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AFRIKA/232: Dramatische Lage in Somalia - Wo bleibt der Schutz für die Zivilbevölkerung?


Presseerklärung vom 2. Juni 2010

Somalias Staatschef bei Interims-Bundespräsident Böhrnsen in Berlin

Dramatische Lage in Somalia: Wo bleibt der Schutz für die Zivilbevölkerung?


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an den Interims-Bundespräsidenten Jens Böhrnsen sowie an Außenminister Guido Westerwelle appelliert, sich bei ihren Gesprächen mit Somalias Präsident Sheikh Sharif Sheikh Ahmed für einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung in dem umkämpften Land einzusetzen. "Alle Bürgerkriegsparteien in Somalia missachten den Schutz der Zivilbevölkerung und begehen willkürlich Kriegsverbrechen", kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Allein im Mai mussten 18.000 Menschen aus Mogadischu fliehen, weil ihre Wohnviertel mit Granaten beschossen wurden." Somalias Präsident wird am Donnerstag zu Gesprächen mit Böhrnsen in Berlin erwartet.

"Die katastrophale Situation der leidenden Zivilisten Somalias verlangt mehr Engagement der Bundesregierung", sagte Delius. "Noch nicht einmal freie Korridore für die Flucht aus der Hauptstadt und Schutzzonen für einen sicheren Aufenthalt der unbewaffneten Somalis werden von den Bürgerkriegsparteien garantiert. Mit vollmundigen Erklärungen der internationalen Gemeinschaft, die vor Ort nicht umgesetzt werden, ist den Kriegsopfern und Vertriebenen nicht geholfen."

Auf einer Geberländerkonferenz in Istanbul hatten 50 Staaten - unter ihnen Deutschland - am 22./23. Mai 2010 umfassende Hilfen für das Bürgerkriegsland versprochen. "Doch trotz dieser immer neuen Ankündigungen der internationalen Gemeinschaft verschlechtert sich die Lage der Zivilbevölkerung jede Woche."

Mehr als 200.000 Menschen sind seit Jahresbeginn in Somalia vor der zunehmenden Gewalt geflohen. Mindestens 60 Menschen starben in den vergangenen 14 Tagen beim Beschuss ihrer Wohnviertel und bei Kämpfen.

Seit der Eskalation der Gewalt im Jahr 2007 kamen mindestens 21.000 Menschen zu Tode. Fast jeder zweite Bürger Somalias benötigt heute Nothilfe. Jedes siebte Kind stirbt aufgrund der katastrophalen Lebensumstände vor dem fünften Lebensjahr. 1,4 Millionen Menschen sind in Somalia auf der Flucht, weitere 580.000 haben im Ausland Zuflucht gesucht.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 2. Juni 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juni 2010