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ASIEN/254: 5.000 Hmong fliehen aus thailändischem Flüchtlings-Lager


Presseerklärung vom 20. Juni 2008

Drama am Internationalen Tag des Flüchtlings:

5.000 Hmong fliehen aus thailändischem Flüchtlings-Lager
Thailand muss UN Zugang zu Schutzsuchenden gewähren


Rund 5.000 laotische Hmong-Flüchtlinge sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am heutigen internationalen Tag des Flüchtlings aus dem Lager Ban Huay Nam Khao in Thailand geflohen, um zum Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) in Bangkok zu marschieren. Derzeit werde ihnen von einer in diesem Gebiet stationierten Militäreinheit der Weg versperrt. Diese versuche, sie in das Flüchtlingslager zurückzudrängen, berichtet die thailändische Zeitung The Nation ganz aktuell auf ihrer Homepage.

Die GfbV forderte die thailändische Regierung und den thailändischen Botschafter in Deutschland mit dringenden Schreiben dazu auf, jetzt endlich Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zu den Hmong zu lassen. Diese sollten Fluchtgründe der einzelnen Betroffenen unabhängig überprüfen und deren Schutzbedürftigkeit gegebenenfalls anerkennen. Außerdem wandte sich die Menschenrechtsorganisation an die EU-Kommission in Bangkok, den Hilferuf der Hmong nicht zu überhören und sich für sie einzusetzen.

"Dieser Verzweiflungsausbruch der Hmong aus Laos ist nicht verwunderlich, denn sie werden von den thailändischen Behörden ständig mit Abschiebung bedroht. Für Hunderte von ihnen könnte das jahrelange Haft, Misshandlung, Folter und Vergewaltigung oder sogar den Tod bedeuten", berichtete die GfbV. Denn in Laos würden einige Hmong-Gruppen aufgrund ihrer Verbindung zu früheren Hmong-Kämpfern, die während des Vietnamkrieges vor mehr als 30 Jahren von der amerikanischen CIA als Söldner rekrutiert worden waren, gnadenlos verfolgt. Mehr als 10.000 Hmong müssten sich noch immer vor laotischem und vietnamesischem Militär im Dschungel versteckt halten, unter ihnen viele Kinder, Jugendliche und Frauen.

Schon mehrfach konnte die Menschenrechtsorganisation Abschiebungen in letzter Minute verhindern, bei denen es oft zu dramatischen Szenen kam. So sprangen Flüchtlinge halsbrecherisch von Lastwagen oder klammerten sich in Todesangst an Bäume und Büsche und wurden von Sicherheitskräften mit Elektroschockern oder Schlagstöcken weitergetrieben.

Im thailändischen Lager bei Petchabun lebten zuletzt rund 8.000 Hmong-Flüchtlinge aus Laos, die alle bis Ende des Jahres zurückgeschoben werden sollen. Thailand erkennt die Hmong nicht als Flüchtlinge an, sondern bezeichnet sie als "Wirtschaftsmigranten".


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Bangkok, 20. Juni 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2008