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MELDUNG/113: Anhaltende Diskussion um Papst-Reise in die Zentralafrikanische Republik


Presseerklärung vom 12. November 2015

Anhaltende Diskussion um Papst-Reise in die Zentralafrikanische Republik (29./30.11.):

Schwierigste Auslandsmission von Papst Franziskus ist "Zeichen gegen das Vergessen"
Eskalierende Gewalt gefährdet geplante Reise


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die geplante Reise von Papst Franziskus in die Zentralafrikanische Republik Ende November als "wichtiges Zeichen gegen das Vergessen eines der schlimmsten Krisenherde Afrikas" gewürdigt. Gleichzeitig warnte die Menschenrechtsorganisation jedoch auch vor unkalkulierbaren Risiken für den Pontifex selbst wie auch für Hunderttausende Christen, die aus weiten Teilen des Landes sowie Nachbarstaaten anreisen werden, um mit ihm die Messe zu feiern. "Angesichts wachsender Sicherheitsbedenken ist es fraglich, ob nicht eine Verschiebung des Besuchs sinnvoller wäre, da Milizen mit immer neuen Gewalttaten versuchen, das Land zu destabilisieren und die für den 27. Dezember 2015 geplanten Präsidentschaftswahlen zu verhindern", sagte Ulrich Delius, der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, am Donnerstag in Göttingen. Mit seiner bisher schwierigsten Auslandsmission will der Papst in Zentralafrika trotz anhaltender Konflikte für Verständigung und Versöhnung zwischen Christen und Muslimen werben.

"Ein Großereignis wie einen Papstbesuch können die in der Hauptstadt Bangui konzentrierten Sicherheitskräfte nicht wirksam schützen. Das haben die mehreren Dutzend Übergriffe christlich und muslimisch geprägter Milizen gezeigt, bei denen 75 Menschen seit Ende September 2015 getötet wurden", sagte Delius. So konnten auch 12.000 UN-Blauhelmsoldaten, französische Militärs und Polizisten nicht verhindern, dass in den vergangenen sechs Wochen wöchentlich mindestens zwölf Zivilisten aus politischen Gründen ermordet wurden. Zwar wird man sich bemühen, die Sicherheit des Papstes zu gewährleisten, doch ein absoluter Schutz für alle Gläubigen, die ihn erleben wollen, ist nicht möglich. Französische Militärs warnen bereits vor den Risiken eines Papst-Besuches. Die große internationale Aufmerksamkeit während der Visite wäre für Attentäter eine ideale Kulisse, um die amtierende Übergangsregierung zu diskreditieren und das Land in noch mehr Chaos zu stürzen.

Gewalt geht sowohl von christlich als auch muslimisch geprägten Milizen aus, die Religionszugehörigkeit als Vorwand benutzen, um Zivilisten der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft anzugreifen. Nur im Ziel sind sich diese kriminellen Banden unter Führung des Anti-Balaka-Chefs Maxime Mokom und des ehemaligen Seleka-Führers Noureddine Adam einig: Sie wollen eine Verschiebung der Präsidentschaftswahlen erreichen und die Rückkehr des im März 2013 gestürzten Staatspräsidenten Francois Bozizé aus dem Exil durchsetzen. Bei der Zivilbevölkerung sind die Milizen wegen ihres Terrors und der Instrumentalisierung der Religion verhasst.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 12. November 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2015

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