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BIBLIOTHEK/402: Hochsaison an der Herzog August Bibliothek (idw)


Herzog August Bibliothek - 30.07.2009

Hochsaison an der Herzog August Bibliothek


Während andernorts das Leben in den sommerüblichen gemächlichen Bahnen verläuft, ist im Anna-Vorwerk-Haus, dem Herz der Stipendiatenbetreuung der Wolfenbütteler Herzog August Bibliothek, beim mittäglichen Kaffeetrinken der Stipendiaten und Gastwissenschaftler mehr los als zu anderen Jahreszeiten. "Gerade im Sommer haben viele Wissenschaftler in der vorlesungsfreien Zeit die Möglichkeit, in Ruhe in Wolfenbüttel zu forschen", erklärt Dr. Jill Bepler, Leiterin der Abteilung für Stipendienprogramme und wissenschaftliche Veranstaltungen an der Wolfenbütteler Forschungseinrichtung, dieses Phänomen.

Die Herzog August Bibliothek ist mit ihren wertvollen Handschriften und Drucken aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit eine wichtige Forschungseinrichtung für verschiedene Disziplinen, wie der Geschichte, der Theologie, der Germanistik und den Rechtswissenschaften. Zur Förderung der Arbeit an den Beständen, etwa bei Promotionen und Habilitationen, vergibt die Einrichtung seit vielen Jahren Stipendien. Allein 2008 konnte die Bibliothek aus Landesmitteln, aus Mitteln der Dr. Günther Findel-Stiftung und der Rolf und Ursula Schneider-Stiftung und durch weitere an der Bibliothek verwaltete Stipendien 78 Forscher unterstützen. Zudem waren 19 weitere Personen mit Stipendien anderer Institutionen und 113 Forscher ohne finanzielle Unterstützung in Wolfenbüttel zu Gast.

Zwei, die ihren Sommer in Wolfenbüttel verbringen, sind Prof. Anna Manko-Matysiak aus dem polnischen Wroclaw und die gebürtige Japanerin Atsuko Fukuoka. Für die Germanistin Manko-Matysiak ist es schon der sechste Aufenthalt an der Forschungsstätte für europäische Kulturgeschichte. Bereits 1994 war sie im Rahmen ihres Promotionsvorhabens mit einem Stipendium an die Bibliothek gekommen und hat in weiteren Phasen ihrer wissenschaftlichen Karriere immer wieder die gute Arbeitsatmosphäre des Bibliotheksquartiers genutzt. Wolfenbüttel ist für sie dabei ein ganz besonderer Ort zum Arbeiten. "Charakteristisch ist der Austausch zwischen den Forschern - Nachwuchskräfte und erfahrene Wissenschaftler kommen hier hierarchiefrei und interdisziplinär zusammen und geben sich gegenseitig Hinweise zu ihren Arbeiten." Ihr derzeitiges Forschungsinteresse gilt den frühneuzeitlichen Pestschriften Ostmitteleuropas, die in der Herzog August Bibliothek vorhanden sind. Wichtig ist für Manko-Matysiak, dass sie problemlos ihre Familie mitbringen konnte. Ihr Mann und ihre zwei Kinder verbringen während des zweimonatigen Aufenthalts ihre Tage in Wolfenbüttel und Umgebung.

Die Japanerin Atsuko Fukuoka hat nach ihrem rechtswissenschaftlichen Studium in Tokyo und Forschungen zum Verfassungsrecht mit einer Promotion an der Universität Frankfurt über das Verhältnis von Kirche und Staat in den Niederlanden der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begonnen und nutzt während eines sechsmonatigen Aufenthaltes an der Herzog August Bibliothek die gute Quellenlage. "An keinem anderen Ort sind alle für meine Arbeit relevanten Werke so vollständig zusammen wie in Wolfenbüttel, so dass ich gleichzeitig mit ihnen arbeiten kann und dadurch völlig neue Inspirationen erfahre", sagt Fukuoka. Die Mitarbeiter der Bibliothek mit ihren guten Kenntnissen der Bestände seien jederzeit eine große Hilfe, die die Arbeit erleichtern würden, berichtet die 32jährige begeistert von ihrer Zeit in Wolfenbüttel.

Die Stipendiaten und Gastwissenschaftler können in Wolfenbüttel auf eine einzigartige Betreuung zurückgreifen: Die Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek e.V. unterhält ein eigenes Gästehaus, das nach ihrem Gründungspräsidenten benannte Kurt-Lindner-Haus mit 20 Appartements. Außerdem hat sie große Teile des historischen Feierabendhauses mit 18 weiteren Appartements für die auswärtigen Wissenschaftler an der Bibliothek angemietet. In den bibliothekseigenen Räumen im historischen Lessinghaus, einst Wohnort des Dichters, befinden sich drei weitere Wohneinheiten, und im Leibnizhaus, einem Neubau des 20. Jahrhunderts, sind ebenso drei Unterbringungsmöglichkeiten. Die Gäste sind damit von der aufwendigen Suche nach Wohnraum, insbesondere bei kürzeren Aufenthalten, befreit und finden im Kreise anderer Bibliotheksgäste schnell Anschluss. Arbeitsplätze erhalten die Wissenschaftler in den Räumen des Anna-Vorwerk-Hauses und in den anderen Arbeitszimmern und Lesesälen der Bibliothek.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1169


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Herzog August Bibliothek, Antje Dauer, 30.07.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2009