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ASIEN/690: Burma - Rohingya-Minderheit wird Opfer eines Machtkampfs zwischen Burmas Armee und Aung San Suu Kyi


Presseerklärung vom 25. November 2016

Burma: Rohingya-Minderheit wird Opfer eines Machtkampfs zwischen Burmas Armee und Aung San Suu Kyi

- Massenexodus droht
- Nachbarstaaten müssen Flüchtlingen Schutz gewähren


Nach blutigen "Säuberungsaktionen" des Militärs im Westen Burmas droht dort ein neuer Massenexodus der verfolgten Rohingya-Minderheit. Nachdrücklich forderte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) das Nachbarland Bangladesch auf, den vor den Übergriffen der Armee geflohenen Rohingya zumindest zeitweise Zuflucht zu gewähren. "Im Rahmen ihrer Verantwortung zum Schutz der Zivilbevölkerung muss die internationale Gemeinschaft sicherstellen, dass die Rohingya Schutz finden und Bangladesch bei der Bewältigung dieser Flüchtlingskrise großzügig unterstützen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Hunderte Rohingya waren in den vergangenen Wochen von Grenzwachen Bangladeschs abgewiesen und nach Burma zurücküberstellt worden. Es wird damit gerechnet, dass bis zu 35.000 Rohingya in Bangladesch Schutz suchen werden.

Die eskalierende Gewalt im Norden des Rakhine Staates in Burma geht nach Einschätzung der GfbV auf einen Machtkampf zwischen Armee und der demokratischen Führung des Staates unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zurück. Mit einer beispiellosen Welle von Angriffen auf unbewaffnete Rohingya-Dorfbewohner hatte das Militär auf mysteriöse Überfälle unbekannter Bewaffneter auf drei Grenzposten am 9. Oktober 2016 reagiert. Seither bestimmen dort Folter, Vergewaltigungen, Morde, Verschleppung und willkürliche Zerstörungen von Häusern das Leben vieler Rohingya. Lokale Menschenrechtsaktivisten berichten von mehr als 420 Toten, 440 Verschleppten, 190 Vergewaltigungen und mehr als 1.250 zerstörten Häusern.

Mit den ethnisch motivierten "Säuberungen" will die Armee die Regierung unter Staatsrätin und Außenministerin Aung San Suu Kyi nachdrücklich vor jedem weiteren Versuch warnen, die Macht der Armee im politischen Leben weiter einzuschränken. "Es ist tragisch, dass wieder einmal die rechtlosen und verfolgten Rohingya für einen Machtkampf instrumentalisiert werden", kritisierte Delius. "Seit den Unruhen im Jahr 2012 instrumentalisieren außerdem buddhistische Nationalisten die Rohingya-Frage, um sich national und international zu profilieren. Nur ein Verlierer steht immer schon vorher fest und das sind die Rohingya."

Den rund 1,3 Millionen Angehörigen der muslimischen Minderheit wird die Staatsbürgerschaft Burmas verweigert und sie werden seit Jahrzehnten mit Apartheid-ähnlichen Methoden diskriminiert und verfolgt.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 25. November 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2016

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