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REZENSION/302: Gerhard Wisnewski - Lügen im Weltraum (Mondlandung) (SB)


Gerhard Wisnewski


Lügen im Weltraum

Von der Mondlandung zur Weltherrschaft



Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. So oder ähnlich mag auf den ersten Blick die Entscheidung Gerhard Wisnewskis, ein Enthüllungsbuch zum Thema Mondlandung zu schreiben, anmuten. Nach seiner vielgepriesenen Entmythologisierung der angeblich vom linksgerichteten Terrorismus ausgehenden Gefahr in Deutschland durch das Buch "Das RAF-Phantom" im Jahre 1992 und seinem gelungenen Frontalangriff auf die offizielle Version der Flugzeuganschläge vom 11. September 2001 mit den Bestsellern "Operation 9/11: Angriff auf den Globus" (2003) und "Mythos 9/11: Der Wahrheit auf der Spur" (2004), die ihm eine häßliche Diffamierungskampagne als "Verschwörungstheoretiker" bescherten - auf die im März 2003 ausgestrahlte, aus Sicht der Obrigkeit offenbar zu sehr zum Nachdenken anregende Fernsehdokumentation "Aktenzeichen 11.9 ungelöst" folgte sogar ein Beschäftigungsverbot beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) - schickt sich Wisnewski mit "Lügen im Weltraum" nun an, eine zentrale Säule des Anspruchs der USA auf die Position als Führungsnation - nämlich die Apollo-Landungen auf dem Mond - grundsätzlich in Frage zu stellen.

Ein solches Vorhaben wirkt zunächst befremdlich, sogar lachhaft. Den ersten Menschen auf dem Mond, Neil Armstrong, haben doch alle damals live im Fernsehen beobachtet, als er die Leiter des Landefahrzeugs "Eagle" herunterstieg und den berühmten "kleinen Schritt für einen Mann, aber einen großen Sprung für die Menschheit" machte. Das kann unmöglich alles inszeniert gewesen sein - oder? Dazu schreibt Wisnewski in seiner Einleitung:

Die Hauptfrage lautet, ob die Geschichte der Raumfahrt, wie sie uns erzählt wird, eigentlich stimmt. Und wenn nicht, was sich dann wirklich dahinter verbirgt. Die Ereignisse des 11. September 2001 waren in dieser Hinsicht ein Schlüsselerlebnis für mich. Bei meinen Recherchen für die Bücher 'Operation 9/11' und 'Mythos 9/11' stieß ich auf zahlreiche Unstimmigkeiten. Nicht nur bei mir begann sich der Blick auf die amerikanische Vergangenheit allmählich zu verändern. Immer mehr Menschen fragten sich, was eigentlich mit den anderen Geschichten war, die die Vereinigten Staaten der Welt über sich selbst erzählt hatten. Viele davon sind heute als Schwindel entlarvt, zum Beispiel die Geschichte vom Untergang der Maine 1898 (diente den USA als Vorwand zur Eroberung Kubas und der Philippinen - Anm. d. Red.), der angebliche Überraschungsangriff der Japaner auf Pearl Harbor 1941 oder die offizielle Version des Tongking- Zwischenfalls Anfang August 1964 (leitete die Hauptphase des Vietnamkrieges ein - Anm. d. Red.).
(S. 9f.)

So macht sich Wisnewski auf, sich seinen Weg durch "das Gestrüpp von Widersprüchen, Halbwahrheiten, Verdrehungen und Lügen", das die offizielle US-Geschichtsschreibung einschließlich die der Raumfahrt umwuchert, freizukämpfen. Wie er zurecht konstatiert, besteht die größte und entscheidendste Lüge in Verbindung mit der Raumfahrt darin, daß es sich hier um ein in erster Linie ziviles, der Menschheit und dem Weltfrieden zugute kommendes Treiben handelt. Anhand zahlloser Beispiele zeigt er, wie in der Raumfahrt von Anfang an militärische Erwägungen vorherrschten. Folglich läßt sich das Thema Raumfahrt - sei es die amerikanische, chinesische, westeuropäische oder russische - nur angemessen behandeln, wenn man dies aus der militärischen Perspektive tut. Ansonsten lassen sich Anomalien wie das jahrzehntelange Festhalten der National Aeronautics and Space Administration (NASA) an der überteuerten und technisch unzulänglichen Raumfähre - auf die das Pentagon die Rolle eines Transporters für Atomwaffen zukommen sah - oder das Veto der USA gegen den Vorschlag der EU und Rußlands, die Volksrepublik China am inzwischen schwächelnden Großprojekt der International Space Station (ISS) zu beteiligen, nur schwer erklären.

Was die sechs Mondlandungen zwischen 1969 und 1972 betrifft, macht Wisnewski geltend, daß es derzeit für niemanden auf der Erde eine Möglichkeit gibt, die Behauptungen der NASA abschließend auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Dafür müßte man selbst zum Mond fliegen und die angegebenen Landeplätze, sofern sich diese noch ermitteln lassen, untersuchen. Alle Versuche, irgendwelche vom Menschen hinterlassenen Objekte auf der Mondoberfläche auszumachen, sind bis heute gescheitert. Demgegenüber führt Wisnewski eine Vielzahl von Indizien an, die für eine sorgfältig durchgeführte Inszenierung sprechen. Recht aufschlußreich sind seine detaillierten Ausführungen über die frühe Phase der bemannten Raumfahrt der Sowjetunion. Demnach war der Flug Juri Gagarins am 12. April 1961 - offiziell der erste eines Menschen im All - eine Propagandatäuschung des Kremls. Schlimmer noch, Hinweise westlicher Amateurfunker, die sonderbare Notrufsignale empfangen hatten, wonach die Sowjets vor Gagarin andere Kosmonauten als menschliche Versuchskaninchen zu Experimentierflügen ins All geschossen hätten, sollten sich später als wahr herausstellen. Wisnewski zitiert hierzu die russische Tageszeitung Prawda von Mai 2001 wie folgt:

Gagarin war nicht der erste Mann im All ... Drei sowjetische Piloten starben vor Gagarins berühmtem Raumflug bei dem Versuch der Eroberung des Weltraums, teilte Michail Rudenko mit, Senior- Forschungsingenieur bei dem Experimental Design Büro 456 aus Khimki in der Nähe von Moskau. Laut Rudenko wurden 1957, 1958 und 1959 von Raumbahnhof Kapustin Jar aus Raumschiffe mit den Piloten Ledowski, Schaborin und Mitkow am Steuer gestartet. ... 'Alle drei Piloten starben während des Fluges, und ihre Namen wurden niemals offiziell bekannt gegeben', so Rudenko.
(S. 28)

Im Gegensatz zum sowjetischen Raumfahrtprogramm zeichnete sich das der USA weniger durch Geheimnistuerei als durch optimale PR-Arbeit auf allen Ebenen aus. Für Wisnewski war die amerikanische Strategie der medialen Steuerung der Öffentlichkeit durch information overkill die erfolgreichere - auch was die Möglichkeiten der gezielten Irreführung betrifft. Von Anfang an arbeiteten die Traumfabrik Hollywood und die NASA - siehe die Freundschaft zwischen dem Filmproduzenten Walt Disney und dem deutsch-amerikanischen Raketenentwickler Wernher von Braun - eng zusammen. Von Brauns Vision einer Weltraumfestung, von der aus sich die gesamte Erde beherrschen ließe, diente nicht nur als Vorlage für die Raumstation in Stanley Kubriks "2001 - Odyssee im Weltraum" und für Darth Vaders Todesstern in der ersten "Krieg der Sterne"- Trilogie von George Lucas, sondern treibt bis heute diejenigen Militaristen der USA an, die wie Donald Rumsfeld, Dick Cheney et al. eine raketenabwehr- und weltraumwaffengestützte, globale Pax Americana befürworten.

Ausführlich behandelt Wisnewski diejenigen Komplexe, die seit einigen Jahren für zunehmende Skepsis gegenüber der amtlichen Version von der geglückten Mondlandung sorgen. Neben Auffälligem wie die für den Laien praktisch nicht zu unterscheidenden Ähnlichkeiten zwischen den offiziellen Fotos der US-Astronauten von der Mondoberfläche und denen, die bei Übungen in der Lunar Landing Research Facility sowie dem Lunar Orbit and Letdown Approach Simulator der NASA in Langley aufgenommen worden sind, zählt der Autor auf:

... die merkwürdige Konstruktion und mangelnde Erprobung der Landefähre, den fehlenden Triebwerkslärm im Funkverkehr, die asynchronen Liveaufnahmen, die enormen Risiken einer 'echten' Mondlandung (vor allem wegen der vom Van-Allen-Gürtel ausgehenden Strahlungsgefahr - Anm. d. Red.), das allzu irdische Mondgestein und vieles andere mehr.
(S. 271)

Doch die eigentliche Stärke dieses Buchs liegt im Ansatz Wisnewskis, das Apollo-Projekt in seiner Bedeutung als Instrument der Herrschaftssicherung für die militärische, politische und wirtschaftliche Elite der USA zu erläutern. Die Mondlandung - einschließlich des damit verknüpften Versprechens auf Aufbruch der Menschheit ins All - diente in den USA vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges und der gesellschaftlichen Umbrüche der sechziger und siebziger Jahre der Wahrung des Friedens im Innern und leitete den späteren Sieg Washingtons im Kalten Krieg ein. Darüber hinaus liefert sie bis heute die Rechtfertigung für wahre Unsummen an Steuergeldern, die der Kongreß in Washington seit Jahrzehnten für so dubiose Großprojekte der US-Rüstungsindustrie wie die Space Defense Initiative (SDI) von Ronald Reagan oder das Nationale Raketenabwehrsystem (National Missile Defense - NMD) von George W. Bush ausgibt.

Unter dem Stichwort "Militarisierung des Weltalls" zeigt Wisnewski auf, wie sehr die alleinige Kontrolle über den erdnahen Weltraum dem Pentagon am Herzen liegt. Unter Verweis auf das sogenannte CCCI-System (Command, Control, Communication, Intelligence) schreibt er:

Schon jetzt befindet sich ein großer Teil der für Kriege nötigen Infrastruktur (allen voran der USA - Anm. d. Red.) im All: Ohne Spionage-, Kommunikations-, Wetter- und Navigationssatelliten ist moderne Kriegsführung nicht mehr denkbar.
(S. 340f.)

In Expertenkreisen wird sogar die Vermutung geäußert, daß die 2002 von Bush jun. proklamierte Antiproliferationsdoktrin der USA, mit der Washington nicht-befreundete Staaten den Besitz von Atomwaffen verbieten will, in nicht geringem Ausmaß auf die Abhängigkeit der US- Streitkräfte von der eigenen hochempfindlichen, satellitengestützten Infrastruktur zurückzuführen ist. Demnach wäre beispielsweise eine iranische Atombombe keine ernsthafte Bedrohung für Amerika, denn bei der Zündung einer solchen Waffe auf dem Territorium der USA würde Washington nicht zögern, Teheran durch den Einsatz des eigenen gigantischen Nukleararsenals zu bestrafen. Wären die Iraner hingegen in der Lage - und die ballistischen Raketen dafür haben sie - eine Atombombe in der oberen Erdatmosphäre über dem Persischen Golf zur Explosion zu bringen und sie somit als Magnetimpulswaffe einzusetzen, würde dies das elektronische Netzwerk der US-Streitkräfte schwer beeinträchtigen und sie um einen Großteil ihrer rüstungstechnologischen Überlegenheit bringen.

Allein, um eine Idee davon zu bekommen, was hinter den Weltraumaktivitäten der USA steckt und welche Gefahren für die Menschheit davon ausgehen, lohnt es sich, die spannende und recht unterhaltsam geschriebene Recherche Gerhard Wisnewskis zu lesen. Die Frage, ob der Mensch am 21. Juli 1969 erstmals auf dem Mond gelandet ist oder ob die Amerikaner die Welt hinters Licht geführt haben, kann derzeit sowieso niemand mit hundertprozentiger Gewißheit beantworten und bleibt deshalb weiterhin zweitrangig.


Gerhard Wisnewski
Lügen im Weltraum
Von der Mondlandung zur Weltherrschaft
Knaur Taschenbuch Verlag, München, 2005
390 Seiten, Euro 12,95
ISBN 3-426-77755-8

9. Februar 2006