Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER


ASIEN/731: Rohingya-Flüchtlinge brauchen mehr humanitäre Hilfe


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 28. September 2017

480.000 Rohingya sind innerhalb eines Monats aus Burma geflohen

Flüchtlinge in Bangladesch brauchen dringend mehr humanitäre Hilfe


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat mehr humanitäre Hilfe für die 480.000 Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch gefordert, die in den letzten vier Wochen vor der Gewalt in Burma/Myanmar in das Nachbarland geflohen sind. "Die Lage der Flüchtlinge ist dramatisch. Dringend benötigen sie mehr Zelte, Nahrungsmittel, frisches Trinkwasser, Toiletten, Hygiene-Artikel und eine angemessene Gesundheitsversorgung, um einen Ausbruch von Seuchen zu verhindern und um ihr Überleben zu sicherzustellen", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Auch muss die Hilfe besser koordiniert werden, um eine Versorgung aller Notleidenden zu gewährleisten. Gestern trafen erneut mehr als 8.000 neue Flüchtlinge in Bangladesch ein.

Rund 240.000 dieser Flüchtlinge sind Kinder und 56.000 sind Schwangere oder ihre Kleinkinder stillende Frauen, die eine besondere gesundheitliche Betreuung benötigen. Besonders problematisch ist das Schicksal von Kindern, die durch Menschenrechtsverletzungen oder auf der Flucht ihre Eltern verloren haben und nun als Minderjährige in Flüchtlingscamps leben. "Sie müssen besonders sorgfältig betreut und geschützt werden, um zu verhindern, dass sie von Menschenhändlern verschleppt und missbraucht werden", erklärte Delius. "Schon heute ist die Sicherheitslage in den Camps sehr schwierig. Wir sind sehr besorgt, weil immer häufiger sexuell motivierte Übergriffe auf Rohingya-Flüchtlinge in den mehr als tausend neuen Lagern im Grenzgebiet Bangladeschs zu Burma registriert werden. Für die Rohingya ist dies besonders dramatisch, weil sie vor Vergewaltigungen in Burma geflohen sind, und nun in manchen Camps für sie der Schrecken weitergeht und sie nicht nachhaltig vor neuer Gewalt geschützt werden."

Die Vereinten Nationen bereiten Notfallpläne für die Ankunft von bis zu 700.000 Rohingya in Bangladesch vor. Der Hochkommissar für Flüchtlinge der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, bezeichnete die dramatische Lage als Ausnahmesituation. Er habe noch niemals so etwas Schlimmes erlebt, erklärte Grandi am letzten Wochenende.

Die GfbV begrüßte, dass Bangladeschs Behörden nach langem Zögern nun endlich 30 nationalen und internationalen Hilfsorganisationen die humanitäre Versorgung der Rohingya-Flüchtlinge gestatteten. Die Menschenrechtsorganisation kritisierte jedoch den Plan der Behörden, die Flüchtlinge auf der unbewohnten und menschenfeindlichen Insel Thengar Char im Golf von Bengalen in Lagern zu konzentrieren. Die Insel wird immer wieder überschwemmt, die Böden sind so schlecht, dass niemand dort freiwillig leben will. Bangladeschs Marine wurde nun beauftragt, Einrichtungen für Flüchtlinge auf der Insel zu errichten.

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 28. September 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang