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AFRIKA/333: Sudan - 1,9 Mio Flüchtlinge in Gefahr - mehr humanitäre Hilfe nötig!


Presseerklärung vom 15. Mai 2012

Vergessene Not im Sudan: 1,9 Millionen Darfur-Flüchtlinge in Gefahr!

Mehr humanitäre Hilfe benötigt - Rückkehr darf nicht erzwungen werden



Mehr humanitäre Hilfe für die mehr als 1,9 Millionen Flüchtlinge in der sudanesischen Krisenregion Darfur fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "In vielen Lagern der Überlebenden des Genozids fehlt es am Nötigsten", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Manche Camps wurden seit Oktober 2011 nicht mehr mit Nahrungsmitteln oder Medikamenten beliefert. Sudanesische Behörden behindern oft die Arbeit der Hilfsorganisationen. Viele Flüchtlinge fürchten, dass sie durch die Einschränkung der humanitären Hilfe zum Verlassen der Lager gezwungen werden sollen. "Neun Jahre nach Beginn des Völkermords in Darfur werfen die Überlebenden der internationalen Gemeinschaft vor, sie vergessen zu haben und die noch immer katastrophale Sicherheitslage schön zu reden."

Die sudanesische Regierung will den Eindruck von Normalität und Frieden erwecken und arbeitet daher gezielt auf die Schließung aller Lager von Binnenflüchtlingen hin, kritisiert Delius. "Das Prinzip der freiwilligen Rückkehr muss aber absoluten Vorrang haben." Es darf auch nicht dadurch umgangen werden, dass die sudanesischen Behörden durch immer neue Einschränkungen ein Überleben in den Camps unmöglich machen. So hatte die staatliche "Kommission für Humanitäre Hilfe" beispielsweise am vergangenen Wochenende alle ausländischen Hilfsorganisationen angewiesen, ihre Arbeit für die 80.000 Flüchtlinge in den zehn Lagern in der Umgebung der Stadt El Geneina (West-Darfur) ab Ende Juni 2012 einzustellen. Am 22. April 2012 hatte die Kommission zwei sudanesische Hilfsorganisationen in Nyala (Süd-Darfur) geschlossen, die seit 2004 humanitäre Hilfe in Darfur leisteten.

In allen Regionen Darfurs gibt es massive Engpässe bei der humanitären Versorgung. Viele der während des Völkermords Vertriebenen lehnen trotz der dramatischen Notlage eine Rückkehr in ihre zerstörten Dörfer ab, weil ihre Sicherheit nicht gewährleistet ist. So erschüttert zurzeit eine Welle von Vergewaltigungen Darfur, die schlimmste Erinnerungen an den Völkermord weckt. Damals wurde sexuelle Gewalt als Mittel der Kriegsführung eingesetzt. Vielen Flüchtlingen fehlt aber auch das Vertrauen in den Darfur-Friedensvertrag von Doha vom Juli 2011, der bis heute von maßgeblichen Bewegungen der Darfuris nicht mitgetragen wird. Der Regierung werfen die Flüchtlinge vor, die Welt gezielt zu täuschen. Statt die Ursachen des Völkermords anzugehen, würden nur seine Spuren gezielt verwischt.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 15. Mai 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2012