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REZENSION/163: Gerhard Wisnewski - Operation 9/11 (11. September) (SB)


Gerhard Wisnewski


Operation 9/11

Angriff auf den Globus



Dieser Tage macht die Erkenntnis, daß die Begründung für den jüngsten Irakkrieg, nämlich die Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins beziehungsweise dessen Verbindung zu Bin Ladens Söldnertruppe Al Kaida, erfunden war, den Regierungen von Tony Blair und George W. Bush zusehends zu schaffen. Zur Schadensbegrenzung ist in London und Washington die große Suche nach Sündenböcken für die angebliche "Geheimdienstpanne" ausgebrochen. Doch trotz der immer offenkundigeren Tatsache, daß die früher unterstellte "immanente Bedrohung" des Weltfriedens durch den Irak Saddam Husseins eine hysterische Scharade war, wagt es in den großen Medien kaum jemand, die naheliegende Frage zu stellen, ob dies nicht möglicherweise auch auf die offizielle Verschwörungstheorie zum 11. September 2001 zutreffen könnte. Bekanntlich gilt die nicht rechtzeitig erfolgte Aufdeckung des Komplotts um die Flugzeuganschläge auf das World Trade Center und das Pentagon als "größte Geheimdienstpanne" aller Zeiten. Einer, der es dennoch wagt, bisherige Tabufragen zu jenen schockierenden Ereignissen schonungslos aufzuwerfen, die den Auftakt zum "globalen Antiterrorkrieg" markieren, ist der renommierte deutsche Autor und Geheimdienstexperte Gerhard Wisnewski, der mit seinem neusten Buch "Operation 9/11 - Angriff auf den Globus" ein Meisterwerk des Enthüllungsjournalismus präsentiert.

Wenn man meint, nach den Büchern "Die verbotene Wahrheit: Die Verstrickungen der USA mit Osama bin Laden" von Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquié, "Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9." von Matthias Bröckers, "Geheimdienstsache 09/11 - Hintergründe über den 11. September und die Logik amerikanischer Machtpolitik" von Nafeez Mosaddeq Ahmed sowie "11. September 2001 -Der inszenierte Terrorismus/Auftakt zum Weltenbrand" und "Pentagate" von Thierry Meyssan wäre die Kritik an der offiziellen Version der gelungensten Sabotageaktion der Geschichte erschöpft, täuscht man sich gewaltig. In seinem Beitrag zur Aufklärung des 11. Septembers greift Wisnewski sehr wohl die Erkenntnisse Brisards und Dasquiés wie auch Michel Chossudovskys und Michael Rupperts über die CIA-BCCI-Verbindungen der Bush- und Bin- Laden-Familien, die Bröckers und zahlreichen anderen kritischen Beobachtern aufgefallenen Ungereimtheiten in der offiziellen Geschichtsschreibung, die von Ahmed erforschten Hintergründe des Einfalls der USA über Afghanistan nach Zentralasien hinein sowie die schwer widerlegbare Theorie Thierry Meyssans, daß kein Passagierflugzeug in das Pentagon gestürzt ist, auf. Doch darüber hinaus befaßt sich Wisnewski dermaßen akribisch mit den Details der gängigen Darstellung, daß davon am Ende wenig bis gar nichts übrigbleibt. Besonders beachtenswert ist in diesem Zusammenhang der ausführliche Exkurs zum Thema der japanischen Kamikaze-Taktik im Zweiten Weltkrieg - ein Exkurs, der mit der Schlußfolgerung endet, daß eine so komplizierte Operation wie der 11. September von Selbstmordattentätern praktisch unmöglich zu realisieren gewesen wäre.

Der Politologe und Wissenschaftsautor Wisnewski machte sich zuletzt einen Namen durch sein ebenfalls bei Knaur erschienenen Bestseller "Das RAF-Phantom". Der darauf basierende Pro 7-Thriller "Das Phantom" gewann im Jahr 2000 den Grimme-Preis und den 3sat-Zuschauerpreis. Vor diesem Hintergrund sowie aufgrund eigener Recherchen in den USA tut Wisnewski etwas, was bislang in dieser Form noch niemand getan hat, nämlich eine Gegenerklärung zu präsentieren, die sich mit den tatsächlichen Beweisen zum 11. September eher in Einklang bringt läßt als die abstrusen Bezichtigungen von George W. Bush und dessen Falkenriege. Anhand einer beeindruckenden Fülle von Material kommt Wisnewski zu der These, daß ferngesteuerte Maschinen in die Zwillingstürme des World Trade Center geflogen wurden, bevor diese gesprengt wurden, daß die Schäden am Pentagon von keiner Passagiermaschine, sondern von Marschflugkörpern und vielleicht einem ferngesteuerten Kampfjet verursacht worden sind und daß kein Linienflugzeug über Pennsylvania abgestürzt ist. Bevor man fragt, wo die entführten Maschinen, Passagiere und Luftpiraten abgeblieben sind, sollte vielleicht daran erinnert werden, daß fünf der 19 mutmaßlichen Selbstmordattentäter heute noch in Saudi-Arabien leben, ohne daß die amerikanischen Justizbehörden auch nur versucht hätten, für diesen eklatanten Widerspruch eine plausible Erklärung abzugeben.

Für seine unbequeme Gegenthese einer vom den PsyOps-Kriegern des Pentagons und der CIA sorgfältig vorbereiteten und durchgeführten Inszenierung liefert Wisnewski jede Menge Hinweise auf das Motiv wie auch die Mittel zur Tat. Hierzu gehören nicht nur die schon länger bestehenden imperialen Weltmachtsphantasien des Project for the New Century (PNAC) und dessen Anhänger wie Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz, Jeb Bush, Richard Perle und Dick Cheney, sondern auch historisch dokumentierte Fälle aus der Vergangenheit, in denen sich die USA Kriegsvorwände künstlich geschaffen oder entsprechende Pläne ausgearbeitet haben. Besser als jedem anderen Autor bisher gelingt es Wisnewski, beispielsweise die Anleitung zur berüchtigten Operation Northwoods - mittels derer 1962 das Pentagon einen Krieg gegen Kuba provozieren wollte - mit dem rätselhaften Verlauf der "Flugzeugentführungen" vom 11. September 2001 in Verbindung zu bringen. Bezeichnenderweise sah Operation Northwoods sowohl die vorgetäuschte Entführung von US-Passagiermaschinen einschließlich des vorgetäuschten Abschusses derselben durch die bösen kubanischen Kommunisten wie auch den Einsatz von ferngesteuerten Drohnen vor.

In einer Zeit, in der sich Bundesaußenminister Joschka Fischer zwecks Verbesserung der Beziehungen zwischen Berlin und Washington verzweifelt um die "Antiterrorkoalition" bemüht, verwundert es wenig, daß Gerhard Wisnewski mit seiner sorgfältigen Recherche über die Flugzeuganschläge vom 11. September auch hierzulande gegen die sogenannte politische Korrektheit verstößt. Bereits vor der Ausstrahlung der zum Erscheinen des Buchs passenden, aufschlußreichen Filmdokumentation von Wisnewski und Willy Brunner "Hunger nach Wahrheit - Verschwörungstheorien zum 11. September" am Freitag, dem 20. Juni 2003, beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) wurde diese von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Berliner Zeitung als grober Unfug gegeißelt.

Die Sendung dürfte trotzdem ein großer Erfolg gewesen sein, denn als am 30. Juni Wisnewski zusammen mit Bundesminister a. D. Andreas von Bülow, dem langjährigen Korrespondenten der Frankfurter Rundschau, Eckart Spoo, dem Monitor-Filmemacher Ekkehard Sieker, dem Herausgeber der Zeitschrift Geheim, Michael Opperskalski, und Mathias Bröckers in der Berliner Humboldt-Universität eine Podiumsdiskussion zum Thema des "Inszenierten Terrorismus" abhielt, war der Sitzungssaal mit rund 750 weiteren Teilnehmern zum Bersten voll. Doch offenbar hat die große Zustimmung, welche diese Kritiker der offiziellen Version von den Flugzeuganschlägen unter politisch interessierten Bürgern erfahren, bei uns die selbsternannten Hüter des guten Geschmacks auf den Plan gerufen. Nachdem am 11. Juli der Publizist Henryk M. Broder in der Zeitschrift "Tacheles" Wisnewski wegen israelkritischer Äußerungen als antisemitischen Verschwörungstheoretiker diffamiert hatte, wurden die geplanten Wiederholungen der WDR-Dokumentation "Hunger nach Wahrheit", die am 21.07.03 um 21.00 Uhr beziehungsweise am 22.07.03 um 6.15 Uhr sowie um 10.00 Uhr von Phoenix ausgestrahlt werden sollten, ohne Erklärung gestrichen. In jenen Tagen erschien im größten liberalen Blatt Deutschlands, der "Zeit", ein Artikel, in dem mit Unverständnis auf aktuelle Umfragen reagiert wurde, aus denen hervorgeht, daß bis zu rund 30 Prozent der Bevölkerung hierzulande eine Beteiligung der Bush-Regierung an den Flugzeuganschlägen vermuten. Für diese als der Demokratie abträglich kritisierte Entwicklung wurden natürlich die sogenannten Verschwörungstheoretiker verantwortlich gemacht.

Wie wenig der Vorwurf des Antisemitismus beziehungsweise der Israel- Feindlichkeit auf Gerhard Wisnewski zutrifft, zeigt die Tatsache, daß dieser in seinem Buch über den 11. September auch ohne die zahlreichen Hinweise auf eine mögliche Verwicklung des Mossads auskommt. Gemeint sind hier beispielsweise die fünf Mossad-Agenten, die am Tag des Geschehens wegen ihres seltsam freudigen Verhaltens in New Jersey festgenommen wurden und die nach ihrer Abschiebung nach Israel erklärten, sie hätten von der gegenüberliegenden Seite des Hudsons lediglich die sich an der Südspitze Manhattans abspielende Katastrophe "dokumentieren" sollen. Gemeint ist auch der Fall der als Kunststudenten getarnten israelischen Geheimdienstagenten, welche in den Monaten vor dem 11. September unter anderem die mutmaßlichen "Selbstmordattentäter" beschattet haben sollen. Hierzu schrieben im März letztes Jahres die weltweit renommierten Militär- und Geheimdienstexperten der Londoner Jane's Information Group:

Es mutet etwas seltsam an, daß die US-Medien die vielleicht explosivste Geschichte seit dem 11. September, nämlich die angebliche Zerschlagung einer großen israelischen Spionageoperation in den Vereinigten Staaten, bei der es um die Infiltrierung von Justiz- und Verteidigungsministerium ging und im Rahmen derer die Al-Kaida- Terroristen vor den Entführungen observiert wurden, ignorieren.

So gesehen, soll sich keiner von den Vorwürfen eines Henryk Broder abschrecken lassen, sondern statt dessen das ungemein spannende Buch Gerhard Wisnewskis zum 11. September lesen.

30. Juli 2003


Gerhard Wisnewski
Operation 9/11
Angriff auf den Globus
Knaur Taschenbuch Verlag, München, 2003
414 Seiten, Preis 12,90 Euro
ISBN 3-426-77671-5