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AFRIKA/733: Sudan - Neue Festnahmen, Regime täuscht Weltöffentlichkeit


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 1. Februar 2019

Sudan: Wieder Verhaftungen bei Protesten in Khartum - Menschenrechtler werfen dem sudanesischen Regime gezielte Täuschung der Weltöffentlichkeit vor


Göttingen - Nach der Verhaftung zahlreicher Politiker und Demokratie-Aktivisten hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dem sudanesischen Regime in Khartum vorgeworfen, gezielt die Weltöffentlichkeit über das Ausmaß der Verfolgung von Kritikern und Oppositionellen zu täuschen. Zwar habe der mächtige Geheimdienst-Chef des Sudan, Salah Ghosh, am Dienstag die Freilassung aller inhaftierten Demonstranten angekündigt. Doch schon am Mittwoch und Donnerstag wurden nach GfbV-Informationen wieder zahlreiche Aktivisten festgenommen. "Sudans Regierung setzt offenbar weiter auf Repression statt auf Reformen, um die landesweite Protestwelle zu beenden. Gezielt werden trotz beschwichtigender Erklärungen Demokratie-Aktivisten und Journalisten eingeschüchtert und mundtot gemacht", kritisierte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.

Unter den neu Festgenommenen ist der prominente Menschenrechtsanwalt Kamal El Jazuli. Sein Verbleib ist unbekannt. Auch die Aktivistinnen Sarah Ibrahim und Mariam Mahjoub Sharif sowie mehrere Dutzend andere Demonstranten wurden in Gewahrsam genommen. Zeitweise festgesetzt wurde die prominente Politikerin Mariam Sadiq El Mahdi, Mit-Vorsitzende der Umma Partei und Tochter des letzten demokratisch gewählten Premierministers Sadiq El Mahdi.

Mehr als 1.000 Menschen wurden seit Beginn der Proteste im Sudan am 19. Dezember 2018 inhaftiert, unter ihnen mindestens 25 Ärzte. Sie hatten gegen die Regierungspolitik protestiert oder Demonstranten medizinisch versorgt. Am Dienstagabend wurden 186 Inhaftierte freigelassen. Die Mediziner sind nicht unter ihnen. Die Freigelassenen berichteten von Folter im Gewahrsam des Geheimdienstes NISS. Auch mussten sie vor der Haftentlassung schriftlich versichern, sich nicht mehr an Protesten zu beteiligen. Vielen inhaftierten jungen Menschen wurden hohe Geldstrafen oder Haftstrafen bis zu fünf Jahren angedroht, sollten sie nochmals an Demonstrationen teilnehmen. Sudanesische Zeitungen werden vom NISS systematisch eingeschüchtert oder beschlagnahmt, um eine Verbreitung kritischer Berichte über die Massenproteste zu verhindern.

Am Donnerstag war es in Khartum wieder zu Demonstrationen gekommen. In einer Erklärung forderten mehr als 300 Universitätsdozenten und 531 Universitätsmitarbeiter den Rücktritt Bashirs und die Einsetzung einer Übergangsregierung. Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 1. Februar 2019
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2019

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