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EUROPA/465: Bosnien - Srebrenica-Gedenktag unterstützt Aufarbeitung der Verbrechen


Presseerklärung vom 16. Januar 2009

Bosnien: Srebrenica-Gedenktag unterstützt Aufarbeitung der Verbrechen

Gedenktag für die Opfer von Srebrenica ist wichtiger Schritt zur Aufarbeitung und Bewältigung der Verbrechen in Bosnien


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt die Entschließung des Europäischen Parlaments vom Donnerstag, den 11. Juli zum offiziellen Gedenktag an die Opfer des Massakers von Srebrenica (11.7.1995) zu erklären.

"Unsere internationale Menschenrechtsorganisation hat die Initiative der Müttervereine von Srebrenica und der Islamischen Gemeinde in Bosnien-Herzegowina, den 11. Juli zum europäischen Gedenktag für die Opfer von Srebrenica zu machen, immer unterstützt", erklärte Fadila Memisevic (Sarajevo), Vorstandsmitglied der GfbV International, am Freitag in Göttingen. "Die Geste des Europäischen Parlaments ist ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung und Bewältigung der Verbrechen. Sie wird außerdem ein Versöhnungsbeitrag in der Region sein." An diesem Wochenende findet in Göttingen die Jahresversammlung der GfbV-International statt, zu der Delegierte der GfbV-Sektionen aus Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Österreich, der Schweiz, Südtirol/Italien, den USA und Irakisch-Kurdistan erwartet werden.

Mit diesem Gedenktag würden alle westlichen Staaten nicht nur daran erinnert, dass sie dem Massenmord in Srebrenica tatenlos zugesehen haben, sagte Memisevic. Am 11. Juli werde künftig in ganz Europa auch der mehr als 8 000 muslimischen Jungen und Knaben gedacht, die 1995 innerhalb nur einer Woche von serbischen Truppen ermordet wurden. Bis heute seien mehr als 3 000 Opfer auf dem Friedhof von Potocari bestattet worden, laufend würden weitere Opfer bei Exhumierungen geborgen.

"Diese Entschließung sollte dazu verpflichten, dass sich Völkermord niemals wiederholt", erklärte Memisevic. Die Regierungen und Parlamente Serbiens und Montenegros, die den Völkermord in Bosnien-Herzegowina mitunterstützt haben, sollten zu den ersten Ländern des westlichen Balkans gehören, die diese Entschließung in ihren eigenen Parlamenten verabschieden.

Das serbische Regime von Slobodan Milosevic sei für die Verbrechen in ganz Bosnien-Herzegowina verantwortlich, denen mehr als 150 000 Zivilisten zum Opfer fielen. Davon seien etwa 30 000 in serbischen Konzentrationslagern gestorben. Memisevic erinnerte daran, dass mehr als 20 000 Frauen vergewaltigt, etwa 2,2, Millionen Menschen vertrieben und hunderte Dörfer zerstört worden seien. Bis heute könne sich Ratko Mladic, einer der beiden Hauptkriegsverbrecher, dank der Unterstützung serbischer Behörden, serbischer Militärs und der Untätigkeit der meisten westlichen Länder versteckt halten.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 16. Januar 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2009