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ASIEN/721: Gedenken an "Trostfrauen" - Japan soll sich entschuldigen


Presseerklärung vom 14. August 2017

Internationaler Gedenktag für "Trostfrauen" (14.8.)

Überlebende fordern offizielle Entschuldigung Japans für Zwangsprostitution
Mahnwache in Berlin


Japan soll sich offiziell bei den 200.000 Frauen entschuldigen, die während des Zweiten Weltkriegs in den elf von japanischen Truppen besetzten ostasiatischen Staaten zur Prostitution gezwungen wurden. Dies fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich des internationalen Gedenktags für die "Trostfrauen" (14.8.). Die Menschenrechtsorganisation beteiligt sich auch an der Gedenkveranstaltung des Korea-Verbandes am heutigen Montag am Brandenburger Tor (16 bis 18 Uhr) in Berlin.

"Japan sollte sich endlich offiziell zu diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit bekennen und das Leid der bis heute traumatisierten Opfer würdigen ", fordert der GfbV-Direktor Ulrich Delius. Zwar wurde im Dezember 2015 zwischen Südkorea und Japan ein Abkommen zur Frage der "Trostfrauen" unterzeichnet. Doch überlebende Zwangsprostituierte bezeichnen es als unzureichend, weil Japan darin nur halbherzig Verantwortung für die Verbrechen übernehme. Der japanische Premierminister Shinzo Abe verpflichtete sich in dem Abkommen zwar zu einer persönlichen Entschuldigung und zum Aufbau eines mit 8,84 Millionen US-Dollar ausgestatteten Entschädigungsfonds für die Opfer und ihre Angehörigen. Doch sei dies eben nur ein persönliches und kein offizielles Schuldeingeständnis, kritisieren Überlebende und Angehörige. Der im Mai 2017 gewählte neue südkoreanische Präsident Moon Jae-In ordnete aufgrund von Protesten inzwischen eine Überprüfung des Abkommens an.

Zum fünften Mal erinnern in diesem Jahr am 14. August weltweit Aktionsgruppen mit Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen der Trostfrauen erinnert. Das Datum des Gedenktages erinnert daran, dass am 14. August 1991 die Südkoreanerin Kim Hak Soon als erste ihr Schweigen brach und in der Öffentlichkeit über ihren Leidensweg berichtete.

Vor allem in Südkorea, aber auch auf den Philippinen, in China, Taiwan und zahlreichen anderen Staaten wurden Frauen zur Prostitution in Armee-Bordellen gezwungen. Überlebende sind heute hochbetagt, leiden jedoch noch immer unter den schrecklichen Verbrechen. So hat die Südkoreanerin Kim Kun-ja, die am 23. Juli 2017 im Alter von 91 Jahren starb, während ihrer dreijährigen Gefangenschaft als "Trostfrau" sieben Mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie war erst 17, als sie zur Zwangsprostitution für japanische Soldaten gezwungen wurde.

Südkoreas neue Regierung will einen nationalen Gedenktag für diese Opfer sexualisierter Gewalt ausrufen, das Schicksal der Verschleppten von Historikern aufarbeiten lassen und ein Museum errichten. Japans Regierung hingegen verlangt von Südkorea eine Entfernung von Denkmälern, die nahe japanischer Konsulate erbaut wurden, um an die "Trostfrauen" zu erinnern.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 14. August 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. August 2017

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