind. Die dritte Generation sind Leute wie unser heutiger Präsident Gerhard Banse. Er ist im Jahr 2000 Mitglied geworden und hatte bis dahin nur am Rande Berührung mit der Akademie gehabt. Das sind die, die jetzt das Präsidium bilden.

Die haben natürlich ein anderes Traditionsbewußtsein, ein anderes Verhältnis zur Vergangenheit und wissen gar nicht mehr, was dort eigentlich so an Positivem und an Häßlichem gelaufen ist. Einesteils ist es wunderbar, daß sie das nicht wissen müssen, sie können dann anders denken, aber sie stehen natürlich vor denselben Problemen, die wir in den neunziger Jahren schon hatten. Da sind Mitgliedschaften überaltert, und wir wissen nicht, ob wir immer an der Front der Erkenntnis sind. Das ist eine Frage, die sich viele nur insgeheim stellen, die noch nicht offizialisiert ist, aber sie ist natürlich wichtig: Wo stehen wir eigentlich? Und dann kommt natürlich auch die Frage: Wie ist denn die Struktur des Vereins? Ist das Gebilde, das wir jetzt haben, überhaupt geeignet für das, was wir vielleicht wollen?

Eine Forschungsakademie haben wir ja nicht mehr. Wir haben versucht, noch ein bißchen Forschungen zu betreiben, aber es hat sich sofort gezeigt, das wir das gar nicht finanzieren können. Und als zweites hat sich gezeigt: Wir können die Forschung, die wir machen wollen, nicht in das administrative System mit seinen ganzen Begutachtungen, mit den Dingen, die zu berücksichtigen und die auszufüllen sind, und den Angaben, die man haben muß, integrieren. Also, an den Zukunftsvorstellungen muß noch gearbeitet werden. Aber es wird nie dazu kommen, daß wir sagen: So, jetzt hören wir auf, weil die Schwierigkeiten zu groß sind.

SB: Gibt es heute eine Zusammenarbeit mit der BBAW, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die Anfang der neunziger Jahre von oben eingesetzt wurde, oder bestehen da eher Querelen?

HW: Über die Querelen, die es damals gab, will ich hier nicht viel reden, weil das alles noch nicht aufgeschrieben ist, und vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Es war klar, daß diese Berlin-Brandenburgische Akademie den Geburtsfehler hat, daß sie von der Politik eingesetzt wurde und sie hat sich nie dazu bekannt, daß das ein Fehler ist. Und sie hat immer versucht, die Sozietät nicht zu bemerken. Wir haben verschiedene Anläufe zur Zusammenarbeit gemacht. Beispielsweise hatte schon Präsident Rapoport eine längere Unterredung mit dem BBAW-Gründungspräsidenten Hubert Markl [24] über eine Zusammenarbeit - es ist daraus nichts geworden. Der dann folgende Präsident Simon, vorher Vorsitzender des Wissenschaftsrats und Chef der ganzen Abwicklung, hat bekundet, daß er alles sehr sympathisch findet, aber daß er das nicht fördern möchte und auch nicht kann. Als der Senator ihm ans Geld gehen und für uns etwas abzweigen wollte, ist Simon dann sehr scharf geworden.

Es war damals - ich kürze es mal ab - im Berliner Abgeordnetenhaus der Vorschlag an den Senator Flierl von den Linken unterbreitet worden, wir möchten gerne, daß von diesem Millionenetat der Berlin-Brandenburgischen die 30.000 Euro, die wir vielleicht brauchen im Jahr, abgezweigt werden. Da ist Simon - wie auch Frau Grütters - auf die Barrikaden gegangen. (lacht) Nein, es hat von unserer Seite aus nicht an Kontaktversuchen gefehlt, die wurden sehr höflich behandelt, aber es blieb ohne gegenseitige Verbindlichkeiten. Das ging bis Mitte, Ende der neunziger Jahre weiter, und dann haben wir es im Grunde aufgegeben. Erneuert wurde der Versuch erst wieder mit dem großen Jubiläum zu 300 Jahre Akademie in Berlin, was noch ein eigenes Kapitel ist.

Wir waren mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie aber immer auf eine ganz andere Weise verknüpft, nicht nur durch die Vergangenheit, sondern auch durch das Akademiearchiv, das die BBAW mit den Personalakten der Akademiemitglieder der AdW führt. Nun hatten wir ja in der Sozietät auch frühere Akademiemitglieder, so daß Rapoport damals Markl und später auch Simon die Frage gestellt hat, ob sie denn dafür weiter zuständig seien oder nicht. Und da haben sie gesagt, daß sie daran sehr interessiert sind. Die Akademiemitglieder können also ihren Nachlaß weiter dort unterbringen, das BBAW-Archiv ist bereit, das alles aufzunehmen. Das ist so ziemlich der einzige Punkt, der uns richtig verknüpft. Aber das gilt schon nicht mehr für die dritte Generation.

Das Archiv fühlt sich ja auch zuständig für die Geschichte der Akademie. Nun sind ja bei uns noch viele Leute, die an der Akademie eine führende Position hatten, ohne daß sie Akademiemitglied waren. Die sind für das Archiv heute auch interessant, und für sie wäre es ebenfalls möglich, Nachlässe und anderes Material dort unterzubringen. Das schwelt noch ein bißchen, das lassen wir laufen. Ansonsten haben wir in den vielen Jahren keine gemeinsame Aktion unternommen.

Wir haben auch kein gemeinsames Mitglied. Die Berlin-Brandenburgische Akademie hat am Anfang um einige geworben, damit sie dort Mitglied werden sollten, unter der Bedingung, sie sollten keine Beziehung mehr zur Leibniz-Sozietät unterhalten. Das haben einige gemacht. Unter denen befanden sich auch zwei, drei, die sowieso im Krieg mit der Akademie standen. Ein anderer hat gesagt, er fühle sich sehr geehrt, daß er dort Mitglied werden dürfe, aber er gehe auf die Bedingung nicht ein und verzichte deshalb darauf. Er ist unser Mitglied gewesen und ist es immer noch.

SB: Könnte man sagen, wer heute Mitglied der Leibniz-Sozietät ist, gibt damit gleichzeitig auch eine Art Bekenntnis ab?

HW: In gewisser Weise ja, aber das hat keine irgendwie geartete Dominanz, die Bedeutung schwächt sich ab. Wenn sich jetzt die Gelegenheit ergäbe, daß man ein gemeinsames Mitglied hätte, würde das auch die BBAW vermutlich nicht mehr aufregen. Da sind ja jetzt auch andere Leute, die die Anfänge alle nicht miterlebt haben.

SB: Die gleiche Situation wie bei Ihnen.

HW: Das ist genau das gleiche. Die von der BBAW sagen: Na ja gut, wir haben vielleicht früher mal was mit denen gehabt, aber jetzt doch nicht mehr. Das geht doch jetzt an uns vorbei. Das ist kein Punkt, über den wir uns heute noch aufregen müßten. Und wir sehen das eigentlich genauso. Also, es verschleift sich etwas, die Konturen werden nicht mehr so scharf.

Raum mit Bücherregalen an den Wänden, Lesetischen in der Mitte und vier Personen - Foto: Bundesarchiv, Bild 183-13492-0006, Schack, freigegeben als CC-BY-SA-3.0 Deutschland via Wikimedia Commons

Akademie der Wissenschaften, Bibliothek, 5. Februar 1952. Hier hat die Geisteswissenschaftliche Abteilung der Deutschen Akademie der Wissenschaften unter nicht immer einfachen Bedingungen an der Fertigstellung des Grimm'schen Wörterbuches gearbeitet. Heute nennen wir das auch Deutsches Wörterbuch (DWB) oder kurz "Der Grimm", an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften neu bearbeitet.
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-13492-0006, Schack, freigegeben als CC-BY-SA-3.0 Deutschland via Wikimedia Commons

SB: Auf der Website der Leibniz-Sozietät ist von verschiedenen Klassen, Tagungen und Bücherprojekten die Rede, aber alles in allem scheint die Sozietät wenig bekannt zu sein.

HW: Das Ergebnis eines Projekts ist meist eine Publikation. Die muß beworben werden, und da haben wir unsere Schwierigkeiten. So, und dann kommt abgesehen von den Hürden der Bürokratie noch als zweites hinzu, daß in den führenden Zeitschriften, die für den "Citation-Index" genommen werden, festgefahrene Verbindlichkeiten und Strukturen existieren und wir dort nicht veröffentlicht werden. Wenn man da nicht genommen wird, dann existiert man für die Wissenschaft nicht. Unsere Reihe "Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät" wird, glaube ich, nur in zwei Bibliotheken überhaupt geführt. Falls man nicht im Internet auf uns stößt, kennt man uns nicht.

Ich habe ja die Sitzungsberichte mit gegründet und dann versucht, sie an wissenschaftlichen Bibliotheken zu verbreiten. Die haben alle gesagt, sie würden gerne, aber sie hätten kein Geld, keinen Platz und so weiter. Also, dieser Boykott - nein, Boykott ist ein falsches Wort -, aber diese Blockade, die da existiert, ist in dem Gesamtpublikationssystem verbreitet. Wir sind nicht die einzigen, die das trifft. Das Internet ist ein Ausweg, aber das kennen Sie ja selbst: Wenn ich Schattenblick.com nicht kenne, ist das so eine Sache. (lacht)

Privates

SB: Haben Sie einmal selbst als freier Journalist gearbeitet?

HW: Indirekt schon. Aber eigentlich nein, bis 1991 war ich bezahlter Pressemann. Ich habe aber viel als Wissenschaftsjournalist neben der eigentlichen Aufgabe gearbeitet, hatte auch eine Sendereihe im Funk. Nach der Wende wurde das alles komplizierter. Ich war eine kurze Zeit arbeitslos und anschließend sozusagen ins Altersübergangsgeld gezwungen und mußte dann mit 60 die Rente beantragen. In diesem Zeitraum war ich so etwas wie freier Journalist.

Ich hatte journalistisch weitermachen wollen, habe unter anderem auch für ADN gearbeitet. Sie wissen das ja sicherlich, da wurden Hungerlöhne gezahlt. Das ist nicht der Rede wert, wenn man zwei Tage lang zu einer Konferenz gegangen war und dann dreißig Zeilen machen durfte. Eine Zeitlang stand das auf der Kippe, ob ich zur Sozietät gehe und mich dort festbinde oder ob ich weiterhin als Journalist tätig bin. Die Sozietät hat gesiegt.

Ich war damals in der Situation, daß ich so gut wie alle Wissenschaftsjournalisten in der DDR kannte, nach der Wende galt das natürlich nicht mehr. Ich kannte nur vereinzelt Leute aus Westberlin, Hamburg und Frankfurt. Wir sind dann als Sektion "Wissenschaftsjournalisten" im VdJ [27] zur TELI, die Technisch-Literarische Gesellschaft, übergegangen, dem ein großer Teil der Wissenschaftsjournalisten der Bundesrepublik angeschlossen war. Das hat uns eine Menge gegeben und auch den Blick erweitert, denn das, was im anderen Teil Deutschlands gewesen war - wir haben damals sehr viele Exkursionen unternommen, was übrigens heute immer noch gemacht wird -, davon hat ein Wissenschaftsjournalist aus der DDR natürlich nicht viel gewußt.

SB: An welchen Projekten arbeiten Sie zur Zeit?

HW: Ich arbeite die Dokumente aus der Frühzeit der Sozietät auf, das ist ungefähr der Zeitraum von '92 bis '98. Das ist schon schwierig genug. Keiner weiß, wo das alles geblieben ist, jetzt muß man suchen, die Spuren verwischen sich schon. Außerdem versuche ich festzuhalten, was die Gelehrtengesellschaft in der Wendezeit getrieben hat. Die Leute, die damals aktiv waren - die meisten von ihnen sind inzwischen verstorben -, haben ihre Nachlässe überallhin verstreut und keiner weiß, was da drin steht.

SB: Aus welchem Wissenschaftsbereich kommen Sie?

HW: Ich habe Philosophie, Ästhetik, Volkskunde studiert, also noch was Bodenständiges. Und dann bei den Journalisten promoviert. (lacht) Damals, in den 50er Jahren, in der Studienzeit, gab es noch gar nichts, knapp einen ersten Fernseher, die technische Ausrüstung war sehr bescheiden. Ich weiß noch, mein Vater war ganz stolz nach dem Krieg, 1946, weil wir zu den wenigen gehörten, die ein Telefon hatten. Das war über Jahre hinweg ein Privileg. Das hatte er nur, weil er beim Raiffeisenverband gearbeitet hat und dort Kraftfahrer war und die ihn immer erreichen wollten. Und die hatten, nun ...

SB: ... alles organisiert?

HW: Ja. Das war schon ein tolles Privileg. Und wenn man sich überlegt, wie sich das dann entwickelt hat, mit welchen enormen technischen Fortschritten. Die IT-Entwicklung der 90er Jahre hat der Sozietät dann über manche Engpässe hinweggeholfen. Ich sagte ja schon, wir haben da im Garten gesessen, haben hundert Kuverts zugemacht und einiges andere mehr. Das war vor der Erfindung der Emails. Und dann kommt noch eins hinzu: Haben Sie schon mal versucht, einen Gelehrten davon zu überzeugen, daß er seine Arbeit umstellen müßte ... vielleicht auf Fax? Von der Schreibmaschine auf PC? (lacht)

Das haben wir hinter uns, in dieser Anfangsphase. Viele haben gesagt: "Nee, ich komme auch so zurecht." Ich sagte dann: "Ich schick' ein Fax." Kam die Antwort: "Ich habe doch gar kein Fax, nur Telefon, Fax brauche ich nicht." Also, es war eine grauenhafte Sisyphos-Arbeit, das in die Wege zu leiten. Und das hat sich dann fortgesetzt: 1995 fiel in einer Vorstandssitzung zum ersten Mal das Wort "Internet". Es dauerte bis 1998, bis daraus ein Beschluß wurde, und bis zum Jahr 2000, daß wir eine Internetseite hatten. Mit den Emails war es genauso. Ich wollte ja immer ein Mitgliederverzeichnis machen, weil ich das von meinem Journalistenverband kannte. Die hatten eine Mitgliederliste, da wußte man, "ach, den kannst Du anrufen", und so weiter.

Viele Gelehrte wollten das anfangs nicht. Sie sagten: "Aber dann ist ja meine Wohnung bekannt!" Dieses alte Sicherheitsdenken, was noch in den DDR-Gelehrten drin war, vielleicht weil einer VVS [25] verpflichtet war oder GVS [26] oder sonst irgendwas, dagegen sperrte er sich. Aber es ist mir gelungen, 1996 das erste Mitgliederverzeichnis herauszubringen, und der nächste Schritt bestand dann darin, daß dort nun jeder seine Emailanschrift einbringt. "Nein, nur die vom Institut!", hieß es, oder: "Nur das dienstliche Telefon." Es hat Jahre gedauert, ehe wir soweit waren, zumal das eine Zeit war, in der die Emailadressen noch häufiger gewechselt haben. Erst 2003 waren z.B. alle Mitglieder unseres Reaktionskollegiums per Mail erreichbar.

SB: Wie sind Sie selbst zur Akademie gekommen?

HW: Ich bin dort 1975 als Leiter der Presseabteilung angestellt worden und habe das bis zum Schluß gemacht. Ja, ich habe 1992 im Akademiegebäude dann das Licht ausgedreht.

SB: Ein passendes Schlußwort für ein langes Gespräch an einem langen Abend. Vielen Dank, daß Sie sich die Zeit für uns genommen haben.

Vorderseite des Bands 31 der Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften - Foto: © 2014 by Schattenblick

Thematisch auf der Höhe der Zeit. In dem Band "Energiewende - Produktivkraftentwicklung und Gesellschaftsvertrag" finden sich Beiträge zur 5. Jahreskonferenz der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften 2012
Foto: © 2014 by Schattenblick


Fußnoten:


[1] Einen Bericht und ein Interview zur Leibniz-Gemeinschaft finden Sie im Pool BILDUNG UND KULTUR unter:

BERICHT/031: Leibniz-Gemeinschaft - Anspruch und Wirklichkeiten? (SB)
https://www.schattenblick.de/infopool/bildkult/report/bkri0012.html

INTERVIEW/011: Leibniz-Gemeinschaft - Universaloption und Grenzen, Prof. Karl Ulrich Mayer im Gespräch (SB)
https://www.schattenblick.de/infopool/bildkult/report/bkri0011.html

[2] Ein Interview zur Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften finden Sie im Pool BILDUNG UND KULTUR unter:

INTERVIEW/012: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften - Gelehrte, Forscher, Brückenbauer, Prof. Günter Stock im Gespräch (SB)
https://www.schattenblick.de/infopool/bildkult/report/bkri0012.html

[3] Ein Interview zur Leibniz-Sozietät finden Sie im Pool BILDUNG UND KULTUR unter:

INTERVIEW/017: Leibniz-Sozietät - Über den Tellerrand ... Prof. Dr. Gerhard Banse im Gespräch (SB)
http://schattenblick.com/infopool/bildkult/report/bkri0017.html

[4] Näheres hierzu findet sich auf der Internetseite der Leibniz-Sozietät (http://leibnizsozietaet.de/) unter der Rubrik "Geschichte" sowie unter "Publikationen".

[5] Horst Klinkmann: Professor für Innere Medizin und Nephrologe, hat fast zwei Jahrzehnte lang die Klinik für Innere Medizin der Universität Rostock geleitet und genießt hohes internationales Ansehen insbesondere für seine Forschungen auf dem Gebiet der künstlichen Organe. 1990 bis 1992 der letzte Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR und heute Mitglied der Leibniz-Sozietät.

[6] Werner Scheler: Arzt und Pharmakologe. Zwischen 1979 und 1990 Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR. Mitglied der Leibniz-Sozietät.

[7] Im Februar 1990 wurde der "Runde Tisch der AdW" gebildet.

[8] Hans Modrow war vom 13. November 1989 bis 12. April 1990 der letzte Vorsitzende des Ministerrates der DDR. Ihm folgte Lothar de Maizière (CDU), der vom 12. April bis 2. Oktober 1990 der letzte Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik war.

[9] Im Artikel 38 "Wissenschaft und Forschung" des Einigungsvertrags heißt es unter Absatz 2:

Mit dem Wirksamwerden des Beitritts wird die Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik als Gelehrtensozietät von den Forschungsinstituten und sonstigen Einrichtungen getrennt. Die Entscheidung, wie die Gelehrtensozietät der Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik fortgeführt werden soll, wird landesrechtlich getroffen.
http://www.gesetze-im-internet.de/einigvtr/BJNR208890990.html

[10] Manfred Erhardt (CDU) wurde am 24. Januar 1991 Senator für Wissenschaft und Forschung in Berlin und übte das Amt bis 1996 aus.

[11] http://archiv.xn--leibniz-soziett-elb.de/download/erhardt_schreiben.htm

[12] Auf der Ostseeinsel Riems, dem "Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Riems" wurden schon zu DDR-Zeiten und werden auch heute noch Tierseuchen erforscht.

[13] Wolfgang Eichhorn, Philosoph und Mitglied der Leibniz-Sozietät.

[14] Samuel Mitja Rapoport (1912-2004) gilt als einer der bekanntesten Biochemiker der DDR. Er war von 1993 bis 1998 erster Präsident der Leibniz-Sozietät.

[15] Nachdem zunächst keine öffentlichen Gelder für Projekte der Leibniz-Sozietät gesichert werden konnten, hatte der amtierende Präsident der Leibniz-Sozietät, Prof. Dr. Gerhard Banse, mit dem Berliner Senat gesprochen, und es wurden Zuwendungen für die Jahre 2014 und 2015 in Aussicht gestellt. (Siehe Fußnote [3])

[16] Prof. Monika Grütters, MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien (CDU).

[17] Thomas Flierl, Die Linke.PDS, von 1995 bis 1998 und von 2002 bis 2011 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Von 2002 bis 2006 war er Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur.

[18] Barbara Riedmüller-Seel wurde nach dem Wahlsieg Walter Mompers (SPD) im März 1989 zur Senatorin für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin berufen.

[19] Werner Thieme: Fortbestand und Erneuerung der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Köln 1992, Heymann Verlag.

[20] "'Die läßt man jetzt weitermurksen, man will sie aushungern und einschlafen lassen, und dann wird man sehen', sagt der Hamburger Jurist Werner Thieme." (aus: "Gruß aus Preußen. Ein Bericht über die ehemalige 'Akademie der Wissenschaften der DDR'", von Elke Heinemann, in: DIE ZEIT, 30.8.1991 Nr. 36.)

[21] Dieter Simon, Rechtswissenschaftler, war von 1989 bis 1992 Vorsitzender des Wissenschaftsrats und von 1995 bis 2005 Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

[22] Herbert Wöltge: "Die Unausrottbaren? Anmerkungen und Notizen zur Gründung der Leibniz-Sozietät", in: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, 118 (2014), 149-177.
http://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2014/02/14_woeltge.pdf

[23] Elmar Altvater, emeritierter Professor für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin.

[24] Hubert Markl war von 1993 bis 1995 Präsident der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

[25] VVS - Vertrauliche Verschlußsache:
"VVS sind politische, ökonomische, militärische, wissenschaftliche, technische, technologische u.a. Informationen mit Bedeutung für gesellschaftliche Bereiche und Prozesse bzw. den sozialistischen Staat, deren Geheimhaltung einen Vorteil ermöglicht bzw. deren Offenbarung Gefahren, Schäden, Störungen oder andere Nachteile für diese herbeiführen kann."
(zitiert nach: http://www.kondruss.com/mad/nva-dienstvorschriften/geheimhaltungsgrade.htm)

[26] GVS - Geheime Verschlußsache:
"GVS sind politische, ökonomische, militärische, wissenschaftliche, technische, technologische u.a. Informationen von gesamtstaatlicher Bedeutung, deren Geheimhaltung der DDR oder der sozialistischen Staatengemeinschaft in sehr hohem Maße nutzt oder einen bedeutenden Vorteil ermöglicht bzw. deren Offenbarung schwere Gefahren, Schäden, Störungen oder andere Nachteile für die Innen- und Außenpolitik des sozialistischen Staates, die Volkswirtschaft, die Verteidigungskraft bzw. die innere Sicherheit herbeiführen kann."
(zitiert nach: http://www.kondruss.com/mad/nva-dienstvorschriften/geheimhaltungsgrade.htm)

[27] VdJ - Verband der Journalisten der DDR


13. Mai 2014