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MELDUNG/045: Zyanidunfall in Goldmine des Bergbaugiganten Newmont


Fian - Pressemitteilung vom 29.09.2011
Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht, sich zu ernähren

Zyanidunfall in Goldmine des Bergbaugiganten Newmont

Wikileaks Depeschen bestätigen Vertuschungsversuche


Köln/Wien, 29. September 2011. Im Oktober 2009 ereignete sich ein schwerwiegender Unfall in der Ahafo-Goldmine in Ghana, bei dem hochgiftiges Zyanid austrat. Neue Veröffentlichungen der Enthüllungsplattform Wikileaks decken auf, dass sich das verantwortliche Unternehmen Newmont damals grob fahrlässig verhalten hat. Außerdem wurde versucht, den Unfall zu vertuschen. Diese Dokumente belegen einmal mehr, dass der hochlukrative Abbau von Gold oft verheerende Folgen für Mensch und Umwelt hat, Regulierung und Kontrolle der Unternehmen aber völlig unzureichend sind.

Am 8. Oktober 2009 gelangte hochgiftiges Zyanid aus der Ahafo-Mine in die umliegenden Flüsse. Zwei Tage später entdeckten Anwohner der Mine tote Fische im Fluss und schlugen beim Minenbetreiber Newmont Alarm. Aus den jetzt veröffentlichten Dokumenten geht hervor, dass die Kommission der ghanaischen Regierung, die den Zyanidunfall untersuchte, zu dem Ergebnis kam, dass Newmont sich "fahrlässig verhalten" habe, "den Vorfall zu vertuschen versuchte" und erst mit zweitägiger Verspätung an die Behörden meldete. Ein Vertreter der ghanaischen Umweltbehörde beschrieb das Verhalten von Newmont in dem Fall als "sehr unprofessionell" und bemerkte zudem, dass Newmont "mangelhafte interne Sicherheitskontrollen" gehabt habe.

Trotz dieses gravierenden Unfalls und breiter Proteste erhielt Newmont im Januar 2010 die Genehmigung für eine zweite Tagebaumine in Ghana in der Region Akyem, von der auch ein Waldschutzgebiet betroffen sein wird. Ghana ist als Unterzeichnerstaat des Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte dazu verpflichtet, das Recht auf Nahrung und Wasser der Menschen in Ahafo und Akyem zu respektieren, zu schützen und zu gewährleisten. Die Regierung muss sicherstellen, dass die Lebensgrundlagen der ländlichen Gemeinschaften, insbesondere die Flussläufe geschützt werden.

Die Ahafo-Mine wurde im März 2008 unter dem International Cyanide Management Code (ICMC) zertifiziert, als erste Newmont-Mine und erste Mine in Afrika. Der ICMC ist ein freiwilliger, von der Industrie selbst entwickelter Verhaltenscode. "Das Verhalten des Unternehmens verdeutlicht einmal mehr die Notwendigkeit staatlicher Regulierung und menschenrechtlicher Kontrolle für Bergbauunternehmen. Von der Industrie selbst auferlegte Kriterien bewahren die Minengemeinden nicht vor Verletzungen des Menschenrechts auf Wasser", so Brigitte Reisenberger von FIAN Österreich und Co-Autorin des Schwarzbuch Gold, das die Vertuschungsversuche Newmonts bereits vor der Veröffentlichung der Depesche thematisierte. "Diese neuen Veröffentlichungen bestätigen nun wie fahrlässig Newmont gehandelt hat. Die Umweltbehörde darf als staatliche Institution nicht davor zurückschrecken, umweltrechtliche Genehmigungen auch wieder zu entziehen." so Sebastian Rötters, Bergbau-Referent von FIAN Deutschland.


http://wikileaks.org/cable/2010/01/10ACCRA84.html

http://www.facebook.com/SchwarzbuchGold


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FIAN (FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung mit Mitgliedern in 60 Ländern.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. September 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2011