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MELDUNG/024: Uran - Protest vor RWE-Hauptversammlung - Ureinwohner leiden für "unseren" Atomstrom


Presseerklärung vom 20. April 2011

RWE-Hauptversammlung in Essen (20.04.2011)

Ureinwohner leiden für "unseren" Atomstrom - RWE muss für Schutz vor Radioaktivität in Uran-Abbaugebieten sorgen!


Mit einer Mahnwache vor der RWE-Hauptversammlung in Essen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen den Energieversorger erhoben: "Ureinwohner leiden für "unseren" Atomstrom!", kritisierte die Menschenrechtsorganisation auf Schildern und forderte Schutzmaßnahmen nach deutschem Standard für Bergleute und Anwohner in der Nähe von Uran-Minen oder -Tagebau. Mehr als 70 Prozent der weltweiten Uranvorkommen liegen auf dem Gebiet indigener Völker wie bei den Aborigines in Australien, den Tuareg in Niger, den Lubicon-Cree-Indianern in Kanada oder bei den Adivasi in Indien.

"RWE muss nicht nur offen legen, woher das Uran für deutsche Atomkraftwerke kommt, sondern auch endlich Verantwortung für die Menschen übernehmen, die für unsere Atomstrom-Produktion ihre Gesundheit und die ihrer Kinder riskieren", forderte die GfbV. "Bisher verschleiern die Energiekonzerne die Herkunft des Urans und geben höchstens ihre Lieferländer bekannt, die jedoch nur Zwischenhändler sind." Deutschland importierte dem Statistischen Amt der Europäischen Union Eurostat zufolge 2009 rund 4.662 Tonnen Natur-Uran. Es wird vermutet, dass es u.a. aus Australien, Niger, Kanada und Kasachstan kommt. Lieferländer sind vor allem Frankreich und Großbritannien. Dort wird kein Uran gefördert.

Nach Angaben der GfbV ist das Land der Tuareg in Niger durch die Uranförderung verstrahlt. In einigen ihrer Siedlungen sind die zulässigen Strahlenwerte um das Hundertfache überschritten. Das Grundwasser ist radioaktiv verseucht. In Australien bedroht die geplante Erweiterung von Uranminen die Mirrar-Aborigines. Bei den Lakota-Indianern in den USA ist die Krebsrate erschreckend hoch. In Teilen ihrer traditionellen Gebiete ist das Grundwasser vergiftet, weil dort unzählige kleine Uranminen und Bohrlöcher ungesichert offen liegen. In Indien hantieren Adivasi als einfache Arbeiter ohne Schutzkleidung mit Uran-Fässern, brechen erzhaltiges Gestein in den Minen. Hochgiftiger Staub und Abraum verseuchen ihre Felder und Flüsse. Aber auch Inuit in Kanada, Sami in Schweden, Tibeter, Uiguren und Mongolen in China, Papua in Westpapua/Indonesien und indigene Völker in Vietnam sind durch den Abbau von Uran bedroht.

"Fast überall sind die Ureinwohner den verheerenden Folgen der Uranförderung schutzlos ausgesetzt", klagt die GfbV. Die meisten wissen nicht einmal, wie gefährlich es für sie ist, in einer Mine zu arbeiten oder in der Nähe einer Abraumhalde zu leben. Oft sparen sich Bergwerksbetreiber selbst einfache Sicherheitsvorkehrungen wie Gummistiefel oder Atemmasken und profitieren von billigen Arbeitskräften. Verantwortung für ihre Gesundheit und ihr Leben wird nicht übernommen. Deshalb organisierte die GfbV 2010 für einen Adivasi-Sprecher aus Indien ein erstes Informationsgespräch mit dem Bundesamt für Strahlenschutz in Frankfurt über Sicherheitsbestimmungen.


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Quelle:
Presseerklärung Essen, den 20. April 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2011