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AFRIKA/456: Südsudan - Hunderttausende von Nothilfe abgeschnitten


Gesellschaft für bedrohte Völker e. V. - Presseerklärung vom 30. April 2014

Südsudan droht humanitäre Katastrophe:
Mehrere hunderttausend Notleidende können von Helfern nicht erreicht werden



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer humanitären Katastrophe im Südsudan. "Mehrere hunderttausend Notleidende in den südsudanesischen Bundesstaaten Unity, Jonglei und Oberer Nil können aufgrund von Kämpfen oder der einsetzenden Regenzeit von Hilfsorganisationen nicht erreicht werden", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Besonders schlimm ist die Lage im Bundesstaat Unity, in dem rund 40 Prozent der fast 600.000 Bewohner vor Kämpfen fliehen. Dort sind allein in der Region um die Stadt Bentiu zehntausende Menschen auf der Flucht Dringend muss endlich der am 23. Januar 2014 unterzeichnete Waffenstillstand von den Konfliktparteien beachtet werden, um ein Massensterben zu verhindern."

Nachdrücklich hat US-Außenminister John Kerry den südsudanesischen Staatspräsidenten Salva Kiir in einem Telefongespräch am vergangenen Sonntag aufgefordert, den Waffenstillstand zu achten, um eine humanitäre Versorgung der Zivilbevölkerung zu ermöglichen. Auch Toby Lanzer, der Koordinator für Hilfseinsätze der Vereinten Nationen im Südsudan, hat eine sofortige Beachtung der Waffenruhe gefordert. "Sowohl die südsudanesische Armee als auch die Rebellen um Riek Machar starten immer wieder neue militärische Offensiven", kritisierte Delius. "Dringend müsste die internationale Gemeinschaft die Überwachung der Waffenruhe verstärken und Verletzungen des Abkommens ahnden."

Die anhaltenden Kämpfe gefährden nicht nur die Sicherheitslage und Einsatzmöglichkeiten von humanitären Helfern, sondern haben auch unmittelbar katastrophale Folgen für die Zivilbevölkerung. "Nun beginnt die Regenzeit, die Straßen werden immer häufiger unpassierbar, so dass Notleidende noch schwerer mit Hilfsgütern versorgt werden können. Nur wenn es den Flüchtlingen gelingt, bis zu einem Aufnahmezentrum zu kommen, kann versucht werden, sie mit Hilfsgütern zu versorgen. Dafür müssen jedoch unbedingt die Waffen schweigen", forderte Delius.

Rund 1,4 Millionen Südsudanesen sind heute schon auf humanitäre Hilfe angewiesen. "Die Zahl der Notleidenden wird noch weiter steigen, wenn die Kämpfe anhalten und die Bauern ihre Felder nicht bestellen können. Denn dann wird auch die kommende Ernte ausfallen und die Zivilbevölkerung muss von Hilfsorganisationen versorgt werden." Mehr als 1,2 Millionen Südsudanesen sind seit Dezember 2013 vor den Kämpfen geflohen. Fast 300.000 von ihnen haben in den Nachbarländern Zuflucht gesucht, mehr als 920.000 suchten in anderen Regionen des Südsudan Schutz.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 30. April 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2014