Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER


AFRIKA/512: Bombardierung einer Moschee im Kampf gegen Boko Haram muss Folgen haben


Presseerklärung vom 20. Februar 2015

Kampf gegen Boko Haram - Luftangriff auf Moschee muss von Vereinten Nationen untersucht werden

Zivilbevölkerung muss im Krieg gegen Boko Haram besser geschützt werden


Nach der tragischen Bombardierung einer Moschee, bei der 36 Gläubige starben, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung im Kampf gegen die Terrorgruppe Boko Haram in Westafrika gefordert. "Militärs dürfen nicht rücksichtslos eine Politik der verbrannten Erde in einer Region betreiben, in der sich noch immer hunderttausende Zivilisten aufhalten. Es ist höchst fragwürdig, ob massive Luftangriffe auf zivile Ziele die richtige Antwort auf Boko Harams Kriegführung sind", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Nachdrücklich forderte die GfbV eine internationale Untersuchung unter Führung der Vereinten Nationen, um zu klären, welche Luftwaffe am letzten Dienstag die Moschee des Dorfes Abadam im Süden des Staates Niger bombardiert hat. Bei dem wahrscheinlich irrtümlichen Luftangriff verloren 36 Gläubige ihr Leben, die in der Moschee beteten.

Die an dem militärischen Einsatz gegen Boko Haram beteiligten Armeen Nigerias, Nigers, Kameruns und des Tschad wiesen nach dem tragischen Zwischenfall jede Verantwortung für die Geschehnisse zurück. Augenzeugen berichten, zwei Maschinen mit Hoheitszeichen Nigerias am Dienstagnachmittag beim Überflug des Dorfes beobachtet zu haben. Aus einem der beiden Flugzeuge sei eine Bombe abgeworfen worden, die unmittelbar neben der Moschee einschlug und neben dem Gebetshaus vier weitere Wohnhäuser zerstörte. Bei der Explosion des Sprengkörpers wurden auch der Bürgermeister und zwei seiner Kinder getötet.

"Der tragische Tod der unschuldigen Gläubigen muss eine Mahnung sein, zukünftig endlich die Belange der Zivilbevölkerung ernster zu nehmen." Schon Anfang Februar 2015 war Nigerias Luftwaffe kritisiert worden, weil sie bei der Verteidigung der Stadt Maiduguri (Bundesstaat Borno) auch Wohnviertel bombardierte und dabei mindestens sieben Zivilisten zu Tode kamen.

Nigerias Armee ist bekannt für ihre Rücksichtslosigkeit und ihr mangelndes Interesse an einem wirksamen Schutz der Zivilbevölkerung. Viele Zivilisten fürchten die regulären Soldaten nicht weniger als die Boko-Haram-Kämpfer. "Rund 3,2 Millionen Menschen sind im Norden Nigerias und mehrere hunderttausend Personen in den Nachbarländern vor dem Krieg auf der Flucht. Diese Flüchtlinge sind besonders gefährdet. Die Konfliktparteien müssen das humanitäre Völkerrecht beachten und sich mit allen Kräften bemühen, Kollateralschäden zu vermeiden", erklärte Delius. "Wenn Nigerias Militär wirksam den Einfluss von Boko Haram eindämmen will, dann sollte es nicht durch willkürliche Gewalt die Bevölkerung gegen sich aufbringen."

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 20. Februar 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang