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INTERNATIONAL/071: Argentinien - Kampagne "Männer gegen Machismus" verbucht bemerkenswerte Erfolge (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. November 2011

Argentinien: Männer gegen Machismus - Ungewöhnliche Kampagne verbucht bemerkenswerte Erfolge

von Marcela Valente


Buenos Aires, 15. November - Eine originelle Kampagne hat dafür gesorgt, dass sich inzwischen tausende argentinische Männer mit den Themen Männerwahn und Gewalt gegen Frauen auseinandersetzen.

Den Aktivisten der Kampagne '260 Männer gegen den Machismo' geht es darum, möglichst viele einflussreiche Männer aus Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen dazu zu bringen, sich innerhalb ihrer Einflusssphäre als Promotoren für ein Ende der Gewalt gegen Frauen zu engagieren. Medienberichten zufolge wurden 2010 mindestens 260 Frauen von ihren Partnern ermordet.

In diesem Jahr ergriffen 29 Politiker, Militärs und andere männliche Führungspersönlichkeiten die Gelegenheit, um ihre Mitarbeiter von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Machismus und seine Folgen auf das Leben von Frauen zu hinterfragen.

"Es ist schon sehr interessant, einen Verteidigungsminister (Arturo Puricelli) dabei zu beobachten, wie er den Generalstab einberuft, um in einem voll besetzten Saal gegen den Männerwahn zu Felde zu ziehen und die anwesenden Militärs anschließend dazu aufzurufen, dem Machismus abzuschwören", meinte José María Di Bello, einer der Kampagnenleiter.

Die Kampagne machte auch vor dem Nationalen Strafvollzugssystem nicht Halt. So wurden die Mitarbeiter der Behörde von ihrem Chef in die Pflicht genommen, sich mit dem Problem von Männergewalt- und Männerwahn gründlich auseinanderzusetzen. Am Ende der Veranstaltung ließen sich die Teilnehmer mit Plakaten ablichten, auf denen die Namen der im letzten Jahr ermordeten Frauen zu lesen waren.

"Wenn sich Frauen mobilisieren, geht es ihnen meist darum, ihre Geschlechtsgenossinnen vor Männergewalt zu schützen. Parlamentarierinnen kämpfen um entsprechende Gesetze, und Feministinnen veranstalten Protestkundgebungen. Wir Männer jedoch sind immer abwesend", erläuterte Di Bello von der Nichtregierungsorganisation 'Efecto Positivo' ein Motiv für die Durchführung der Kampagne. "Wollen wir die Gewalt gegen Frauen beenden, müssen wir gegen den Machismo vorgehen, dem Vater aller Gewalttaten. Wir wollen Teil der Lösung sein."


6.000 Selbstverpflichtungen

Die Kampagne kann bereits auf eine Vielzahl von Erfolgen verweisen. So haben sich 6.000 Männer schriftlich dazu bereit erklärt, jede Gewalt gegen Frauen zu unterlassen. Auch willigten sie ein, ihre Verhaltensweisen mindestens einmal pro Tag auf mögliche sexistische und frauenfeindliche Elemente zu prüfen und zu ändern.

Bei den letzten Wahlen am 23. Oktober gab es kein einziges Wahllokal, in dem Hinweise auf die Folgen von Männerwahn gefehlt hätten. Auch wurden die männlichen Wähler aufgerufen, sich vor den Schildern abzulichten und die Bilder über die sozialen Internet-Netzwerke zu verbreiten.

Der erste Politiker, der sich der Kampagne angeschlossen hatte, war Arbeitsminister Carlos Tomada. Er rief seinen gesamten Mitarbeiterstab zusammen, um auf die Gefahren des Machismus hinzuweisen. Mittlerweile, so Di Bello schmunzelnd, werde Tomada häufig als Redner gegen Männergewalt gebucht. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://hombrescontraelmachismo.blogspot.com/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99545

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 15. November 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2011