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ASIEN/677: China Massaker an Uiguren jährt sich zum zweiten Mal


Presseerklärung vom 27. Juli 2016

Massaker an Uiguren in China jährt sich zum zweiten Mal (28.7.):

- "Tiananmen" der Uiguren endlich aufklären
- Straflosigkeit muss beendet werden


Zwei Jahre nach dem Tod hunderter Uiguren bei einem Blutbad chinesischer Sicherheitskräfte im Bezirk Yarkand in der Region Xinjiang/Ostturkestan hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine unabhängige Untersuchung der Massaker-Vorwürfe gefordert. "Das Blutbad von Yarkand hat für die Uiguren eine ähnliche Bedeutung wie das Tiananmen-Massaker für die chinesische Öffentlichkeit. Werden die Hintergründe des gewaltsamen Todes von ungezählten uigurischen Frauen, Kindern und Männern nicht aufgeklärt, werden die Spannungen zwischen Han-Chinesen und der muslimischen Minderheit weiter zunehmen", warnte der GfbV-China-Experte Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

"Das Massaker hat aufgrund der restriktiven Informationspolitik in der abgelegenen Region im äußersten Nordwesten des Landes nicht die internationale Aufmerksamkeit wie das Blutbad auf dem Platz des Himmlischen Friedens bekommen, aber allein seine strafrechtliche Aufarbeitung stellt alles in den Schatten, was in Peking 1989 geschah", erklärte Delius. Bis heute gibt es keine unstrittige Darlegung des Verlaufs der tödlichen Zwischenfälle am 28. Juli 2014 in mehreren Dörfern im Bezirk Yarkand. Dabei wurden nach offiziellen Angaben mindestens 96 Menschen getötet. Uigurische Quellen sprechen von mehreren tausend Opfern der Gewalt. Chinas Sicherheitsbehörden hatten auf Berichte über das Blutbad mit Massenverhaftungen in den umliegenden Dörfern und einer Informationsblockade reagiert. So wurden Journalisten gezielt an Recherchen gehindert. Außerdem wurde das Mobilfunknetz in der Region stillgelegt und ein uigurischer Blogger festgenommen.

Die chinesischen Behörden behaupten, bewaffnete Terroristen hätten damals Polizeistationen angegriffen. Uigurische Augenzeugen hingegen berichten, aufgebrachte Bauern aus der Region hätten protestiert, nachdem 45 Frauen und Kinder bei einem Angriff auf eine private Gebetsversammlung zum Ende des Ramadan getötet worden seien. Ihre Männer und Väter, die während der Attacke in der Moschee beteten, seien daraufhin in einem Protestzug zu den örtlichen Behörden gezogen und hätten Rechenschaft verlangt. Daraufhin hätten die Polizisten auf die Demonstranten geschossen. Wenige Tage zuvor war bereits eine uigurische Familie in der Region bei einer Wohnungsdurchsuchung erschossen worden.

Wenige Wochen nach dem Blutbad wurden am 13. Oktober 2014 zwölf Uiguren wegen angeblicher Verwicklung in "terroristische Anschläge" im Bezirk Yarkand zum Tode verurteilt. Gegen 15 Uiguren wurden Todesstrafen mit zweijährigem Aufschub verhängt und zwanzig Angehörige der Minderheit müssen langjährige Haftstrafen verbüßen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 27. Juli 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2016

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