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ASIEN/472: China - Nach fünf Selbstverbrennungen vor Parteitag neue Tibet-Politik gefordert


Presseerklärung vom 8. November 2012

China: Kongress der Kommunistischen Partei beginnt in Peking

Fünf Selbstverbrennungen von Tibetern vor KP-Kongress - China braucht eine neue Tibet-Politik!



Nach der Selbstverbrennung von fünf Tibetern unmittelbar vor dem heute beginnenden 18. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine neue Tibet-Politik Chinas gefordert. "Chinas neue Führung muss ihre Tibet- und Nationalitäten-Politik grundlegend überdenken, wenn die Spannungen in den tibetischen Siedlungsgebieten nicht weiter eskalieren sollen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Chinas Tibet-Politik ist gescheitert. Ohne ein deutliches Zeichen echter Dialogbereitschaft der chinesischen Machthaber wird die Welle der entsetzlichen Selbstverbrennungen nicht abebben."

Am Mittwoch haben sich fünf Tibeterinnen und Tibeter - unter ihnen drei 15 und 16 Jahre alte Jugendliche - aus Protest gegen Chinas Tibet-Politik selbst in Brand gesetzt. Es ist die höchste Zahl von Selbstverbrennungen, die seit Beginn der Selbstmordwelle im Februar 2009 an nur einem Tag in Tibet registriert wurde. Damit hat sich die Zahl der politisch motivierten Freitode in Tibet auf 68 erhöht.

Mindestens zwei Tibeter starben bei den Selbstverbrennungsversuchen am Mittwoch. Zu den Toten zählt der 15 Jahre alte Mönch Dorje und die 23 Jahre alte Tamdrin Tsoe. Die im Osten der Provinz Qinghai verstorbene junge Mutter forderte die Zulassung der Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet, bevor sie sich mit Benzin übergoss und in Brand setzte. Nach ihrem Freitod protestierten 3.000 in der Region lebende Tibeter für Freiheit in Tibet. Die jüngsten Selbstverbrennungen ereigneten sich in den Provinzen Sichuan und Qinghai sowie in der Autonomen Region Tibet.

Nach diesen Verzweiflungstaten wurden die Sicherheitsvorkehrungen der Behörden in tibetischen Siedlungsgebieten nochmals drastisch verschärft. So wurde in Teilen der Tibetischen Autonomen Präfektur Gannan in der Provinz Gansu, in der Tibeter mehr als 50 Prozent der Bevölkerung stellen, der Verkauf von SIM-Karten für Mobiltelefone verboten. Auch Internetcafés wurden willkürlich geschlossen und der Mobiltelefon-Verkehr unterbrochen.

In mehreren tibetischen Siedlungsgebieten wurde der Verkauf von Benzin und entflammbaren Flüssigkeiten untersagt. In der Umgebung der alten tibetischen Hauptstadt Lhasa wurden leere Plastikflaschen und Kanister von der Polizei beschlagnahmt.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 8. November 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. November 2012