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ASIEN/405: Microsoft darf nicht Komplize chinesischer Zensur werden


Presseerklärung vom 5. Juli 2011

Fragwürdige Partnerschaft mit chinesischer Suchmaschine Baidu

Microsoft soll sich nicht zum Komplizen von Chinas Zensoren machen


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat das Unternehmen Microsoft aufgefordert, sich nicht zum Komplizen chinesischer Zensoren zu machen. "Das US-Unternehmen sollte nicht einwilligen, dass die von ihm an die chinesische Suchmaschine Baidu gelieferten Suchergebnisse von Chinas staatlichen Zensoren gefiltert werden", forderte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Unsere Menschenrechtsorganisation ist direkt davon betroffen, weil der Zugang zu unserer Homepage aufgrund unseres Engagements für verfolgte Minderheiten immer wieder von chinesischen Zensoren blockiert wird.

Am Montag hatte Microsoft eine engere Zusammenarbeit mit der chinesischen Suchmaschine Baidu vereinbart. So will der US-Konzern dem chinesischen Unternehmen englischsprachige Ergebnisse seiner Suchmaschine Bing zur Verfügung stellen.

"Wer für die Freiheit des Internets weltweit eintritt, sollte sich nicht dafür missbrauchen lassen, dass 400 Millionen Internetnutzer in China von ihrer eigenen Regierung für unmündig erklärt werden", erklärte Delius. "Chinas willkürliche Zensur ist der bedeutendste Anschlag auf die Informationsfreiheit in der Welt." Rund 40.000 Zensoren sind alleine im Auftrag der chinesischen Behörden mit der Filterung regimekritischer Internet-Inhalte beschäftigt.

"Vergeblich sucht man in chinesischen Suchmaschinen Informationen über Tibeter, Uiguren, Mongolen, Falun Gong, Hauskirchen und die Demokratiebewegung. Diese inkriminierten Begriffe beschreiben die Schwerpunkte unserer China-Arbeit, insofern verwundert es uns nicht, dass auch unsere Menschenrechtsarbeit zensiert wird."

Darüber hinaus werden mehrere zehntausend Blogger gezielt von den Behörden dafür bezahlt, um Diskussionsprozesse im Internet im Sinne der Kommunistischen Partei zu beeinflussen. Diese Informellen Mitarbeiter sollen Meinung machen und helfen, das ramponierte Image der Partei zu verbessern.

Seit Jahren wird Microsoft wegen seines umstrittenen China-Engagements von Menschenrechtsorganisationen und Politikern heftig kritisiert. So wurde dem Unternehmen vorgeworfen, China mit der Lieferung von Software bei der Zensur von Bloggern unterstützt zu haben. Im US-Kongress wurde die Firma von Parlamentariern aufgefordert, endlich "Menschenrechte und nicht Tyrannei zu fördern." "Microsoft ist bis heute jede glaubwürdige Erklärung schuldig geblieben, wie es sich aktiv für Informationsfreiheit in China einsetzen will", erklärte Delius. "Bislang scheint das Unternehmen aber um jeden Preis am lukrativen China-Geschäft festhalten zu wollen."


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 5. Juli 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2011