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ASIEN/715: China - muslimische Uiguren werden während des Ramadan am Fasten gehindert


Presseerklärung vom 9. Juni 2017

GfbV kritisiert Verletzung der Religionsfreiheit

In China werden muslimische Uiguren während des Ramadan am Fasten gehindert


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft den chinesischen Behörden vor, Uiguren gezielt am Fasten während des Ramadans zu hindern und damit die Religionsfreiheit der muslimischen Minderheit zu verletzen. "Im Staatsapparat arbeitende uigurische Funktionäre müssen schriftlich zusichern, dafür zu sorgen, dass nicht nur sie selbst, sondern auch alle Familienangehörigen und Freunde die Fastenregeln des Ramadan ignorieren. In einigen Bezirken werden sogar gezielt chinesische Parteikader in uigurische Familien geschickt, um zu überprüfen, dass die Muslime tagsüber auch tatsächlich Mahlzeiten zu sich nehmen", berichtete der GfbV-Chinaexperte Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Restaurants in der überwiegend von Muslimen bewohnten Autonomen Region Xinjiang/Ostturkestan werden gezwungen, zu öffnen und Speisen anzubieten, und es gibt vor allem nachts verstärkt Hausdurchsuchungen, um Uiguren beim Fastenbrechen nach Sonnenuntergang aufzuspüren und zu bestrafen. Im Bezirk Qaraqash müssen Schüler und Studenten sogar am für Muslime heiligen Freitag an politischen Umerziehungskursen, Veranstaltungen mit Propagandafilmen und Sportwettkämpfen teilnehmen."

Nach GfbV-Angaben gehen die Sicherheitsbehörden besonders massiv in der Region Hotan vor. Dort werden uigurische Familien systematisch von chinesischen Parteikadern aufgesucht. Bis zu 14 Tage bleiben die Funktionäre bei den Uiguren und indoktrinieren sie im Sinne der Kommunistischen Partei. Sie schüchtern die Muslime ein und bedrängen sie, weder zu beten noch zu fasten. Die linientreuen Parteikader wurden bereits im Vorfeld des Ramadan für die staatlich initiierte Kampagne "Zusammen bei fünf Dingen" auch aus anderen Bezirken Ostturkestans zusammengezogen. Um eine möglichst effiziente Kontrolle der Muslime zu gewährleisten, sollen die Funktionäre gemeinsam mit Uiguren arbeiten, essen, sprechen und übernachten. In der Region Hotan hat es zuletzt besonders viele Proteste gegen Chinas Herrschaft gegeben.

"Zwar gab es auch in den Vorjahren schon Einschränkungen der Glaubensfreiheit der Uiguren während des Ramadan, doch 2017 haben diese Übergriffe deutlich zugenommen", kritisierte Delius. Der Druck auf Staatsangestellte wurde erheblich erhöht. Da sie gezwungen sind, nicht nur wie bisher persönlich die religiösen Vorgaben des Ramadan zu missachten, sondern dies auch für ihr Umfeld zu gewährleisten." Der Ramadan wird in diesem Jahr vom 26. Mai bis zum 24. Juni gefeiert.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 9. Juni 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juni 2017

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