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EUROPA/594: Welt-Roma-Tag (8.4.) - Kindern der Rom-Flüchtlinge aus dem Kosovo Bleiberecht gewähren


Presseerklärung vom 7. April 2015

Weltromatag (8. April 2015)

"Die Kinder leiden unsäglich!"
Roma-Flüchtlingen aus dem Kosovo dauerhaftes Bleiberecht gewähren!


Anlässlich des Weltromatages (8. April) hat sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mit dem dringenden Appell an die Bundesregierung, die Innenminister von Bund und Ländern, an politische Parteien und Parlamentarier gewandt, den seit eineinhalb Jahrzehnten in Deutschland lebenden rund 5.000 Roma-Kindern aus dem Kosovo endlich ein dauerhaftes Bleiberecht zu gewähren oder sich dafür einzusetzen. "Bitte durchbrechen Sie endlich den Teufelskreis, in dem diese Flüchtlinge gefangen sind und der ihnen keinerlei Zukunftsplanung erlaubt. Diese 5.000 Kinder, die überwiegend hier geboren und aufgewachsen sind, leiden unsäglich. Deutschland ist ihre Heimat und Deutsch längst ihre Muttersprache. Wir appellieren an Sie: Sorgen Sie dafür, dass diese Kinder nicht ständig enttäuscht werden und den Glauben an ein Leben in Sicherheit und Würde nicht verlieren, es liegt in Ihrer Hand!", heißt es in dem Schreiben des GfbV-Generalsekretärs, Tilman Zülch, das als Unterstützer auch der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, der niederländische Sinto und Holocaust-Überlebende Zoni Weisz und der frühere Generalsekretär der World Romani Union, Grattan Puxon, unterzeichnet haben.

Rund 5.000 in Deutschland lebende Roma-Flüchtlingskinder aus dem Kosovo und ihre langjährig hier geduldeten Eltern müssen damit rechnen, dass sie bald abgeschoben werden. Viele dieser Kinder und Jugendlichen sind hier geboren. Weil sie hier nur geduldet wurden, konnten ihre Eltern meist keine Arbeit finden. Sie durften ihr Bundesland bzw. ihren Landkreis nicht verlassen. Genauso wie ihre Kinder und Jugendlichen sind sie nicht selten offener und unterschwelliger Diskriminierung ausgesetzt.

"Wenn die hier aufgewachsenen Roma-Kinder mit ihren Familien in den Kosovo abgeschoben und so entwurzelt werden, müssen sich unsere verantwortlichen Politiker vorwerfen lassen, diese Menschen sehenden Auges ins Unglück gestürzt zu haben", warnte die GfbV. "Bitte geben Sie jetzt das erlösende Signal, befreien Sie die Roma-Flüchtlingskinder und ihre Eltern aus der quälenden, nervenzerreißenden Unsicherheit, nehmen Sie diesen deutschsprachigen Kindern endlich die Angst vor einer ungewissen Zukunft und gewähren Sie ihnen ein dauerhaftes Bleiberecht! Setzen Sie eine Kontingentlösung für sie durch!"

Nach Erkenntnissen des GfbV-Repräsentanten im Kosovo, Dzafer Buzoli, ist die Lage der Roma im Land so gut wie hoffnungslos. Die Angehörigen dieser Minderheit werden nach wie vor schwer diskriminiert. Die meisten müssen im Elend leben. Roma werden nicht eingestellt, finden im Krankheitsfall kaum medizinische Hilfe, ihre Kinder werden in den Schulen gehänselt und ausgegrenzt. Nach der Nato-Intervention im Kosovo-Krieg 1999 wurden 120.000 der vormals rund 150.000 Roma, Aschkali und Kosovo-Ägypter von nationalistischen Albanern mit Gewalt aus dem Land getrieben: 14.000 der rund 19.000 Häuser dieser Volksgruppen wurden zerstört, 75 ihrer Stadtteile und Dörfer dem Erdboden gleichgemacht.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 7. April 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2015

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