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NAHOST/267: Appell an Vereinte Nationen - Verantwortliche für Völkermord an Yeziden bestrafen


Presseerklärung vom 29. März 2017

Weltsicherheitsrat berät über Lage im Nahen Osten (30.3.)

Appell an Vereinte Nationen: Verantwortliche für Völkermord an Yeziden bestrafen!


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an den Präsidenten des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen Matthew Rycroft appelliert, den Internationalen Strafgerichtshof damit zu beauftragen, die Verantwortlichen für den Völkermord an den Yeziden zur Rechenschaft zu ziehen. "Für die Überlebenden des Genozids ist es zutiefst demütigend zuzusehen, dass die Täter des Völkermords straflos bleiben. Die Kriegsverbrechen des "Islamischen States" (IS) an Yeziden und an Angehörigen anderer Minderheiten im Irak müssen endlich juristisch aufgearbeitet werden. Der IS veröffentlicht immer noch Woche für Woche Bilder von ihren alten und neuen Verbrechen im Internet", kritisierte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Mittwoch in Göttingen.

Am heutigen Mittwoch findet in London die Internationale Konferenz «Accountability: International Crimes in Syria and Iraq» mit Amal Clooney an der Denkfabrik Chatham House statt. Die aus dem Libanon stammende britische Anwältin Amal Clooney arbeitet seit 2010 in der Kanzlei Doughty Street Chambers in London. Sie ist spezialisiert auf Völkerrecht, Menschenrechte sowie Auslieferungs- und Strafrecht. Zu ihren Mandanten gehörten unter anderem Nadia Murad, yezidische "UN-Botschafterin des Friedens für die Würde der Opfer von Menschenhandel." Nadia Murad ist ein Opfer des IS. Im August 2014 wurde sie mit vielen anderen yezidischen Frauen von dem IS aus ihrem Geburts- und Heimatdorf Kocho bei Sinjar im äußersten Nordwesten vom Irak entführt und als Sexsklavin in Gefangenschaft gehalten. Nach drei Monaten gelang es ihr zu fliehen und nach Deutschland zu kommen.

Im August 2014 hatte der IS die Dörfer der Yeziden im Nordirak überrannt, rund 7.000 Gefangene genommen, Frauen von Männern, alte Menschen von jungen getrennt. Alle jungen Männer, die sich weigerten zu konvertieren, wurden erschossen, die jüngeren Frauen hingegen verschleppt, zwangsverheiratet und missbraucht. Auch Angehörige anderer Minderheiten wie Christen, Shabak und Schiiten wurden vom IS angegriffen. Im yezidischen Dorf Kocho hat der IS ein Blutbad angerichtet. Innerhalb einer Stunde töteten die Extremisten über 300 Männer, viele Frauen wurden entführt und zu Sklaven gemacht.

Rund 5.000 Yeziden kamen Schätzungen zufolge während des Völkermordes zu Tode, fast 90 Prozent der Angehörigen der Minderheit mussten fliehen. Noch immer werden rund 3.400 Frauen und Kinder vom IS gegen ihren Willen festgehalten. Auch UN-Menschenrechtsexperten bewerten die an Yeziden begangenen Verbrechen als Genozid.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 29. März 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2017

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