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BUCHBESPRECHUNG/005: Brookesmith - UFO · Die Chronik ... (Ufologie) (SB)


Peter Brookesmith


UFO - Die Chronik aller Begegnungen mit unbekannten Flugobjekten



Bislang hatte sich der Heel-Verlag vorwiegend mit seinen großformatigen Büchern zur Fernsehserie Star Trek hervorgetan; sie gehören mittlerweile zu den Standardwerken eines jeden Star- Trek-Fans. Nun wird das Verkaufsprogramm zur Zeit noch erheblich erweitert, und zwar immer in Bereiche hinein, die gegenwärtig in den Medien großen Anklang finden. Mit Peter Brooksmith hat der Verlag einen Ufo-Autor gewählt, der nicht alle Behauptungen zu unbekannten Flugobjekten unhinterfragt stehen läßt und durchaus eine eigene Meinung gegenüber dem von ihm zurecht als vielschichtig beschriebenen Phänomen vertritt. Diese im allgemeinen kritische Einstellung macht sich besonders an den Stellen wohltuend bemerkbar, an denen der Autor auf die bekannteren Ufo-Vorfälle eingeht.

Mit der Wahl dieses Autors hat der Heel-Verlag sein gutes Gespür bewiesen, denn der Markt ist in Hinsicht auf positivistisch-verklärte Ufo-Bücher überfrachtet. Dennoch wäre der Erfolg eines neuen Ufo-Buchs zur Chronologie sehr fraglich, wenn es sich wie so viele vor ihm in den Reigen der üblichen Abhandlungen begäbe. Um dieser Mittelmäßigkeit zu entgehen, hat der Heel-Verlag sein Konzept von großformatigen, einfach gebundenen und deswegen vergleichsweise preiswerten Büchern beibehalten.

Der Gestaltungsraum, den das gewählte Format ermöglichte, wurde gut genutzt. Als sehr übersichtlich hat sich die bei allen Ufo-Fällen beibehaltene Gliederung erwiesen: In einem grau hervorgehobenen Kästchen wird der Fall zunächst mit den Kategorien TYP, ORT und DATUM vorgestellt. Der anschließende Text wird meist in "Hintergrund", "Die Ereignisse" und "Beurteilung" gegliedert, so daß der Leser nicht nur einen schnellen Überblick über einen bestimmten Fall bekommt, sondern auch sehr genau die Trennung zwischen der reinen Informationswiedergabe und der persönlichen Einschätzung des Autors nachvollziehen kann.

Etwas großspurig mutet allerdings der Titel des Buches an. Der Anspruch, a l l e Begegnungen mit Ufos aufzulisten, kann natürlich nicht aufrechterhalten werden. Solche Übertreibungen sind zwar übliche Marktpraxis, aber ein gutes Buch sollte das nicht nötig haben. So nahm der Autor diesen Anspruch in seiner Einleitung wieder zurück. Es macht sich wirklich nicht gut, wenn die "Verpackung" mehr verspricht, als der Inhalt hergibt.

Im Gegensatz zur Gestaltung und dem Format stößt man beim Inhalt durchaus häufiger auf leichte Mängel. Bei einer Chronik auf 176 Seiten bleibt es nicht aus, daß Abstriche in der Darstellung einzelner Fälle gemacht werden müssen. Diese sind manchmal etwas zu groß ausgefallen. Beispielsweise wurde die Ufo- Sichtung des Astronauten Gordon Cooper aus der Raumkapsel Mercury 9 in nur zehn Zeilen abgehandelt, und auch die belgische Ufo-Welle wurde mehr als dürftig beschrieben. Nicht nur an dieser Stelle hätte sich der Leser manchesmal mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Wenn der Verlag sich allerdings die völligen Neueinsteiger in das Ufo-Thema als Zielgruppe ausgesucht hat, dann mögen die Ausführungen zunächst genügen, und niemand ist gezwungen, es beim Erwerb nur eines Ufo- Buchs zu belassen.

Eigene Forschungsergebnisse des Autors sind nicht erkennbar, es handelt sich also ausschließlich um eine Wiedergabe der bekanntesten Fälle aus der Ufologie. Hier mögen sich die Experten streiten, ob die von ihnen für wichtig erachteten Fälle überhaupt und angemessen berücksichtigt wurden, wir haben keinen Fall gefunden, der unter allen Umständen hätte mit hineinkommen müssen. Die deutsche Ufologen-Szene hätte sicherlich erwartet, die Leuchterscheinungen 1990 über der Ostsee erwähnt zu finden, aber sie haben international doch nicht das Aufsehen wie hier in Deutschland erregt.

Fallen die Beschreibungen der Ereignisse manchmal etwas dürftig aus, so muß man das für die jeweiligen Beurteilungen noch eher sagen. Natürlich dürfte es jedem Autor schwer fallen, zu allen Fällen eine fundierte, kritische Meinung zu äußern, dafür liegt dann oft einfach nicht genug Informationsmaterial vor, aber es juckt natürlich jedem in den Fingern, der die Vielschichtigkeit eines Falls bereits aus der Literatur kennt und dann sieht, wie umfangreiche Diskussionen hier mit wenigen Worten abgehandelt werden.

Das hat möglicherweise auch der Autor erkannt, denn alle sieben Kapitel beginnt er mit einer Einleitung, in denen er die Wandlung der Ufo-Sichtungen und ihre Untersuchungen beschreibt. Bei einer solchen Gelegenheit geht er auch auf die MJ-12-Dokumente ein, zu denen er eine sehr sachliche Einstellung hat, wie man sie nicht häufig unter Ufologen antrifft. Er verweist unter anderem darauf, daß die Truman-Unterschrift gefälscht ist, und hält auch aus diesem Grund die Papiere insgesamt für eine Fälschung. Andere Autoren wie beispielsweise Timothy Good behalten sich demgegenüber immer noch eine "Ja-aber"-Einstellung vor.

Also, trotz der erwähnten Einschränkungen kann man das Buch empfehlen. Es ist vor allem für die Einsteiger in die Ufo- Thematik ausgelegt, und dafür erscheint es uns mit knapp dreißig Mark durchaus erschwinglich.

Peter Brookesmith
UFO - Die Chronik aller Begegnungen mit unbekannten Flugobjekten
Heel-Verlag, Schindelleggi (Schweiz), 1995
176 Seiten, DM 29,80
ISBN-Nr. 3-89365-457-7