Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER


ASIEN/713: Deutsch Indische Regierungskonsultationen in Berlin am 29.-30.5.2017


Presseerklärung vom 28. Mai 2017

Deutsch Indische Regierungskonsultationen in Berlin (29./30.5.)

Bundeskanzlerin soll sich für Religionsfreiheit und Ende von Übergriffen auf Minderheiten einsetzen


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gebeten, sich bei den Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen für ein Ende von Übergriffen auf Christen und Muslime sowie für Religionsfreiheit in Indien einzusetzen. "Seit der hindu-nationalistische Premierminister Narendra Modi in Indien an der Macht ist, haben die Übergriffe auf Christen und Muslime deutlich zugenommen. Auch sind wir sehr besorgt über neue Gesetze und Verordnungen, die religiöse Minderheiten in ihrer Religionsfreiheit verletzen. Indien verwandelt sich unter hindu-nationalistischem Einfluss von einem säkularen Staat zu einer Hindu-Nation", erklärte die GfbV in einem Schreiben an Merkel. "Indien verspielt seinen Ruf als größte Demokratie Asiens, wenn es die Ausgrenzung von Christen und Muslimen fördert und Menschenrechtsverletzungen an religiösen Minderheiten ignoriert", sagte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Merkel wird Modi am Montagabend empfangen, bevor am Dienstag die 4. Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen in Berlin beginnen.

Der "All India Christian Council" hat in einem kürzlich veröffentlichten Report festgestellt, dass seit Modis Regierungsübernahme im Mai 2014 die Zahl der Übergriffe auf Christen um 20 Prozent gestiegen ist. Das renommierte Sprachrohr von Indiens Christen dokumentierte alleine im ersten Halbjahr 2016 mehr als 100 Übergriffe. So werden Kirchenfenster eingeworfen, Gotteshäuser niedergebrannt, Gläubige und Geistliche eingeschüchtert und bedroht, Christen zur Aufgabe ihres Glaubens und zur Konvertierung zum Hinduismus gezwungen oder aufgrund ihrer Religion ermordet. Die meisten dieser Menschenrechtsverletzungen werden von Sicherheitskräften und Justiz nicht geahndet.

So brannten Hindu-Nationalisten die Kirche und das Haus des Pastors in dem Dorf Attipattu (Bundesstaat Tamil Nadu) am 3. Mai 2017 nieder, um ihn aus dem Ort zu vertreiben. Wenige Tage zuvor hatten Hindu-Nationalisten den Geistlichen mit seinem Tod bedroht, wenn er nicht das Dorf verlassen würde. Die fünf namentlich bekannten Brandstifter wurden von der Polizei nicht festgenommen. In einem anderen Dorf im Bundesstaat Chhattisgarh mussten Adivasi-Ureinwohner Geldstrafen zahlen, weil sie an der Ostermesse teilgenommen hatten. Fünfzehn Familien in dem Ort wurden sogar gezwungen, sich zum Hinduismus zu bekennen.

Priester werden oft verfolgt, weil ihn fälschlich vorgeworfen wird, Hindu unter Zwang zum Christentum zu bekehren. In Bildung, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft führen Hindu-Nationalisten immer neue Verordnungen ein, die religiöse Minderheiten diskriminieren. So empfinden Muslime geplante Einschränkungen des von ihnen kontrollierten Handels mit Fleisch als Berufsverbote.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 28. Mai 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang