Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER


AFRIKA/546: Mauretanien - Niederlande zeichnen Sklaverei-Kritiker aus


Presseerklärung vom 9. Dezember 2015

Mauretanien - Niederlande zeichnen Sklaverei-Kritiker aus

Mauretanien: Menschenrechtsorganisatiion IRA wird für ihr Engagement gegen Sklaverei erneut international ausgezeichnet: Niederländisches Außenministerium verleiht Menschenrechtspreis an mauretanische Sklaverei-Kritiker


Die mauretanische Menschenrechtsorganisation IRA wird für ihr Engagement gegen Sklaverei mit dem Menschenrechtspreis 2015 des Niederländischen Außenministeriums ausgezeichnet. Dies hat das Ministerium in Den Haag jetzt bekannt gegeben. "Diese Auszeichnung ist ein bedeutender Beitrag zum Schutz von bedrohten Menschenrechtlern in Mauretanien. Denn die gesamte Führungsspitze der Anti-Sklaverei-Organisation IRA ist aus politischen Gründen inhaftiert und jede Woche werden weitere Mitglieder bei Protesten festgenommen", erklärte der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Mittwoch in Göttingen. Der Tulpen-Menschenrechtspreis soll der IRA am 10.Dezember 2015, dem Tag der Menschenrechte, vom niederländischen Außenminister Bert Koenders während einer Feierstunde in Den Haag überreicht werden.

"Für Mauretaniens Staatspräsident Mohamed Abdel Aziz, der den inhaftierten IRA-Vorsitzenden Biram Dah Abeid noch Ende November öffentlich verleumdet hatte, ist diese Würdigung eine Ohrfeige", sagte Delius. Aziz hatte in einem Interview mit dem französischen Fernsehsender TV5 behauptet, es gebe keine Sklaverei in Mauretanien. "Gewisse Leute" würden aus der Anprangerung der Sklaverei "ein Gewerbe machen", doch dem inhaftierten Biram sei es nicht gelungen, Beweise für deren Existenz vorzulegen. "Das Europaparlament sieht dies offensichtlich anders", berichtete Delius. "Es befragte die IRA in der vergangenen Woche im Rahmen einer Anhörung im Parlament über die Sklaverei in dem westafrikanischen Land."

Die große Welle internationaler Anerkennung für Mauretaniens mutige Sklaverei-Kritiker hat in Weimar ihren Anfang genommen. Dort wurde Biram Dah Abeid im Jahr 2011 au Vorschlag der GfbV mit dem Weimarer Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Es folgten der irische Front Line Defenders-Preis (2013) und der Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen (2013). Der niederländische Preis ist die vierte große internationale Auszeichnung für Biram Dah Abeid und die IRA.

"Menschenrechtspreise können Leben retten. Wir hoffen, dass diese neuerliche Auszeichnung mit dazu beiträgt, dass Biram Dah Abeid und sein Stellvertreter Brahim Ramdhane bald aus der Haft freikommen", sagte Delius. Sie waren wegen Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation und Landfriedensbruchs im Januar 2015 in einem unfairen Gerichtsverfahren zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Trotz der internationalen Würdigungen verweigern die Behörden Mauretaniens der Menschenrechtsorganisation IRA seit vier Jahren ihre Anerkennung als Nichtregierungsorganisation.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 9. Dezember 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang