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ASIEN/220: Haft und Schikanen - Frauenbewegung im Visier iranischer Behörden


Pressemitteilung vom 28. Februar 2008

Haft und Schikanen: Frauenbewegung im Visier der iranischen Behörden


Berlin, 28. Februar 2008 - Die Frauenrechtlerinnen Ronak Safarzadeh und Hana Abdi sitzen seit Herbst 2007 im Gefängnis in Sanandaj in der Provinz Kurdistan (Iran) - ohne offizielle Anklage und ohne ihren Anwalt sehen zu dürfen. Keine Einzelfälle im Iran. Wer sich gegen die rechtliche und alltägliche Diskriminierung von Frauen in der iranischen Gesellschaft engagiert, muss mit Haft, Misshandlungen und Schikanen rechnen. Dies dokumentieren ein Bericht und zwölf Falldarstellungen, die amnesty international (ai) heute anlässlich des Weltfrauentags am 08. März veröffentlicht hat. "Frauen im Iran haben kaum eine Chance, für ihre Rechte einzutreten", sagte Ruth Jüttner, Nahost-Expertin von ai. "Vor allem seit Beginn der landesweiten Kampagne verschiedener Organisationen für Frauenrechte im August 2006 hat die Regierung die Frauenbewegung im Visier."

Seit Beginn der Kampagne für Gleichberechtigung haben die iranischen Behörden Dutzende Aktivistinnen und Aktivisten unter vage formulierten Vorwürfen verhaften lassen. Immer wieder löst die Polizei friedliche Demonstrationen gewaltsam auf, bedroht und behindert Unterstützerinnen und Unterstützer der Frauenbewegung. Seit Januar 2008 blockierten die Behörden die Internetseite der Kampagne mindestens sieben Mal.

"Statt Frauenrechtlerinnen und Frauenrechtler zu unterdrücken, muss die Regierung endlich rechtliche Verbesserungen für Frauen einführen", sagte Jüttner. "Frauen im Iran werden nach wie vor wie Bürger zweiter Klasse behandelt." Frauen stellen im Iran die Hälfte der Bevölkerung, können aber weder Richterinnen werden noch für die Präsidentschaft kandidieren. Bei der Heirat, bei Scheidungen, Erbschaften und beim Sorgerecht haben sie nicht die gleichen Rechte wie Männer, vor Gericht ist die Aussage einer Frau nur halb so viel wert wie die eines Mannes.

ai fordert die iranische Regierung auf, inhaftierte Frauenrechtlerinnen und Frauenrechtler sofort freizulassen, die Repression der Frauenbewegung einzustellen und die diskriminierenden Gesetze abzuschaffen.


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Quelle:
ai-Pressemitteilung vom 28. Februar 2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Februar 2008