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LATEINAMERIKA/071: Ecuador - Kundgebung vor Haushaltsausschuss für Schutz des Waldes und der Indianer


Presseerklärung vom 10. November 2011

Geld für Ecuador statt Ölförderung im Regenwald:
Deutschland soll zum Schutz des Yasuní-Parks und der Waorani-Indianer beitragen


Zum Schutz der Waorani-Indianer und des Yasuní-Nationalparks appelliert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an den Haushaltsausschuss des Bundestages Gelder für Ecuador bereitzustellen. Ecuador hat angeboten, auf die Ölförderung in dem Biosphärenreservat zu verzichten, wenn es dafür vorerst 100 Millionen Dollar Kompensation erhält. "Die Indianer können ohne den einzigartigen Reichtum im Yasuní-Park, den sie über Jahrhunderte gehegt und gepflegt haben, nicht überleben. Aus tiefem Respekt vor ihrer einmaligen Kultur und Lebensweise müssen wir zu ihrer Rettung beitragen", erklärte die GfbV-Referentin Sarah Reinke auf einer gemeinsam mit Rettet den Regenwald und dem Bundesvorstand der Grünen Jugend am Donnerstag in Berlin organisierten Kundgebung vor dem Haushaltsausschuss. Der Deutsche Bundestag hatte 2008 fraktionsübergreifend zugesagt, sich an den Ausgleichszahlungen an Ecuador zu beteiligen. Entwicklungsminister Dirk Niebel hatte diese Zusage kurz nach seinem Amtsantritt überraschend zurückgezogen.

Im Yasuní-Park, in dem das größte noch unangestastete Ölfeld Ecuadors, das Ishpingo-Tambococha-Tiputini (ITT), liegt, leben heute noch rund 2.000 Waorani, darunter die beiden freiwillig isolierten kleinen Gruppen der Tagaeri und der Taromenane. Sie lehnen Kontakt zur Außenwelt vollkommen ab, konnten sich so vor eingeschleppten Krankheiten schützen und so ihre einzigartige Kultur und Lebensweise bewahren.

Seit Jahrzehnten werden die Waorani bedroht. Der Yasuní-Park, der 1979 eingerichtet wurde, liegt wie eine Oase inmitten von Ölfördergebieten. Sie reichen schon bis unmittelbar an seine Grenzen heran. Immer wieder kam es zu Übergriffen bis hin zu Morden an Indianern, die nicht nur von der zerstörerischen Ölförderung, sondern auch von illegalem Holzeinschlag betroffen sind.

Die GfbV wurde mehrfach von Ureinwohner um Hilfe gebeten, wie 2008 von der Gemeinde Quiwaro. Sie schrieb an die in Göttingen ansässige Menschenrechtsorganisation: "Wir haben der Regierung Bescheid gesagt, dass es bei uns illegale Holzfäller gibt und auch, dass Öl aus den Bohrlöchern austritt und unsere Flüsse verseucht. Doch sie hat sich nicht um unsere Probleme gekümmert. Der Staat schafft es nicht, die Holzmafia zu kontrollieren, obwohl dies sogar für Todesfälle an Qaorani verantwortlich ist." Am 10. Februar 2008 waren mindestens fünf Waorani im Nationalpark Yasuní ermordet worden.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 10. November 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2011