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AFRIKA/198: Ägypten - Radikale Muslime stecken Häuser in Brand und vertreiben Bahá'í


Presseerklärung vom 3. April 2009

Ägypten: Radikale Muslime stecken Häuser in Brand und vertreiben Bahá'í


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Regierung von Ägypten am Freitag aufgefordert, die Angehörigen der kleinen Bahá'í-Minderheit vor Übergriffen radikaler Muslime zu schützen und vertriebenen Bahá'í die Rückkehr in ihre Häuser zu ermöglichen. Zuvor war bekannt geworden, dass radikale Muslime vier Häuser von Bahá'í im Dorf al-Schoraniya im Bezirk Sohag in Oberägypten in Brand gesteckt haben. Löscharbeiten seien von den Randalierern verhindert worden. Die Gebäude wurden zerstört, berichtete das Zentrum für Menschenrechte in Kairo. Seinen Informationen zufolge wurden die Feuer bereits am vergangenen Montag bzw. Dienstag gelegt, nachdem ein lokaler TV-Sender einen Film gestrahlt hatte, in dem den Bahá'í "Unreinheit und islamwidrige Sitten" vorgeworfen wurde.

Die 30 Bahá'í, die in al-Schoraniya lebten, flüchteten. Die Polizei sei zwar alarmiert worden, sie habe jedoch nichts zum Schutz der Minderheitenangehörigen unternommen. Die Beamten hätten lediglich die Angreifer von der Straße vertrieben. Festgenommen wurde niemand. Auch in der Vergangenheit sollen Bahá'í in diesem Dorf immer wieder angegriffen worden sein. Dennoch hätten die Behörden keine Ermittlungen aufgenommen.

Die Religion der Bahá'í wurde im 19. Jahrhundert im Iran von ihrem Stifter Baha'ullah aus dem schiitischen Islam heraus entwickelt. Sie hat heute weltweit rund 7,7 Millionen Anhänger. In Ägypten gibt es nur rund 2.000 Baahi. Sie haben in den vergangenen Jahren versucht, ihr Recht auf Anerkennung und freie Religionsausübung gerichtlich durchzusetzen. Die aktuellen Angriffe auf ihre Gemeinde zerstörten jegliche Hoffnung auf Besserung ihrer Lage.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. April 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2009