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AFRIKA/644: Humanitäre Katastrophe im Südsudan spitzt sich zu - neue Gewalt behindert Hilfslieferungen


Presseerklärung vom 18. April 2017

Südsudan: Humanitäre Katastrophe spitzt sich zu

- Neue Gewalt behindert Hilfslieferungen
- Sofortige Einstellung der Kämpfe und besseren Schutz für Helfer gefordert


Angesichts immer neuer Kämpfe zwischen Regierungssoldaten und Aufständischen im Südsudan hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor einer Zuspitzung der Hungerkatastrophe in dem ostafrikanischen Land gewarnt. "Die Eskalation der Gewalt behindert massiv Hilfslieferungen und die Versorgung der Not leidenden Zivilbevölkerung", berichtete der GfbV-Afrikaexperte Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Um ein Massensterben zu verhindern, muss die internationale Gemeinschaft eine sofortige Einstellung der Kämpfe fordern. Außerdem müssen humanitäre Helfer dringend besser geschützt werden." Über Ostern mussten 60 humanitäre Helfer aus der Provinz Jonglei abgezogen werden, da ihre Sicherheit nicht mehr garantiert werden konnte. Zuvor waren drei südsudanesische Mitarbeiter des Welternährungsprogrammes der Vereinten Nationen auf ihrem Weg zu einem Verteilungszentrum für Hilfsgüter ermordet worden. Nach UN-Informationen sind im Südsudan 7,5 Millionen Menschen auf internationale Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

"Der Weltsicherheitsrat muss allen Konfliktparteien im Südsudan deutlich machen, dass Angriffe auf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet und strafrechtlich geahndet werden, weil sie die Hungerkatastrophe schüren", forderte die GfbV in einem Schreiben an die amtierende Präsidentin des Weltsicherheitsrates, die US-Botschafterin Nikki Haley. Im Jahr 2017 wurden im Südsudan bereits 14 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet. Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Dezember 2013 starben in dem Land insgesamt 82 Helfer.

Allein in den zwei Städten Wau und Pajok kamen in den vergangenen beiden Wochen bei Kämpfen mehr als 100 Zivilisten zu Tode. Rund 16.000 Zivilisten flüchteten und suchten überwiegend in der UN-Basis in Wau Schutz. Im Großraum Wau kam es zu massiver ethnisch motivierter Gewalt, Regierungssoldaten gingen gezielt gegen Nicht-Dinka vor. So durchsuchten Soldaten nach der Tötung von zwei führenden Dinka-Offizieren der Armee systematisch Häuser von Angehörigen der Bevölkerungsgruppen der Luo und Fertit. Mehr als ein Dutzend Zivilisten wurde dabei erschossen. "Wer Menschen allein aufgrund ihrer ethnischen Abstammung gezielt ermordet, begeht Kriegsverbrechen und macht sich verdächtig, Völkermord zu verüben", erklärte Delius. Seit Monaten warnen die Vereinten Nationen vor einem drohenden Genozid. "Der Weltsicherheitsrat muss daher auf einer sofortigen Aufklärung der Gewalt und Bestrafung der Verantwortlichen bestehen."

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 18. April 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. April 2017

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