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ASIEN/730: Aung San Suu Kyi unter Druck - Neue Brände in Rohingya-Dörfern


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 23. September 2017

Anhaltender Rohingya-Konflikt in Burma / Myanmar

Aung San Suu Kyi unter Druck: Neue Brände in Rohingya-Dörfern


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Burmas Armee vorgeworfen, trotz öffentlicher Dementis ihre Politik der verbrannten Erde in Siedlungsgebieten der Rohingya-Minderheit fortzuführen. "Auch gestern brannten erneut Rohingya-Dörfer. Deutlich waren Rauchsäulen über zahlreichen Siedlungen erkennbar und Video-Aufnahmen dokumentierten die anhaltende Zerstörung der Dörfer der muslimischen Minderheit", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Samstag in Göttingen. Staatsrätin Aung San Suu Kyi hatte diese Woche öffentlich versichert, seit dem 5. September gebe es keine Kampfhandlungen mehr im Rakhine-Staat. "Dringend muss der Druck auf Burmas Regierung und Armee verstärkt werden, um weitere Zerstörungen von Dörfern zu verhindern. Ansonsten wird der Massenexodus der Minderheit aus Burma weiter anhalten", sagte Delius.

"Die anhaltende Zerstörung der Rohingya-Dörfer zeigt deutlich, dass Burmas Regierung keine Kontrolle über die Armee hat und trotz Demokratisierung de facto machtlos ist". Burmas Vizepräsident Henry Van Thio hatte erst am Mittwoch vor der UN-Vollversammlung in New York erklärt, die Lage im Rakhine-Staat habe sich beruhigt und es gebe dort keine Gewalt oder Auseinandersetzungen mehr.

In den letzten Stunden in Bangladesch eingetroffene Rohingya-Flüchtlinge berichten von anhaltenden Überfällen von Soldaten und Milizionären auf ihre Dörfer, die systematisch niedergebrannt würden. Die Vorwürfe sind von Menschenrechtsorganisationen nicht unabhängig zu überprüfen, da es keinen freien Zugang zu diesen Regionen des Rakhine-Staates gibt. "Doch Rauchsäulen und Gewehrfeuer belegen, dass von einer Stabilisierung der Sicherheitslage und Frieden in der Region noch nicht die Rede sein kann", erklärte Delius.

Mindestens 220 überwiegend von Rohingya bewohnte Dörfer im Rakhine-Staat wurden im Rahmen der Kampagne der verbrannten Erde von Burmas Armee seit dem 25.August 2017 zerstört. Die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung werden unter dem Vorwand der Bekämpfung der bewaffneten Rohingya-Bewegung ARSA lanciert, die 39 Grenzposten und Kontrollpunkte am 25. August angegriffen hatte. Im Rahmen der Gewalt der ARSA und der Gegengewalt von Militärs und Milizen flohen mehr als 460.000 Menschen aus der Region. Rund 40.000 Hindu und buddhistische Rakhine mussten ihre Dörfer verlassen und 422.000 muslimische Rohingya suchten im Nachbarland Bangladesch Zuflucht.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 23. September 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2017

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