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REZENSION/593: Markus Lause und Peter Wippermann - Leben im Schwarm (SB)


Markus Lause und Peter Wippermann


Leben im Schwarm

Die Spielregeln der Netzwerkökonomie



Was auf den ersten Blick wie eine weithin beliebige Begriffswolke aus Managerjargon, Marketingvokabular und IT-Newspeak daherkommt, erweist sich schon bald als knochenhartes Manifest der digitalisierten Arbeitsgesellschaft. Aus jeder Zeile springt dem Leser entgegen, nicht innovativ, flexibel und leistungsbereit genug zu sein, um der dynamischen Entwicklung der "Netzwerkökonomie" gewachsen zu sein. Der apodiktische Tonfall, den Markus Lause und Peter Wippermann anschlagen, wenn sie deren "Spielregeln" erklären, droht dem Leser kaum verhohlen Armut und Einsamkeit für den Fall an, daß er sich nicht den Imperativen der "Netzwerkgesellschaft" unterwirft.

Wer einen Vorgeschmack auf das "Leben im Schwarm" erhalten möchte, dem ist die Lektüre des vorliegenden Buches allemal zu empfehlen. In ihm wird unter der Vorgabe notwendiger Modernisierung einer Doktrin der Leistungsoptimierung und Effizienzsteigerung das Wort geredet, zu deren Realisierung es eines Menschentypus bedarf, dem die Metapher des Schwarms als durch und durch von den herrschenden Verhältnissen bestimmtes Wesen adäquat ist. Zweifellos ist an der demgegenüber als Negativbeispiel angeführten Industriekultur nichts, was sich zu verteidigen lohnte, es sei denn, dies erfolgte aus einer Situation noch gößerer Ohnmacht. Daß heute nicht wenige Menschen dem Rheinischen Kapitalismus nachtrauern, ist der Verschlechterung ihrer Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten gegenüber dieser Hochzeit industrieller Wertschöpfung geschuldet. Meist vergessen wird dabei die nicht mehr vorhandene Legitimationsnot, die den Klassenkompromiß relativ großzügiger Sozialleistungen und Lohnzugeständnisse stiftete, als auch der systemische Charakter des Formationswechsels zur neoliberalen Globalisierung und postindustriellen Dienstleistungsgesellschaft. Er erfolgte nicht nur aus dem unternehmerischen Interesse an Profitmaximierung, das als Konstante vorausgesetzt werden kann, sondern vor allem aufgrund der immanenten Grenzen des auf beständiger Ausweitung der Mehrwertproduktion basierenden Kapitalismus.

Dies voranzuschicken ist erforderlich, um den hohen Ton gnadenloser Affirmation, mit dem der Trendforscher Wippermann und der Vodafone-Manager Lause von den Segnungen der total vernetzten Gesellschaft künden, auch in seiner rückwärtigen Verankerung als von den Fesseln der durchorganisierten Industriegesellschaft befreiendes Dasein des "Hightech-Nomaden" zu lösen. Was die Autoren als nach vorne gerichtete "Orientierungshilfen für ein erfolgreiches Denken, Handeln und Wirtschaften" (Covertext) anbieten, erweist sich als adaptiver Nachvollzug der aus der mikroelektronischen Produktionsweise hervorgehenden Anforderungen und Zwänge. Sie zu bestreiten oder sich ihnen zu widersetzen macht in den Augen der Verfasser nicht nur deshalb keinen Sinn, weil dies ihrer Ansicht nach zu beruflichem Niedergang und sozialer Isolation führt. Sie haben die angebliche Notwendigkeit, sich den Imperativen der Kapitalverwertung zu unterwerfen, so sehr zu ihrem persönlichen Anliegen gemacht, daß es schon die eigene Glaubwürdigkeit gebietet, sich als Stichwortgeber des dadurch induzierten Paradigmenwechsels zu empfehlen.

Wo die kritische Analyse dieses Fortschritts ausbleibt und die materialistische Bestimmung seiner Triebkräfte der eigenen Identifikation mit ihm zuwiderliefe, verlegen sich Lause und Wippermann ganz auf die im PR-Geschäft übliche Technik, mit häufig anglizistischen Wortneuschöpfungen zu beschwören, was sich ansonsten als wenig einfallsreiches Umfüllen alten Weins in neue Schläuche erwiese:

"Die neuen Spielregeln im Alltag der Netzwerkökonomie lauten 'Connectivity - vernetze dich!', 'Coopetition - traue dich!' und 'Co-Creation - öffne dich!'. Wie Sie sich mit diesen Regeln in der rasant entwickelnden und immer komplexer werdenden globalen Wettbewerbssituation behaupten können, davon handelt dieses Buch."
(S. 12)

Wer diese angeblichen Regeln setzt und wie sie sich überhaupt herausbilden konnten - das zu erklären liegt nicht im Interesse seiner Verfasser. So wie sie das Smartphone zur "Fernbedienug fürs tägliche Leben" (S. 51) erklären, weil es als Schnittstelle zwischen realer und virtueller Wirklichkeit die "Situation des Konsumenten in Echtzeit" zum "Knotenpunkt aller Informationsströme" (S. 60) macht, so könnte man ihr Werk als Gebrauchsanleitung für das rückstandslose Auflösen des Menschen in den Datenströmen und der Prozeßlogik der Informationsgesellschaft bezeichnen. Schon die von den Autoren gefeierten Nutzeffekte des Smartphones, umfassend erreichbar und verfügbar zu sein, den eigenen Aufenthaltsort bestimmen und von anderen gefunden werden zu können, Konsumangebote umliegender Läden und Restaurants präsentiert zu bekommen, das eigene Konto zu managen und elektronisch zu bezahlen, belegen, daß der zentrale Begriff der Vernetzung immer in zwei Richtungen funktioniert.

Darüber hinwegzutäuschen versuchen Lause und Wippermann gar nicht erst. Ihnen geht es darum, den Menschen darauf zuzurichten, über die Einsicht in die angebliche Alternativlosigkeit der mikroelektronischen Produktionsweise hinaus ein positives Verhältnis zu der dadurch freigesetzten Verdichtung der Arbeit und Beschleunigung aller Formen alltäglicher Bewältigung und ökonomischer Zirkulation zu ermöglichen. Was in ihren Augen vermutlich rückständige Zeitgenossen als eine durch die kapitalistische Produktivkraftentwicklung bedingte Hypertrophie fremdbestimmten Arbeitens und Lebens ablehnen, gerät bei Lause und Wippermann frei nach der neoliberalen Umwertung aller Werte zum unschlagbaren Vorteil persönlicher Freiheit und Selbstbestimmung. Deregulierte Arbeitsverhältnisse, flexibilisierte Unternehmenskulturen, eigenverantwortlich erwirtschaftete Leistungsprofile - die Freiheit der Netzwerkgesellschaft ist keine Utopie, sie ist bereits Gegenwart und muß nur entschieden beim Schopf gepackt werden.

Um daran teilzuhaben, gilt es Abschied zu nehmen von unrealistischen Wünschen wie einem besinnlichen Leben jenseits des Zeittakts der Prozessoren. Und natürlich, das verschweigen die Autoren nicht, "geht es bei diesem Strukturwandel um Macht" (S. 84). Wer diese in den Händen hält oder zu wessen Lasten sie geht, verschwindet allerdings in der wolkigen Aussage, daß nach der historischen Eroberung des Raums "künftig die Herrschaft über die Zeit" zum Maß aller menschlichen Belange werde. Formelhafte Feststellungen wie "Der Augenblick zählt" oder kurzschlüssige Aporien wie "Die Zukunft liegt nicht in der Rückkehr zu den Lösungen der Vergangenheit" (S. 84) erklären nichts, sondern sollen die angebliche Unvermeidlichkeit dieser gesellschaftlichen Entwicklung unterstreichen. Denn diese bringt vor allem eine Verdichtung der Arbeitsintensität mit sich, was die Autoren mit der Vergeblichkeit der Hoffnung kommentieren, eine ausgewogene "Work-Life-Balance" jemals erreichen zu können. Viel sinnvoller sei doch die "Integration von Arbeit in das eigene Leben", denn dies "verspricht weniger Stress und steigert die Produktivität" (S. 84).

Wie sinnvoll es ist, "den Tag um die aktuelle Arbeit herum zu organisieren" (S. 84) und jeden noch nicht für produktive Zwecke erschlossenen Zeitraum durch "Mobile Working" auf dem "Arbeitsplatz in der Hosen- oder Handtasche" (S. 83) zu erschließen, diese Frage stellt sich nicht wirklich. Die von Lause und Wippermann betriebene Sinnstiftung ist bloßes Ornament einer Zwangslogik, die im indikativen Sprachmodus ihres Textes hervortritt:

"Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass in der Netzwerkökonomie unser Zeitempfinden mit der objektiv vergangenen Zeit weniger denn je übereinstimmt. Was früher Jahre dauerte, sich endlos hinzog, nie geschah, passiert jetzt in Kürze. Plötzliche Geschehnisse und unmittelbare Reaktionen sind die Regel geworden. In Politik und Wirtschaft überschlagen sich die Ereignisse. Das Tempo der Veränderungen passt sich den neuen Rahmenbedingungen an. Alte Gräben werden überwunden und neue Allianzen geschmiedet. Die Möglichkeiten potenzieren sich kontinuierlich."
(S. 85)

Mit der Atemlosigkeit ihres Vortrags geben Lause und Wippermann selbst ein gutes Beispiel für das Ergebnis einer Beschleunigung, die in der Abstraktion der Zeit und dem sich jeglicher Festlegung auf ein konkretes Wirkverhältnis entziehenden Oszillieren zwischen Subjekt und Objekt gerade nicht jene emanziptorische Handlungsfähigkeit erschließt, die sie als Ergebnis erfolgreicher Anpassung verheißen. Wenn das subjektive Zeitempfinden hinter den Entwicklungen hinterherhinkt, dann wird ein Widerstand sichtbar, für dessen Überwindung die Sklaventreiber seit jeher die Peitsche schwingen. Dafür ist heute, frei nach dem neoliberalen TINA-Prinzip (There Is No Alternative), die Totalität der Arbeitsgesellschaft im Verein mit dem sozialen Druck zuständig, erfolgreich zu sein oder als Verlierer geschmäht zu werden.

Die Autoren reflektieren die Subjektivität des Erwerbsabhängigen ausschließlich aus der Sicht einer Innovationslogik, für die sich die Frage stellt, wie sich noch nicht für die Verwertung durch Arbeit erschlossene Potentiale in die Wertschöpfungsketten der Unternehmen einspeisen lassen. Um "weltweit vorhandene Wissensressourcen erschließen und auch verborgenes Wissen mobilisieren" (S. 188) zu können, stellen die Autoren diverse Konzepte vor, mit deren Hilfe sich synergetische Effekte erschließen lassen sollen. Was begrifflich mit dem Präfix "Co-" suggeriert wird, erweist sich bei genauerer Betrachtung allerdings als neoliberale Rationalisierungsstrategie zur Erwirtschaftung von Kostensenkungseffekten, die in erster Linie zu Lasten der Beschäftigten gehen.

Diesen droht durch die Etablierung einer neuen Jobkultur, bei der die Unternehmen festangestellte Mitarbeiter in Heimarbeitsverhältnisse entlassen und via Internet gegenseitig - wie von Tomasz Konicz auf erhellende Weise beschrieben [1] - in Konkurrenz um ihre Aufträge treten lassen, eine Prekarisierung ihrer Existenz, die von den Autoren verschwiegen wird. In ihrer euphemistischen Schilderung der Vorteile der Nutzung externer Potentiale für Innovation und Produktion wird der Eindruck erweckt, dies erfolge seitens der damit betrauten Arbeitskräfte mehr oder minder freiwillig. Nur ganz kurz wird erwähnt, daß dabei auch Geld fließt, so daß der tiefgreifende Strukturwandel hin zur Durchsetzung eines Niedriglohnsektors, in dem weder Sozialleistungen bezahlt noch Arbeitsrechte berücksichtigt noch Arbeitsplätze gestellt werden müssen, praktisch keimfrei erfolgt. Die Nöte und Zwänge der den verschlankten Unternehmen zuarbeitenden Erwerbsabhängigen werden in den programmatischen Thesen von der schönen neuen Welt der Netzwerkökonomie bestenfalls durch die Blume geschildert:

"Auf die Beschleunigung folgt in Zukunft eine Vergleichzeitigung, aus der Pluralität der Ereignisse folgt eine Parallelität der Ereignisse. Der Lebensstil des Always-on ermöglicht es, vielfältige Bedürfnisse am gleichen Ort und zur gleichen Zeit zu befriedigen. Während sich die einen noch besorgt fragen, wie wir diese Vielfalt mental aushalten können, verweisen andere darauf, dass beim Einzelnen die Widerstandsfähigkeit, die Resilienz, steigt. Schneller als andere Generationen werden die Jungen es künftig schaffen, für sich das Zeitfenster der Eigenzeit zu definieren. Eigenzeit ist die Symbiose aus Freizeit und Arbeitszeit. Und das Leben, Arbeiten und Erleben in Echtzeit sind Voraussetzung für eine positiv empfundene Eigenzeit des einzelnen Menschen als Teil der Netzwerkgesellschaft." (S. 90).

In dem hier postulierten Eigentumsanspruch auf Zeit wird die Abstraktion konkreter Abhängigkeitsverhältnisse auf die Spitze getrieben. Was immer an Selbstbestimmung bleibt, wenn das Diktat fremdverfügter Interessen auf das eigene Leben übersetzt wird, soll in der Permanenz der Überforderung so gründlich vergessen werden, daß am Ende bloße Larven des Kapitalverhältnisses in dem niemals zureichenden Versuch vergehen, den an sie gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Die hier beschriebene Verdichtung der Arbeit und des Konsums auch persönlichen Fühlens und Erlebens reduziert den Reichtum menschlicher Subjektivität auf die Funktion gesellschaftlicher Reproduktion, deren Zuträglichkeit nicht umsonst bloße Empfindung bleibt. Teilen - im Verlauf des Buches als "Sharism" (S. 97) oder "Shared-Value" (S. 203) ideologisiert - kann hier ganz und gar unmetaphorisch als referenzgestützte Kausalitätsbeliebigkeit verstanden werden, die im Versuch, sich im Vergleich zu unterscheiden und in der Unterscheidung zu vergleichen, nichts als das Scheitern des atomisierten Menschen gegenüber der normativen Unberührbarkeit an ihn gelegter Maßstäbe hervorbringt.

Wer sich im "Self-Design durch Konsum" (S. 194) gefällt, dem mag die These, daß die informationstechnisch ermöglichte Personalisierung der Warenproduktion ein egalitäres Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten geschaffen habe, einleuchten. Das zum "Prosumenten" (S. 172) hybridisierte Subjekt mag sich mit der Anerkennung begnügen, die ihm gezollt wird, wenn er sich als Kunde an der Erwirtschaftung neuer Produkt- und Geschäftsideen beteiligt, um den Unternehmen anstelle eines "Return of Investment" einen "Return on Influence" (S. 32) zu bescheren. Mit der Behauptung der Autoren, in der Netzwerkökonomie fände ein "Machtwechsel" statt, weil "das neue 'Währungssystem' (...) Monologe durch Dialoge" (S. 32) ersetzt, weil "Märkte (...) Gespräche" (S. 31) seien, weil "die permanente Beziehung zum Kunden der alles entscheidende Wirtschaftsfaktor" werde und "Customer-Lifetime-Value" in der Netzwerkönomie an die Stelle des "Mass-Market" (S. 166) der Industriekultur trete, wird viel Schaum geschlagen, nicht zuletzt um darüber hinwegzutäuschen, daß die wegbrechende Zahlungsfähigkeit des Gros der Menschen in unmittelbarem Verhältnis zu der hier propagierten Rationalisierungslogik steht.

Um dennoch rentabel wirtschaften zu können, werden mit Begriffen wie "Collaborative Innovation" (S. 12) oder "Co-Creation" partizipative Modelle beiderseitigen Vorteils suggeriert, bei denen schlicht unterschlagen wird, daß irgend jemand für die Auslagerung nicht mehr kosteneffizienter Arbeiten auf externe Mitarbeiter oder die Umwälzung kostenträchtiger Leistungen auf die Kunden geradestehen muß. Lause und Wippermann haben einen Katalog möglicher Rationalisierungsstrategien verfaßt, der sich in erster Linie an Investoren und Unternehmer richtet, bei denen mit Rezepten zur Optimierung des Zugriffs auf billige bis kostenlose Arbeitskraft offene Türen eingerannt werden. Dies mit Hilfe eines regelrechten Begriffsdesigns so zu präsentieren, daß sich der Leser damit zufrieden gibt, "Antworten zu bekommen, ohne Fragen zu stellen" (S. 205), ist die Aufgabe von Marketing- und PR-Experten wie den beiden Autoren. Die Positionslosigkeit marktförmiger Empirie ist die wichtigste Voraussetzung für das "Liquid Life", in dem sich der einzelne ganz dem Kommando der industriellen und informationstechnischen Produktivkraftentwicklung unterwirft:

"Liquid Life ist das Ergebnis von Netzwerkeffekten auf allen Ebenen gesellschaftlicher Interaktion. Liquid Life und die Gesetze der Netzwerkgesellschaft eröffnen dem Einzelnen im Arbeitsleben eine Vielzahl von Möglichkeiten außerhalb tradierter Bürokratie und Hierarchie. Die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen. Da sich die bisherigen medialen und gesellschaftlichen Strukturen verflüssigen, kann jeder seine persönliche Umgebung an neue Bedürfnisse, Wünsche und Leidenschaften anpassen. Die Dynamik digitaler Netzwerke feuert Liquid Life an und überträgt ihre Energie auf jeden Einzelnen. Die Meinungen sind geteilt, wenn es um das Für und Wider dieser gesellschaftlichen Veränderung geht. Die einen stecken kulturpessimistisch ihren Kopf in den Sand oder beklagen das Verschwinden herkömmlicher Strukturen, während andere vor Euphorie nur so sprühen. Fakt ist, dass sich diese Entwicklung nicht aufhalten lässt."
(S. 21)

Es lohnt sich also, nicht etwa "Resilienz" zum Ertragen anwachsender Zumutungen zu entwickeln, sondern echten Widerstand zu leisten gegen die Zurichtung des Menschen auf eine bloße Phase im Prozeß der weder seine Bedürfnisse noch seine Wünsche betreffenden Kapitalverwertung. Was immer ihn vom Entwurf des Homo oeconomicus unterscheidet, ist es wert zu verteidigen, um die profitorientierte Transformation seiner Subjektivität zum Rohstoff des "Crowdsourcing, die Auslagerung auf die Intelligenz und Arbeitskraft einer Masse von Freizeitarbeitern im Internet" (S. 138), zu verhindern. So erweist sich der titelgebende "Schwarm" als Herde namen- und sprachloser Verbrauchswesen, die in der Perfektion eigenverantwortlicher Unterwerfung zum Schlachthof trotten. Welche Euphorie freigesetzt wird, wenn die in vorauseilendem Gehorsam erklärte Kapitulation vor einer angeblich unaufhaltsamen Entwicklung widerlegt wird, werden allerdings nur diejenigen wissen, die Mut zur Unbescheidenheit haben.

Fußnote:

[1] http://www.heise.de/tp/artikel/37/37431/1.html

Markus Lause und Peter Wippermann
Leben im Schwarm
Die Spielregeln der Netzwerkökonomie
Red Indians Publishing, Reutlingen 2012
255 Seiten, 28,00 Euro
ISBN 978-3-943776-00-3


28. August 2012