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INTERNATIONAL/223: 26. September - Internationaler Tag für die Abschaffung von Atomwaffen (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

26. September: Internationaler Tag für die Abschaffung von Atomwaffen

Von John Hallam, People for Nuclear Disarmament [1], 26. September 2016


Vor 33 Jahren hätte die Welt beinahe geendet. Sie kann es noch immer.

Sydney - 26.09.2016. Vor 33 Jahren, am 26. September 1983, hätte diese Welt beinahe geendet. Es geschah nur deshalb nicht, weil Oberst Stanislav Petrov (der noch nicht einmal für diese Nacht auf dem Dienstplan vorgesehen war) inmitten von heulenden Sirenen und blinkenden Lampen, mit einem Computer, der ihm sagte, dass die Apokalypse sich mit dreifacher Schallgeschwindigkeit nähere und in zwanzig Minuten eintreffe, die richtige Entscheidung fällte und dies als falschen Alarm meldete. Hätte die normalerweise dienstleistende Person, welche ihm unterstellt war, in dieser Nacht gewacht, dann hätte sie gemeldet, dass die USA fünf Raketen auf die damalige Sowjetunion losgeschickt hätten, und 10.000 bis 15.000 Sprengköpfe wären abgeschossen worden als Antwort, mithilfe einer nicht zu stoppenden, digitalisierten Abfolge von Programmen, und wir wären nicht mehr hier, um uns dieses Ereignisses zu erinnern.

Dieser 26. September wurde 2013 zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Atomwaffen gemacht durch eine Resolution der Bewegung der Blockfreien Staaten bei einem hochrangigen Treffen über Atomare Abrüstung, exakt zum 30. Jahrestag von Petrovs "Wegwischen" der Apokalypse.

Es kann immer noch passieren. Obwohl die Anzahl der Sprengköpfe in erhöhter Alarmbereitschaft von ursprünglich 15.000 bis 20.000 mittlerweile deutlich reduziert wurde, besitzen die USA und Russland noch immer ungefähr 2.000 Sprengköpfe in ihren Lagern und auf mobilen Abschussrampen, die fähig sind, "in wenigen Dutzend Sekunden" abgeschossen zu werden.

Die atomare Aufstellung der USA und Russlands beinhaltet weiterhin die Option zum unverzüglichen Abschuss von Raketen aus landgestützten Basen und Abschussrampen, gesteuert von Satellitenüberwachungssystemen oder noch schlimmer, Radarwarnung.

Jedes zweite Jahr verabschieden die Vereinten Nationen eine Resolution, genannt "Gefechtsbereitschaft der Atomwaffensysteme", welche beantragt wird von Chile, Malaysia, Neuseeland, Nigeria, Schweden und der Schweiz, die eine Herabsetzung der Gefechtsbereitschaft der Atomwaffensysteme und eine Anhebung der entscheidungsfähigen Zeit fordert. Diese Resolution wird unterstützt von über 140 Regierungen. Zusätzlich fordert eine große Anzahl anderer UN-Resolutionen eine Herabsetzung der Gefechtsbereitschaft nuklearer Waffen.

In den USA hat die Union of Concerned Scientists eine große Anzahl renommierter Wissenschaftler und pensionierter Militärs dazu bewegt, eine Herabsetzung der Gefechtsbereitschaft zu fordern und die USA dazu zu bewegen, eine Doktrin des "Nicht-Erstschlags" mit Atomwaffen zu verabschieden. Einige Zeit sah es so aus, als würde die Obama-Administration genau das tun.

Die Gefahr einer Apokalypse, die eher zufällig oder "schlafwandlerisch" aus einer eskalierenden Krise (wie etwa in den Baltischen Ländern, der Ukraine oder vielleicht dem Südchinesischen Meer) entstehen könnte, ist ebenso groß wie zuvor, und ebenso groß wie 1983. Die Zeiger der "Doomsday Clock" (Uhr zum Tag des Jüngsten Gerichtes), die durch ein Bulletin von Atomwissenschaftlern eingerichtet und von Nobelpreisträgern justiert wurde, zeigt weiterhin auf drei Minuten vor Mitternacht (dem Ende der Zivilisation), den gleichen Punkt, an dem sie 1983 stand.

Das nächste Vorstandskommittee der UN-Vollversammlung, das im Oktober zusammentrifft, wird unter anderem (darunter auch viele Vorschläge zur atomaren Risikoreduktion) einen Vorschlag zum Beginn eines Verhandlungsprozesses machen, der Atomwaffen illegalisiert.

Ein anderes hochrangiges Treffen wird im UN-Hauptquartier in New York abgehalten werden.

Es ist längst an der Zeit, bereits überfällig, Atomwaffen komplett abzuschaffen. Und es ist sogar noch mehr überfällig, geeignete Massnahmen zu finden, die es weniger wahrscheinlich machen, dass unsere Zivilisation und möglicherweise die menschliche Spezies vor ihrer Zeit endet, durch einen Computerfehler oder eine menschliche Fehleinschätzung.

John Hallam,
UN Nuclear Disarmament Campaigner,
Human Survival Project
People for Nuclear Disarmament


Anmerkung:
[1] www.pndnsw.org.au


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2016

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