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ASIEN/672: Philippinen - Indigene Völker setzen große Hoffnungen in neuen Präsidenten


Presseerklärung vom 29. Juni 2016

Philippinen: Neuer Staatspräsidenten Duterte tritt Amt an (30.6.)

Indigene Völker Mindanaos hoffen auf den im Ausland umstrittenen neuen Präsidenten


Die indigenen Lumad-Völker von der Insel Mindanao hoffen auf eine Verbesserung ihrer Lage und auf einen besseren Schutz ihrer Rechte unter dem neuen Staatspräsidenten der Philippinen, Rodrigo Duterte, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen Tag vor Amtsantritt Duterte am 30. Juni. Der ehemalige Bürgermeister der Millionenstadt Davao City auf der Insel Mindanao hatte sich in der Vergangenheit oft für den Schutz von Lumad sowie für Frieden eingesetzt. "Die Lumad setzen darauf, dass Duterte als Staatspräsident jetzt tatsächlich Frieden schaffen und die Übergriffe von Milizen, Armee und muslimischen Rebellen auf Schulen und Dörfer der Urbevölkerung stoppen kann", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Im Ausland wird der Populist Duterte wegen seines mangelnden Engagements für Rechtsstaatlichkeit und seines Plädoyers für die Todesstrafe jedoch kritisch gesehen.

"Für die Lumad und andere Völker der Philippinen kann sich die Lage nur bessern", erklärte Delius. "Denn unter dem jetzt abtretenden Präsidenten Benigno Aquino eskalierten die Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern." So kamen während Aquinos Präsidentschaft 318 Menschen durch Übergriffe von Armee oder Milizen zu Tode. 152 Opfer wurden auf Mindanao im Süden der Philippinen getötet. 89 Opfer waren Angehörige indigener Völker, die meisten von ihnen verloren ihr Leben ebenfalls auf Mindanao.

Zwar kritisieren indigene Organisationen, wie das Netzwerk Karapatan, Dutertes umstrittene Methoden bei der Verbrechensbekämpfung sowie die Ernennung von Sicherheitsberatern, die in der Vergangenheit in Menschenrechtsverletzungen verstrickt waren. Doch sie sehen es als positiv an, dass der neue Präsident nicht den Großgrundbesitzern und der Bergbau-Industrie nahesteht und schon vor seiner Ernennung, eine Überprüfung von Bergbau-Lizenzen angekündigt hat. Mindanao ist reich an Rohstoffen und die Bergbau-Industrie sowie Agrar-Konzerne ringen um die Kontrolle des Landes. Traditionell leben hier Lumad sowie eine überwiegend muslimische Bevölkerung, die für mehr Selbstbestimmung kämpft. Sie alle hatten bisher sehr unter Rechtlosigkeit und Willkür zu leiden.

Die Lumad hoffen vor allem auf einen besseren Zugang zu Schulen. Duterte hat eine Verbesserung des Bildungssystems versprochen. Lumad-Schulen werden immer wieder von Milizen überfallen, um die Ureinwohner aus ihren Dörfern zu vertreiben. Duterte setzte sich als Bürgermeister von Davao City engagiert für eine Rückkehr dieser Vertriebenen ein. "Mindanao ist doppelt so groß wie Niedersachen und hat 21 Millionen Einwohner.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 29. Juni 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2016

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